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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet
Autoren: Spencer Quinn
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elektronische Grußkarten.«
    »E lektronische Grußkarten?«
    »I ch kann Sie auf meine Liste setzen, wenn Sie wollen«, sagte Cynthia. Sie nahm sich noch ein Taschentuch, schnäuzte sich. Ihre Nase war winzig, nutzlos, ganz anders als meine, aber trotzdem fragte ich mich unwillkürlich, wie das wohl sein mochte: schnäuzen. Aus heiterem Himmel fing meine Nase an zu jucken. Cynthia und Bernie sprachen noch eine Weile über den Bus, aus dem Madison nicht ausgestiegen war, wo sie überall angerufen hatte, in der Schule, bei Madisons Freundinnen, ihrem Exmann, aber ich hörte nicht richtig zu, weil mich dieses merkwürdige Gefühl in meiner Nase in Anspruch nahm.
    Und dann: »W arum fletscht er denn die Zähne?«
    »I ch glaube nicht, dass er die Zähne fletscht«, sagte Bernie. »S ieht eher so aus, als würde er mit der Nase wackeln. Chet? Alles in Ordnung?«
    Wie peinlich. Ich schüttelte mich, das ist immer gut, wenn man so tun will, als sei nichts gewesen, und rückte ein Stück näher zu Bernie, wachsam, mit aufgerichtetem Schwanz.
    »A lles in Ordnung mit ihm«, sagte Bernie.
    Cynthia sah mich komisch an. »S o einen Hund habe ich noch nie gesehen.«
    »W as meinen Sie damit?«
    »S eine Ohren. Eins ist schwarz und das andere ist weiß.«
    Tat man das, sich über das Aussehen anderer auslassen? – Nein. Das wusste doch jeder. Ich beschloss auf der Stelle, Cynthia nicht zu mögen. Ein Blick zu Bernie, und mir war klar, dass er sie auch nicht mochte.
    »I ch brauche ein paar Dinge von Ihnen«, sagte er. Seine Stimme klang kühl, nahezu frostig. »A dresse und Telefonnummer von Ihrem Exmann, von Madisons Freundinnen, von anderen Leuten, die in ihrem Leben eine Rolle spielen – Sporttrainer, Lehrer und so weiter. Plus ein gutes Foto von ihr.«
    »S ofort«, sagte sie und verließ das Zimmer.
    Bernie drehte sich zu mir und kam mit gesenkter Stimme zur Sache. »I rgendwas gefunden?«
    Ich ging zum Fernsehtisch und streckte den Kopf vorstehhundmäßig vor. Bernie kniete sich hin, fischte das Marihuanabeutelchen hervor. Er wog es in der Hand und schob es dann wieder unter den Tisch.
    »G ut gemacht.« Tätschel, tätschel – und ein rasches Kraulen zwischen den Ohren. Ah.
    Cynthia kam zurück, gab Bernie ein Blatt Papier und ein gerahmtes Foto von einem Mädchen mit Pferdeschwanz. Auf Pferde konnte ich gut verzichten, aber Pferdeschwänze mochte ich. »H at Madison einen Freund?«, fragte Bernie.
    »N ein.«
    Bernie sah sich im Zimmer um. »D ann wäre es das fürs Erste«, sagte er. »J etzt brauche ich nur noch etwas mit Madisons Geruch.«
    »I hren Kopfkissenbezug?«
    Bernie ging zum Bett und zog einen Kopfkissenbezug ab, der für mich rosa aussah, obwohl ich Bernie zufolge kein Experte bin, was Farben angeht. Ich schnupperte daran, machte Madisons Geruch aus: jung, weiblich, mit einem Hauch von Honig, Kirschen und so einer sonnenfarbenen Blume, die ich manchmal am Straßenrand stehen sah. Bernie legte den Kopfkissenbezug zusammen und verstaute ihn in einer Tüte.
    »I ch melde mich bei Ihnen«, sagte er. »W enn Sie etwas hören, rufen Sie mich sofort an, egal zu welcher Uhrzeit.«
    »D anke. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.« Cynthia führte uns durch den Flur zur Tür. »A ngela DiPesto war ganz begeistert von Ihnen.«
    Bernie blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »S ie sagten, Sie arbeiten mit ihr zusammen?«
    »J a, richtig.«
    »W as hat sie mit elektronischen Grußkarten zu tun?«
    »S ie hat die Software für mich geschrieben.«
    »A ngela DiPesto?«
    Cynthia nickte und öffnete die Tür. Ein Mädchen kam den Weg entlang, ein Mädchen mit Pferdeschwanz und Rucksack. Ihr Gesicht lag noch im Schatten, aber ich wusste sofort, wer sie war, vom Geruch her.
    »M adison?«, sagte Cynthia. Sie schlug die Hand vor den Mund, eins der Dinge, die die weiblichen Menschen manchmal machten und die männlichen nie. »M ein Gott – wo bist du gewesen?«
    Leise, an niemand Bestimmten gerichtet, sagte Bernie: »I ch brauche was zu trinken.«
    Aus dem Haus ertönte die heisere Stimme von Cap ’ n Crunch. »E inen Doppelten, bitte.«

Kapitel 3
    Madison roch genauso wie ihr Kopfkissenbezug, nur dass dem Geruch jetzt noch Schweiß beigemischt war; Schweiß und ein bisschen Marihuana. Schweiß, Menschenschweiß, ist eine spannende Sache. Da gibt es die Sorte, die von körperlicher Anstrengung kommt und einen frischen, scharfen Geruch hat. Dann gibt es die Sorte, die von zu wenig Duschen kommt, weniger frisch, mit
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