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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung
Autoren: Andreas Schmidt
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drückte
die grüne Taste. Das Freizeichen ertönte nach einer
gefühlten Ewigkeit. Dann endlich wurde am anderen Ende der
Leitung abgenommen.    
     
    Marienstraße
Elberfeld, 21.15 Uhr
    Heike warf einen Blick
in den Backofen. Der Käse der Lasagne war goldbraun, und so
langsam konnte Stefan ruhig nach Hause kommen. Während sie
sich die Hände an einem karierten Tischtuch abputzte,
amüsierte sie sich darüber, dass sie Stefans Wohnung als
Zuhause bezeichnete.
    Sie hatte den freien
Abend genossen, war mit einer Freundin im neuen Fitnessstudio auf
der Friedrich-Engels-Allee gewesen, um sich dann, frisch geduscht
und umgezogen, auf den Weg in den nächsten Supermarkt zu
machen. Im großen Markt in den City-Arkaden hatte sie die
Zutaten für eine Lasagne besorgt; sicherlich nicht das, was
sie nach einem Workout im Fitnessstudio bevorzugte, aber Lasagne
war nun mal Stefans Lieblingsgericht, und sie hatte sich
vorgenommen, ihn heute zu verwöhnen, wenn er später nach
Hause kam. Stefan hatte nach der Feierabendsendung noch einen
Außentermin angenommen. Florian Kill, ein neuer Kollege im
Team der Wupperwelle, war krankheitsbedingt ausgefallen, nachdem er
bei einer Außenreportage über die Eissporthalle in
Solingen böse gestürzt war und sich einen Beinbruch
zugezogen hatte. Somit war der junge Sportredakteur ausgefallen. Da
aber heute noch ein Fußballspiel in der Bezirksliga auf dem
Spielplan stand, hatte Michael Eckhardt, der Chefredakteur des
kleinen Radiosenders, händeringend eine Vertretung am
Spielfeldrand für Florian Kill gesucht. Dumm gelaufen für
Stefan, der nach Ende seiner Sendung auf dem Weg vom gläsernen
Studio in die angrenzende Redaktion geradewegs in Eckhardts Arme
gelaufen war. Und da er seinen Job mochte und Eckhardt nicht
hängen lassen konnte, nahm er den Auftrag an, sich das Spiel
auf dem Sportplatz an der Linde in Ronsdorf anzusehen, um
darüber zu berichten. Ausgerechnet
heute.      
    *
    Heike sehnte sich
danach, dass er endlich nach Hause kam.
    Obwohl sie vor einiger
Zeit eine eigene Wohnung in der Bartholomäusstraße in
Wichlinghausen gemietet hatte, hielt sie sich dort nur selten auf.
Heike verbrachte die Freizeit meist gemeinsam mit Stefan. Sie
genoss jede freie Minute mit ihm, denn auch wenn sie den gleichen
Arbeitgeber hatten, so sahen sie sich tagsüber nicht
zwangsläufig. Der Job beim lokalen Radiosender Wupperwelle war
abwechslungsreich: Sie waren als rasende Reporter immer vor Ort,
konnten spannende Live-Reportagen gestalten, im Studio eine Sendung
moderieren und waren beim Geschehen in der Region hautnah dabei.
Natürlich waren die Jobs bei den Öffentlich-rechtlichen
Sendern lukrativer, aber dort lief alles viel geordneter und
reglementierter ab als bei den Privaten. Und vielleicht war das
auch der Grund, weshalb Heike Göbel und Stefan Seiler
inzwischen die Mitarbeiter waren, die am längsten zum Team
gehörten.   
    Michael Eckhardt, der
Chefredakteur, war ein Arbeitstier, und böse Zungen
behaupteten hinter seinem Rücken, er würde in der
Redaktion übernachten. Eckhardt war ein Vollblutjournalist und
liebte das, was er tat, über alles. Allerdings war von seinem
Privatleben nicht viel bekannt, außer, dass er ein
leidenschaftlicher Hobbyfotograf war und sogar schon einmal eine
Ausstellung in der Barmer Immanuelskirche ausgerichtet hatte.
Irgendwann hatte er das Team für den neuen Privatsender in der
Stadt zusammengestellt. Dabei hatte er auch Stefan Seiler und Heike
Göbel in die engere Wahl gezogen. Und so war es gekommen, dass
sie auch heute noch für die Wupperwelle arbeiteten.
    Vom ersten Tag an
waren sich Heike und Stefan sympathisch gewesen, und im Laufe der
Zeit hatte sich auch mehr daraus entwickelt.
    Ein herrlicher Duft
wehte durch Stefans Wohnung im Ölbergviertel. Heike hatte den
Tisch in der Küche festlich gedeckt - sie hatte Kerzen
angezündet und leise Musik eingeschaltet. Nun fehlte nur noch
Stefan.
    Gerade, als sie sich
vor dem Backofen bückte, um noch einen Blick auf die Lasagne
zu werfen, klingelte das Telefon. Sie griff nach dem schnurlosen
Gerät, das auf der Anrichte lag. »Bei
Seiler?«
    »Hier
Seiler.« Er lachte kurz, bevor er ernst wurde. »Hi, ich
bin's.«
    »Und hier gibt
es Lasagne. Ist das Spiel zu Ende?«
    »Hmm, du hast
gekocht? Also die zweite Halbzeit läuft schon. Deshalb rufe
ich dich aber nicht an.« Stefan berichtete ihr, wie er
beobachtet hatte, dass Kommissar Verdammt den Platz eilig
verließ, nachdem er einen Anruf
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