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Betoerendes Trugbild

Betoerendes Trugbild

Titel: Betoerendes Trugbild
Autoren: Natalie Rabengut
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Begierde war. Es war das Einzige, das sie für sich wollte und für sich stahl. Kein Auftrag, kein Geld steckten dahinter. Samantha wollte sich belohnen und hatte kein Problem damit, den Umweg über Scott Winters zu gehen.  

    Das Nachtsichtgerät war eine große Hilfe. Sie hatte nur 42 Sekunden, bevor der Wachwechsel vollzogen war. Der Seilzug war in Position und die Rauchgranate steckte für alle Fälle in ihrem Gürtel, wo sich auch das Skalpell und die restlichen Werkzeuge befanden. Eigentlich sollte es ein Kinderspiel werden.
    Die Vorfreude und das Adrenalin mischten sich zu einem prickelnden Cocktail in ihrer Blutbahn. Sie konnte es kaum erwarten. Der Timer an ihrem Handgelenk vibrierte und sie zögerte keine Sekunde. Geschmeidig ließ sie sich herab und stoppte vor dem Objekt ihrer Begierde. Bevor der Timer sich erneut meldete, musste sie wieder oben sein – ohne auch nur einen der vielen Sensoren auszulösen.  
    Ihre Laune stürzte ins Bodenlose. Schnell sah sie sich um, bevor sie die Taschenlampe zückte. Ihr Mentor hatte sie hervorragend trainiert. Nach nur wenigen Sekunden war sie sich sicher, eine Fälschung vor der Nase zu haben. Kunstfälscher waren allesamt eitle Gecken und versteckten immer irgendwo ihre Initialen. Giórdianos kleines, geschwungenes „G“ zu finden, war keine Herausforderung. Lange konnte das Duplikat hier noch nicht hängen. Erst vor zwei Wochen hatte sie sich das Original während der regulären Öffnungszeiten angesehen. Ihren lauten Fluch konnte sie nur durch reine Selbstbeherrschung zu unterdrücken.  
    Der Seilzug brachte sie zurück in die Höhe und keine zehn Minuten später schlenderte sie über die Rue de Rivoli. Sie war wütend, sehr wütend – und gerade völlig umsonst in den Louvre eingebrochen.  

    Zu gern hätte sie Scott gefragt, wer das Gemälde für ihn geklaut hatte. Stattdessen nahm sie sich lächelnd noch ein paar Garnelen und lauschte seinen Ausführungen über die Neugestaltung des Gartens.
    „Am schwierigsten war es, die Hecke da drüben zum Wachsen zu bringen. Die ersten Jahre wollte sie gar nicht in Höhe gehen. Dahinter befinden sich ein kleiner Teich und ein Pavillon, in dem man ungestört sein kann.“
    Im Haus hinter ihnen ertönte Rumpeln und Sam warf einen neugierigen Blick über die Schulter.  
    „Das sind die Vorbereitungen für eine kleine Cocktailparty, die ich morgen Abend gebe. Sie sind natürlich eingeladen“, erläuterte Scott.
    Samantha nahm einen Schluck aus der Scott-Tasse und fragte: „Was ist der Anlass?“
    „Dass Sie sich bereit erklärt haben, mit mir Samstagabend Essen zu gehen.“
    Beinahe hätte sie sich verschluckt. Schockiert starrte Sam ihn an und ihr dämmerte die Erkenntnis, dass er nicht scherzte. „Sie geben eine Party? Aber wie sollen wir dann Essen gehen?“
    Er streckte die Arme aus und verkündete überschwänglich: „Na, wir essen hier auf der Party. Da gibt es ein paar fabelhafte Leute, vor denen ich umbedingt mit meiner hübschen Begleitung angeben muss.“  
    In diesem Moment stolzierten zwei rassige, dunkelhaarige Schönheiten aus dem Haus. In identischen Bikinis flanierten sie vorbei und hauchten dabei Luftküsschen in Scotts Richtung. Er winkte ihnen zu. „Freundinnen meines Bruders. Hier sind eigentlich immer Gäste im Haus. Was praktisch ist, denn das Haus ist viel zu groß und ich bin nicht gern allein.“
    Samantha nickte und glaubte ihm nicht ein Wort. Aber so würde sie wenigstens nicht auffallen, wenn sie im Haus herumschnüffelte. Gut sichtbar warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich fürchte, ich muss gleich los. Kann ich Ihr Telefon benutzen, um ein Taxi zu rufen, Scott?“
    „Ich fahre Sie selbstverständlich, Samantha.“
    „Nein, nein“, wehrte sie ab. „Das kann ich doch nicht annehmen.“
    „Natürlich können Sie, genau wie Sie die hübscheste Frau auf meiner bescheidenen Party sein werden.“ Er grinste wie ein kleiner Junge und Samantha schluckte schwer. Sie hasste solche Veranstaltungen aus gutem Grund. Wenn sie sie bisher besucht hatte, dann nur, um Leute auszurauben oder zu betrügen. Dementsprechend lang war die Liste der Personen, denen sie lieber nicht über den Weg laufen wollte.  
    „Ich denke darüber nach.“
    Scott seufzte gespielt und sagte: „Dann rufe ich wohl schon mal meinen Floristen an.“
    Samantha lachte und stand auf. Mit einem letzten, sehnsüchtigen Blick in den Garten machte sich auf den Weg zurück ins Haus.
    „Haben wir noch Zeit für
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