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Betrug beim Casting

Betrug beim Casting

Titel: Betrug beim Casting
Autoren: H Wich
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Mutter gelobt zu werden.
    »Das stimmt doch«, beharrte Frau Freiberg. »Du bist gut, Schatz. Seit du sechs bist, hast du ununterbrochen hart an dir gearbeitet, hast Gesangs- und Tanzstunden genommen und mit deiner Band auch schon viel Bühnenerfahrung gesammelt. Von den vier Wochen, die wir dieses Jahr in den Sommerferien zusammen auf dem Solosänger-Coaching in London waren, will ich gar nicht reden.«
    Marie blieb der Bissen, den sie gerade genommen hatte, im Hals stecken. So viel hatte Ramona schon gemacht? Da konnte sie wirklich nicht mithalten.
    »Hör endlich auf, Mama!«, sagte Ramona. »Marie singt sicher genauso gut wie ich. Du, stell dir vor, sie kennt übrigens Michael Martens!«
    »Wirklich?« Frau Freiberg strahlte Marie an. »Woher kennst du ihn und wo hast du ihn getroffen?«
    Marie erzählte noch mal ausführlich von der Party am Samstag. Jetzt, beim zweiten Mal, schmückte sie die Geschichte noch mehr aus und erwähnte natürlich mit keiner einzigen Silbe, wie sie sich danebenbenommen hatte und wie Michael sie hatte abblitzen lassen.
    »Er hat sich total viel Zeit für mich genommen«, sagte sie am Schluss, »und alle meine Fragen geduldig beantwortet.«
    Frau Freiberg nickte ihrer Tochter zu. »Hab ich’s dir nicht gleich gesagt, Ramona? Dieser Mann ist ein Profi. Nur echte Profis sind so nett und unkompliziert. Wenn du genauso nett und locker zu ihm bist, kann eigentlich gar nichts schief gehen.«
    »Mama …«, sagte Ramona.
    Ihre Mutter wandte sich wieder Marie zu. »Und, hat er dir auch noch ein paar Tipps gegeben, wie du am besten deine Performance machst?«
    Marie biss sich auf die Lippen, um nicht rot zu werden. »Nein, das hat er nicht. Er hat gemeint, jede Bewerberin hat die gleichen Chancen.«
    »Ach ja?« Um die Lippen von Frau Freiberg spielte ein kleines Lächeln. »Ich denke, das gilt nicht für alle. Ramona – und du natürlich! – ihr habt bessere Chancen.«
    »Meinen Sie?«, fragte Marie geschmeichelt. Da fiel ihr plötzlich siedend heiß ein, dass sie vergessen hatte, Kim und Franziska abzusagen. Die beiden waren sicher stinksauer auf sie. »Ich muss los«, sagte sie und stand auf.
    »Bleib doch noch!«, sagte Ramona. »Wir können auch rauf auf mein Zimmer gehen.«
    Marie zögerte. »Heute geht es leider nicht. Aber ich ruf dich an, okay?«
    »Okay«, sagte Ramona. »Und wenn du’s nicht tust, ruf ich an. Ich bin hartnäckig, wenn es um neue Freunde geht!«
    Marie wurde warm ums Herz. Ramona wollte ihre Freundin sein! Wenn ihr das jemand vor einer Woche erzählt hätte, hätte sie es nie und nimmer für möglich gehalten.
     

Lampenfieber
    »Hier sind wir!«, rief Franziska. Hektisch winkend stand sie am Eingang des Hotels, in dem gleich die erste Runde des Castings stattfinden sollte.
    Marie löste sich von Ramona, die sich gerade vor lauter Aufregung an ihren Arm geklammert hatte. »Ich seh euch!«
    Kim spürte einen kleinen Stich in der Brust. Seit Marie Ramona kennen gelernt hatte, schwärmte sie ständig von der neuen Freundin und erzählte nur noch von den gemeinsamen Treffen und Proben mit ihr. Kim fand es ja gut, dass Marie jemanden hatte, mit dem sie sich zusammen auf das Casting vorbereiten konnte, aber deswegen musste sie doch nicht gleich die drei !!! so vernachlässigen.
    »Ich sterbe!«, rief Marie und fiel Kim um den Hals. Anscheinend hatte sie ihre alten Freundinnen doch noch nicht ganz vergessen.
    »Das tust du nicht«, widersprach Kim. »Du gehst jetzt da rein und singst die anderen Mädchen an die Wand.«
    »Und wir feuern dich an«, sagte Franziska.
    »Und wer feuert mich an?«, fragte Ramona.
    Marie stupste sie an. »Ich natürlich – und deine Mutter.«
    »Ja«, stöhnte Ramona. »Aber die ist noch viel aufgeregter als ich. Sie macht mich noch wahnsinnig!«
    In dem Moment schoss Frau Freiberg aus dem Hotel und sah sich suchend um. »Wo bleibst du denn, Ramona? Ich hab dich gerade angemeldet.«
    »Ich komm ja schon«, sagte Ramona und verschwand mit ihrer Mutter im Hotel.
    Franziska und Kim hakten sich rechts und links bei Marie unter.
    »Auf in den Kampf!«, rief Franziska.
    Obwohl sie eigentlich mit diesen komischen Musik-Castings nichts anfangen konnte, hatte sie plötzlich der Sportsgeist gepackt. Sie wollte unbedingt, dass Marie gewann, und nicht ihre Schwester, die auch beim Casting mitmachte. Seit Chrissie sich dazu entschlossen hatte, war sie nämlich wieder unerträglich zickig.
    Maries Knie fingen zu zittern an. Jetzt war es wirklich so weit.
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