Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bestien

Bestien

Titel: Bestien
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
in den Bergen zu leben, umgeben von
ragenden Gipfeln, tief eingeschnittenen Tälern und wildreichen
Wäldern, hatte ihn unwiderstehlich angezogen.
    Für Kelly war es eine ganz entgegengesetzte Erfahrung
gewesen. Die Vorstellung, ihre Freundinnen zurücklassen zu
müssen, hatte Wutausbrüche ausgelöst. Dann, als sie gemerkt
hatte, daß ihr Zorn nichts zu ändern vermochte, hatte sie sich in
ein finster schmollendes Stillschweigen zurückgezogen, das
wenigstens für den Rest der Familie leichter zu ertragen
gewesen war als die kreischenden Wutanfälle der ersten paar
Tage, nachdem Blake mit der Neuigkeit nach Haus gekommen
war.
    Sharon hatte auf die Nachricht mit gemischten Gefühlen
reagiert. Die Vorteile des Umzuges hatten auf der Hand
gelegen: Das Gehalt war um ein Drittel höher als Blakes
bisheriges Einkommen, und seine Zukunftsaussichten waren
plötzlich unbegrenzt. Noch hatte die Aussicht, in Silverdale zu
leben, sie aus der Fassung gebracht; tatsächlich war sie schon
lange neugierig auf die kleine Stadt in ihrem versteckten
Gebirgstal gewesen, die im Konzern eine so zentrale Rolle
spielte; und schließlich würde sie wieder mit ihrer Freundin
Elaine Harris vereint sein. Sie hatte keineswegs bedauert, San
Marcos zu verlassen, das längst im Siedlungsbrei um San Jose
aufgegangen war und jeden eigenständigen Charakter, den es
einmal gehabt haben mochte, verloren hatte, als es vom
brutalen Funktionalismus der Einkaufszentren und dem
gesichtslosen Einheitsstil neuer Wohnanlagen überwuchert
worden war.
    Aber einfach die Sachen zu packen und in wenig mehr als
einer Woche auf und davon zu sein, widersprach ihrer Natur;
es war in einer Weise beinahe wie Sterben. Sie hatte kaum Zeit
gehabt, alle Freunde und Bekannten von ihrem Wegzug zu
verständigen, geschweige denn von ihnen allen Abschied zu
nehmen. Es hatte natürlich eine Abschiedsfeier gegeben, doch
war das Haus zu diesem Zeitpunkt schon in einem allzu
fortgeschrittenen Zustand des Chaos gewesen, als daß sie selbst
hätte die Gastgeberin spielen können. So war es gekommen,
daß John Ripley, Blakes Chef, die Abschiedsparty der Tanners
gegeben hatte; die meisten Gäste waren Leute von Tarrentech
gewesen und nicht die Freunde und Bekannten aus den
intellektuellen und kunstinteressierten Kreisen, in denen sie
sich immer am wohlsten gefühlt hatte.
    Gleichviel, die Entscheidung war gefallen, die Möbelspediteure waren ins Haus gekommen, und nun war ihr ganzer
weltlicher Besitz in dem Möbelwagen, der San Marcos ein paar
Stunden vor ihnen verlassen hatte.
    Der Kombiwagen, in dem sie fuhren, war vollgestopft mit
den zwei- und vierbeinigen Familienmitgliedern und ihrem
Reisegepäck: Die Möbelspediteure hatten sich geweigert, die
Verantwortung für den Käfig voller Kaninchen zu übernehmen,
und Mark hatte sich trotz der lauten Mißfallensäußerungen
seines Vaters mit Sharons Unterstützung geweigert, die Tiere
aufzugeben. Sie erwiesen sich als eine nützliche Ablenkung für
Chivas, der den größten Teil der Reise geduldig im Heckraum
des Wagens liegend verbracht hatte, wo er die in ihrem Käfig
zusammengedrängt kauernden Kaninchen bewachte; diese
wiederum waren beunruhigt von den Geräuschen und
Bewegungen des Wagens, machten furchtsam runde Augen
und schnupperten verständnislos. Kellys mißmutiges
Stillschweigen war unterwegs allmählich verdampft; der
Energieaufwand, welcher nötig war, ihre Verstimmung zwei
Wochen lang aufrechtzuerhalten, hatte sich endlich als zu groß
erwiesen. Mark hatte seine Zeit mit einer Sammlung von
Naturführern zugebracht und alle Sträucher, Bäume und
geologischen Merkmale identifiziert, an denen sie vorbeigefahren waren. Jetzt lag Silverdale dreißig Meilen voraus.
    Eine halbe Stunde später bog Blake von der Fernstraße links
ab, und sie fuhren die Landstraße zu dem versteckten Tal
hinauf, in dessen Mitte Silverdale lag. Es war einst eine
Bergbausiedlung gewesen, aber die Erzvorkommen waren
längst erschöpft, und die Stadt hatte – wie so viele andere in
der Gegend
– einen allmählichen Niedergang erlebt. Ted
Thornton hatte das Nest vor einem Jahrzehnt entdeckt, und
dann, nachdem er drei größere Projekte durch Industriespionage verloren hatte, wie sie in Silicon Valley gang und
gäbe war, den Entschluß gefaßt, seine Konzernabteilung
Forschung und Entwicklung aus der Gegend von San Jose
hierher zu verlegen.
    Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit, hatte er
ausgedehnte Flächen um Silverdale gekauft, und ehe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher