Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders
Autoren: M Goldstein
Vom Netzwerk:
entlang, die wie die Einkaufsstraße der Stadt wirkte, ein kleines Geschäft reihte sich an das nächste. In dem kleinen Laden rechts von ihm hing eine rote Schürze, bedruckt mit braunen Hämmerchen und der Aufschrift »Ich habe Krebse in Maryland gegessen«.
    Am Ende der Straße stand Rob schließlich am Meer. Die ruhigen Wellen des Atlantiks plätscherten gegen die weißen Segelboote, die nicht weit vom Ufer vor Anker lagen. Rob stand regungslos da, sein Haar bewegte sich kaum in der leichten Brise. Er hatte völlig vergessen, wie es sich anfühlte, so nah an der See zu stehen.
    Rob schloss die Augen und schnupperte die salzige Luft. Der Geruch erinnerte ihn an sein letztes Wochenende an der Ostküste, damals, als Tom ihn, Hannah, Vicki, Bee und Rich in das Sommerhaus seiner Eltern nach Cape Cod mitgenommen hatte. Rob war fast die ganze Woche über wütend gewesen, weil er nicht in Hannahs Zimmer schlafen konnte. Seit das Schuljahr zu Ende gegangen war, hatten sie kaum mehr ein Wort miteinander gewechselt, und sie waren in verschiedenen Autos nach Cape Cod gefahren – sie mit Vicki und Rich, er mit Tom und Bee. Am nächsten Tag bemerkte Rob dann, wie sehr Hannah Toms Gesellschaft genoss. Bald machten die beiden ohne die anderen frühe Spaziergänge an den Strand und saßen beim Essen nebeneinander.
    »Sind sie nicht süß?«, fragte Bee Rob am letzten Abend, als Tom, Hannah, Vicki und Rich ein paar Schritte von ihnen entfernt einen Haufen Seealgen begutachteten.
    »Wer?«, gab Rob abwesend zurück.
    »Na, Tom und Hannah«, sagte Bee grinsend. »Es ist auch wirklich höchste Zeit, dass Hannah sich mal wieder verliebt.«
    Rob grunzte wütend und sah Tom dabei zu, wie er Hannah scherzhaft zum Wasser stieß, als wollte er sie in die eiskalten Wellen schubsen. Hannah schrie wild auf und versuchte, Toms Armen zu entkommen, mit denen er sie schließlich um die Hüfte zu fassen bekam.
    Rob kapierte, dass sie an diesem Wochenende zusammengekommen waren. Jetzt fragte er sich, wie viel Zeit Hannah danach wohl mit Toms Familie am Cape verbracht hatte, ob sie den ganzen Sommer bei den Keatings geblieben war und sich ein Zimmer in dem schönen weißen Haus nur eine Meile vom Wasser entfernt mit Tom geteilt hatte.
    Rob taumelte plötzlich rückwärts, ein lautes Quietschen und ein dumpfer Schlag rissen ihn aus seinen Erinnerungen. Er drehte sich um, blickte zur Straße und sah einen jungen Mann, der gerade ein nahe gelegenes Café aufschloss. Zwei Gäste warteten bereits davor.
    Rob zog sein Handy hervor und sah auf die Uhr. Es war acht. Wenn die Geschäfte bereits öffneten, konnte er sie auch schon wecken.

J oe
    J oe saß beim Frühstück und wippte mit dem Fuß unter dem Tisch. Normalerweise mied er Kohlenhydrate, doch die Muffins am Buffet im Governor Calvert House waren ihm einfach sofort ins Auge gestochen, und er fand, dass er sich vor der langen Fahrt einen noch warmen, süßen Leckerbissen redlich verdient hatte.
    Er saß neben Donna, seiner Schwägerin, die ihn nicht ausstehen konnte. An diesem Morgen war sie allerdings erstaunlich ruhig, ihr Gesicht wirkte blass. Gedankenverloren sah sie auf ihren Teller. Ein sehr untypisches Verhalten für Bees Mutter, so viel wusste Joe. Normalerweise nutzte sie einen solchen Moment immer, um seine Klamotten zu kritisieren oder ihn nach der aktuellen Verbrechensstatistik von Las Vegas zu fragen. Stattdessen wirkte sie verloren, und Joe verspürte ein ihm fremdes Mitgefühl. Er nahm an, dass die Mutter der Braut nach den Feierlichkeiten erschöpft war. Donna tippte leise mit ihren Fingern an die Kaffeetasse und schloss dabei immer wieder die Augen.
    »Donna«, flüsterte Joe.
    »Ja?«
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja. Natürlich. Bin nur müde.«
    »Es war eine herrliche Hochzeit«, sagte er, beugte sich zu ihr und stieß sie mit seiner Schulter an.
    »Danke, Joe«, sagte Donna fast abwehrend, und ihr Körper entspannte sich erst, als sie begriff, dass er nicht scherzte.
    Joe wusste selbst nicht ganz, warum er so freundlich zu ihr war. Wahrscheinlich lag es daran, dass er für die nächsten Tage einen Plan geschmiedet hatte, der ihm außerordentlich gut gefiel.
    Nachdem er Bee gestern einen Gutenachtkuss gegeben und in sein Zimmer am Ende des Hotelflurs gegangen war, hatte er beschlossen, seinen Aufenthalt an der Ostküste um eine Woche zu verlängern. Von seinem iPhone aus schickte er seiner Exfrau Rachel eine SMS und warnte sie vor, dass er Cynthia in Maine besuchen würde. Dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher