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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
Autoren: Marnie Schaefers
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lächelte sie . »Immerhin bist du endlich ehrlich.«
    » Tja, sieht so aus.« Er wich ihr aus, indem er aus dem Fenster schaute und dabei einen kleinen Blumenladen entdeckte, der gerade dabei war zu öffnen, und dessen vielfältige Auswahl ihn kurz daran erinnerte, dass der Frühling unmittelbar bevorstand. Eine Brise verwehte das bunte Leinen vor dem Eingang, der rundum von einem Blumenmosaik verziert wurde. Das Strickkleid der Verkäuferin wies ebenfalls Blumenmuster auf.
    Wie lange hatte es doch gebraucht, bis Crevi so weit war, überhaupt wieder mit ihm zu reden. Wie hatte er da hoffen können, dass sie ihm allzu bald verzieh?
    Es war lediglich eine Frage von Minuten, die ihnen noch vergönnt sein würden.
    Dann hieße es Abschied nehmen.
    Vlain spürte, wie sich sein Magen bei diesem Gedanken krampfhaft zusammenzog und ihm schwindelig wurde. Er würde es nicht über sich bringen, sie ziehen zu lassen. Niemals. Er mochte sich gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlen würde, sein Herz auf immer zu verlieren, bei ihr zurückzulassen, während er selbst gezwungen wäre, weiterzuziehen.
    Und Crevi?
     
     
    Crevi Sullivan spürt voll banger Erwartung, dass es kein zurück mehr gibt. Niemals wieder geben wird. Gemischte Gefühle sind es, die ihr das Herz haben schwer werden lassen. Die sie zur Untätigkeit verdammt der Dinge, die noch kommen mögen und mit einiger Traurigkeit auf Vergangenes zurückblicken lassen.
    Wird ihre Geschichte hier ein Ende finden?
    Voller Schmerz muss sie an Adrian denken, dessen Erzählung verstummt war. Ja, manchmal kann die Welt wirklich hundsgemein und ungerecht sein. So furchtbar ungerecht, dass man am liebsten gar nicht wissen will, von welchem Übel die eigene Zukunft noch sein wird.  
    Aber manchmal , denkt sie, bleibt einem nur die Möglichkeit, weiter zu gehen. Immer weiter, all der Ungewissheit zum Trotz.
    Und genau das wird sie tun.
    Wenn auch zögerlich.
    Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend verfolgt sie, wie Jayden die Kutsche um eine weitere Abbiegung lenkt, hinter der das Rathaus Linelle Falahs zum Vorschein kommt. Ein Klotz gelben Sandsteins, dessen Anblick ihr einst so vertraut war. Hier werden sie mich meiner Nachricht zufolge antreffen. Hier wird es also enden. Noch immer kann sie kaum glauben, dass sich unsere Wege nun trennen sollen.
    Ihr ist, als hielte die Welt einen Moment lang den Atem an.
    Ihr kommt ein weiterer Gedanke.
    Wie anders doch alles ist , stellt sie fest. Wie seltsam und fremd es sich doch anfühlt, nach einer so langen Zeit nach Hause zu kommen. Aber ist dieser Ort jemals ihr Zuhause gewesen? Crevi weiß es nicht. Ist vollkommen verwirrt. Durcheinander. Wie befremdlich es doch ist, die einst vertrauten Straßen entlang zu fahren. Geschäfte. Orte. Menschen. Und nichts von alledem fühlt sich richtig an.
    Müsste sie sich denn nicht nach ihrem alten Leben zurücksehnen?
    Sie könnte ihren Kräuterladen wieder aufbauen. Zurück in die Rolle der unauffälligen Ärztin von nebenan schlüpfen. In die Wohnung über dem Lädchen ziehen und ein glückliches, zurückgezogenes Leben führen. Den Menschen helfen. Ist es nicht das, was sie will?
    Mehr als alles andere?
    Da ist sie sich längst nicht mehr sicher.
    Und was ist mit der Bande? Würde diese nicht weiterhin nach ihrem Leben trachten?
    Ein Ruckeln der Kutsche lässt sie aus ihren Gedanken aufschrecken und zu Vlain hinüber schauen, der augenscheinlich gar nicht mitbekommen hat, dass ihr Gefährt soeben auf den bunt gepflasterten Vorhof des Rathauses rollt.
    Wird es jemals so sein, als wäre nichts von alledem geschehen?
    Die Antwort ist so eindeutig, dass sie fast verzweifelt auflachen muss.
    Nein.
    Niemals.
    Crevi weiß, dass sie jetzt ein anderer Mensch ist. Sie weiß, dass sich die Welt, wie sie wirklich ist, nur wenigen offenbart. Sie weiß, was Verlust ist und was es heißt mit solcher Intensität zu lieben, dass es einem schier das Herz zerreißt.
    Nein, wenn eines gewiss war, dann dies.
    Mit einem tiefen Seufzer streichelt sie unauffällig über ihren ganz leicht gewölbten, festen Bauch, der sich gut verborgen unter ihrem fusseligen Wollpullover versteckt. Sie lächelt bei dem Gedanken an ihr kleines, aber feines Geheimnis, das allein vermutlich schon ihr Leben ordentlich auf den Kopf stellen wird.
    Dann kommt ihr Gefährt mit einem Ruck zum stehen.
    Ohne sich nach Vlain umzudrehen, steigt Crevi aus der Kutsche, atmet in einem Anflug von Hoffnung den frischen, unverfälschten
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