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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders
Autoren: M Goldstein
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Hannah Martin finde?«
    Der Mann musterte zuerst Rob misstrauisch, dann die Flecken auf seinem T-Shirt. »Sir«, sagte der Angestellte kühl, »wir geben nie die Zimmernummern unserer Gäste bekannt.«
    »Aber sie wohnt doch hier?«, fragte Rob. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier richtig bin, diese historischen Hotels sehen irgendwie alle gleich aus.«
    Der Angestellte kniff die Augen zusammen, legte seine Hand auf das Telefon und sah aus, als wollte er gleich die Polizei rufen.
    Rob begriff, dass er offenbar wie ein verschmähter Liebhaber wirkte, der seiner Freundin nachstellte. Er lächelte den aufgebrachten Hotelmitarbeiter an, machte einen Schritt zurück und überlegte, ob er draußen auf Hannah warten sollte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte nun die Frau mit der schrillen Stimme. Sie stand mit ihrem Mann und dem Gepäck neben ihm. »Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?« Grinsend fuhr sie fort: »Woher kennen Sie Hannah?«
    Rob wandte sich ihr zu und begutachtete sie von Kopf bis Fuß. Ihr rundes Gesicht war mit Puder und Rouge bedeckt. Vermutlich war sie eine der Brautjungfern, von denen Hannah ihm am Telefon erzählt hatte. Sie hatte eine hübsche Stupsnase und schöne, funkelnde Augen. Nur ihre Zähne waren eine Spur zu weiß.
    »Ich bin Rob, ein Collegefreund von Hannah«, antwortete er und grinste ebenfalls die Frau an, deren Lächeln allerdings eine Spur boshafter wurde, als sie die Blutflecken auf seinem T-Shirt sah. »Ich war eigentlich zu Bees Hochzeit eingeladen, aber mein Flug hatte Verspätung.«
    »Ziemlich viel Verspätung, würde ich mal sagen«, gab sie zurück. Der Ehemann der Frau, ein Kerl mit dickem Nacken, unreiner Haut und gewelltem Haar, hing derweil seinen Gedanken nach und tippte nervös mit einem Fuß auf den Boden. Rob fragte sich, wie viel Zeit seines Lebens er wohl damit verbrachte, vor sich hinzustarren, um seiner Frau nicht zuhören zu müssen.
    »Ja. Eine ziemliche Verspätung. Ich habe wohl einen Teil der Feierlichkeiten verpasst.«
    »Sie haben alles verpasst.« Die blonde Frau lächelte jetzt nicht mehr. Die Unterhaltung begann sie anscheinend zu langweilen, außerdem hatte sie nun bemerkt, dass ihr Mann schon auf dem Weg nach draußen war.
    »Sie wissen nicht zufällig Hannahs Zimmernummer? Ich würde sie gerne überraschen.«
    Sie zögerte und begutachtete ihn noch einmal sorgfältig. »Hannahs Freund Rob, wie?« Sie gab nach. »Sie müsste in Zimmer 140 sein. Ihr Zimmer lag neben meinem.«
    Rob eilte den Flur entlang. Nach der langen Reise wollte er unbedingt Hannahs Gesicht sehen. Und er fragte sich, ob sie vor der Abreise noch Zeit für ein Nickerchen hatten.
    Doch als er vor dem Zimmer ankam, war es Vicki, die ihm die Tür öffnete.

Hannah
    H annah hörte Vickis und eine männliche Stimme von der anderen Seite der Tür, doch sie konnte nicht erkennen, wem diese gehörte. Zuerst dachte sie an das Reinigungspersonal des Hotels, doch es ging weder um Handtücher noch um Abreisezeiten. Sie hörte, wie der Mann irgendwelche Fragen murmelte und Vicki ihm antwortete. Plötzlich wurde Hannah von Panik ergriffen, denn sie fürchtete, Tom stünde da. Sie öffnete die Badezimmertür einen Spalt breit, um mehr von der Unterhaltung mitzubekommen.
    »Und nenn mich nicht Vick! Niemand nennt mich mehr so«, hörte sie Vicki gerade sagen.
    »Ich habe dich immer so genannt«, sagte der Mann.
    »Und ich habe es immer gehasst«, antwortete Vicki, aber es war klar, dass sie ihn nur neckte.
    Da wusste Hannah, wer es war. Schnell wischte sie den Dampf vom Badezimmerspiegel, um zu sehen, wie sie aussah.
    Sie hatte tiefe Ringe unter den Augen, und ihr Gesicht war blass wie das eines Vampirs. Sie hatte seltsame Abdrücke überall auf ihrem Körper, denn sie hatte in ihrem Kleid und mit BH geschlafen, und ihr Gesicht hatte schwer auf dem Kissen und dem Waschlappen gelegen. Das hatte dazu geführt, dass ihr Hals mit diagonalen Linien und ihre rechte Wange mit kleinen Pünktchen übersät war. Na toll, dachte sie, aber sie konnte rein gar nichts daran ändern. Ihr Schminktäschchen lag draußen neben ihrem Bett.
    »Du hast es also doch noch geschafft, hm? Was machst du jetzt hier? Die Hochzeit ist vorbei, Rob«, sagte Vicki nebenan.
    »Ich weiß nicht. Ich … ich hatte sozusagen einen Todesfall in der Familie, und ich dachte, dass ich mich vielleicht mit Hannah treffen und ein paar Tage mit ihr in New York verbringen könnte. Ich könnte mir in der Stadt ein paar Unis anschauen. Das alles war
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