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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis
Autoren: Stefan Wolf
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seinen
Vornamen gemerkt. Albert. Er sagte, er sei Vermittler. Er vermittele Geschäfte.
Ganz klug bin ich daraus nicht geworden. Jedenfalls hat er mich bedrängt. Ich
sollte ihm unbedingt das Grundstück verkaufen, das ich von meinem Großvater
geerbt habe. Es ist unbebaut und liegt draußen in Fichtendorf. Nur eine Laube
steht drauf. In der schönen Jahreszeit bin ich oft dort. Deshalb verkaufe ich
auch nicht. Dann sah Herr Zenke sich hier um. Und es klang geringschätzig, als
er sagte, mit dem Geld für das Grundstück könnte ich mir einen schönen
Lebensabend machen. Ich sollte doch nicht dumm sein. Da habe ich mich geärgert,
ihm gesagt, ich sei wohlhabend genug — und ihm das Geld gezeigt.“
    Fassungslose Stille dehnte sich
aus.
    Dann seufzte Gaby. „Das war
aber leichtsinnig. Oma Habrecht, wie konnten Sie das tun! Dieser Typ ist
sicherlich ein Geier — ein Geschäftemacher, der Ihnen das Grundstück abluchsen
wollte. O weh!“
    Klößchen, der seit einer Weile
Schokolade lutschte, gab seinen Senf dazu: „Sie können von Glück sagen, daß Sie
noch leben. Geschäftemacher sind Gauner und schrecken vor nichts zurück. Für
198.000 Piepen verkaufen die den schäbigen Rest ihrer Seele. Denen ist
zuzutrauen, daß sie...“
    „Hatten Sie nach Zenke noch
anderen Besuch?“ unterbrach Tim Klößchens Schwarzmalerei.
    Oma Habrecht verneinte.
    „Ganz sicher nicht?“
    „Nein. Niemand. Es kann auch
niemand heimlich eingedrungen sein. Denn ich war die ganze Zeit hier. Im
übrigen habe ich diesem Zenke das Versteck doch nur gezeigt, weil ich das Geld
sowieso zur Bank bringen wollte.“
    „Aber erst heute“, sagte Tim.
„Und Sie sehen ja, was jetzt ist. Der hat es unter Ihren Augen gestohlen.
Sicherlich wollten Sie ihm was anbieten, sind in der Küche gewesen, und er hat
die Gelegenheit genutzt.“
    Die alte Dame dachte nach. Dann
schüttelte sie heftig den Kopf.
    „Er hat nichts gekriegt. Ich
war auch nicht in der Küche. Aber als er sich verabschiedete, hatte er seine
Aktentasche vergessen. Wir standen schon an der Haustür. Er lief hierher zurück
und holte die Aktentasche. Er war sofort wieder da. Meint ihr, er hat... mich
bestohlen? Er war doch so gut gekleidet, hatte einen Diamantring und eine
goldene Armbanduhr.“
    „Daran erkennt man Ganoven“,
meldete sich Klößchen vorlaut. „Die laufen nicht mehr abgewrackt rum wie zu
Räuberhauptmanns Zeiten. Je schlimmer der Betrüger, um so toller die Schale.“
    „Als verbindliche Wahrheit
kannst du das nicht verkaufen“, meinte Tim milde — und wandte sich wieder an
die Bestohlene. „Es wird nicht leicht sein, den Typ zu überführen. Aber wir
werden alles versuchen. Hoffentlich ist Albert Zenke sein richtiger Name.
Wir...“
    „Ich glaube schon.“ Die alte
Dame stand auf und trippelte zu dem Nußbaum-Sekretär in der Ecke. „Gleich zu
Anfang gab er mir seine Visitenkarte. Hier ist sie.“
    Die vier TKKG-Freunde schoben
die Köpfe zusammen und lasen.
    Albert Zenke — stand auf der ockergelben Karte
— Im- und Export. Darunter die Adresse: An der Seeleite2...
    „Das ist außerhalb der Stadt“,
sagte Karl sofort, „nämlich am Nesswangl-See. Dort stehen doch überhaupt nur
zwei Häuser. Eine protzige Villa mit großem Park — und davor, stadtwärts, ein
lustiges Ferienhaus.“
    „Stimmt!“ sagte Klößchen.
    Auch Gaby und Tim kannten den
Nesswangl-See.
    Die Zubringer-Straße endete
dort, wie Tim sich entsann. Der See war nicht groß, galt aber als fischreich.
Büsche, durch die Pfade führten, umgaben ihn.
    „Es ist natürlich ein Fall für
uns“, sagte Tim. „Aber wir können nur mitarbeiten. Wenn wir auf eigene Faust
loswursteln, kündigt uns Gabys Vater die Freundschaft. Mit Recht. Denn immerhin
steht Oma Habrechts Geld auf dem Spiel, und in speziell dieser Situation hat
die Polizei mehr Möglichkeiten als wir. Dennoch werden wir nicht Däumchen
drehen, sondern schon mal Augenmaß nehmen, während Gaby ihren Vater
verständigt. Alles klar?“
    „Nur zum Teil“, sagte Gaby.
„Also, was meinst du?“
    „Wir ziehen die Kiste so auf:
Du rufst im Präsidium an und wartest dann hier auf deinen Vater. Denn natürlich
wird er erstmal mit Oma Habrecht reden, um sich ein klares Bild zu machen.
Karl, Willi und ich — wir brettern raus zum See und beäugen die Adresse.
Vielleicht sitzt Zenke vor dem Haus und zählt die Beute.“
    Plötzlich begann Oma Habrecht
zu schluchzen. Dicke Tränen rannen ihr übers Gesicht.
    „Es... es... ist ja nicht
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