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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet
Autoren: Spencer Quinn
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sage, dass sie mit meinen nicht zu vergleichen sind. »E s ist gut möglich, dass wir ihn brauchen, Ms Chambliss. Vermisste Kinder – das ist Chets Spezialität.«
    Sie starrte mich an. »E r sieht viel zu aggressiv aus, um in der Nähe von Kindern zu sein.«
    An dieser Stelle wäre es angebracht gewesen, mein Maul zu schließen. Das war mir schon klar, aber aus irgendeinem Grund ging es nicht zu, sondern vielleicht sogar noch weiter auf. Außerdem fing ich an zu hecheln, wurde immer aufgedrehter.
    »E r ist niemals aggressiv; nur wenn es angebracht ist.« Bernie tätschelte mir den Kopf. Tätschel, tätschel. Ich beruhigte mich wieder. »S chließlich ist Chet ein ausgebildeter Polizeihund.«
    »W irklich?«
    »E r schloss als Bester seiner Klasse an der K 9 -Hundeschule ab.«
    Das war ein bisschen übertrieben, weil ich in Wahrheit gar nicht abgeschlossen hatte. So waren Bernie und ich ja überhaupt erst zusammengekommen, aber das ist eine lange Geschichte, zu der ich vielleicht noch komme, falls sich die Gelegenheit ergibt.
    »W enn das so ist …« Cynthia öffnete die Tür.
    Wir gingen hinein.
    Vogeldreck. Ich roch es sofort, säuerlich und eklig, so wie die Vögel selbst. Wäre ich eklig, wenn ich am weiten blauen Himmel herumschweben könnte? Niemals.
    Wir folgten Cynthia durch ein großes Zimmer mit Fliesen auf dem Boden, die sich angenehm kühl anfühlten, und dann weiter durch einen Flur zu einer geschlossenen Tür. Unterwegs entdeckte ich einen Kartoffelchip – er lag gut sichtbar an der Wand – und schnappte ihn mir im Vorbeigehen; geriffelt, meine Lieblingschips.
    An der Tür hing ein Schild mit einem Blitz. Bernie las vor, was darauf stand.
    »H ochspannung. Betreten verboten.«
    »M adisons Sinn für Humor«, sagte Cynthia.
    Sie öffnete die Tür, wir gingen hinein, und da war der Vogel. Er hockte in einem Käfig, der von der Decke hing.
    »C he-et.« Bernie dehnte meinen Namen, wie er es immer tat, wenn er sich Sorgen über das machte, was als Nächstes passieren könnte. Klar, wenn man meine Sprungkraft bedachte – ich war auf der K 9 -Hundeschule der beste Springer in meiner Klasse gewesen; das hatte ja überhaupt erst zu dem ganzen Ärger geführt, an den genauen Hergang konnte ich mich allerdings nicht erinnern, nur daran, dass Blut vorkam –, wie hätte ich da nicht über die eine oder andere Möglichkeit nachdenken sollen? Aber das würde ich jetzt nicht ausprobieren, oder? Wir waren schließlich bei der Arbeit. Tätschel, tätschel. »B raver Junge.«
    Der Vogel – grün mit schuppigen gelben Beinen und Füßen und einem komischen stachligen Kamm auf dem Kopf – gab ein entsetzliches Krächzen von sich.
    »H aben Sie das gehört?«, fragte Cynthia.
    »W as?«
    »E r hat ›M adison ist supercool‹ gesagt. Sie hat es ihm beigebracht. Er kann auch noch andere Dinge sagen.«
    Moment mal. Cynthia behauptete tatsächlich, dass er – dieser glupschäugige Knasti – sprechen konnte? Das kaufte ich ihr nicht ab.
    »S ein Name ist Cap ’ n Crunch.«
    Cap ’ n Crunch stieß den Kopf vor und zurück, eine hässliche, eidechsenartige Bewegung, und gab erneut dieses entsetzliche Krächzen von sich. Es endete mit einem schrillen Kreischen, das in den Ohren wehtat. Ein Blick zu Bernie sagte mir, dass er dieses Kreischen nicht hörte. Bernie bekam einiges nicht mit, ja, aber man musste ihn trotzdem bewundern: Er ließ sich von seinen Behinderungen nicht unterkriegen.
    »W as kann er denn sonst noch sagen?«
    O Bernie, bitte.
    Cynthia näherte sich dem Käfig. »C ome on, baby.«
    Kreisch, kreisch.
    »H aben Sie das gehört?«
    »W as?«
    »›L ight my fire.‹ Er hat ›L ight my fire‹ gesagt, als ich ›C ome on, baby‹ sagte.«
    Aha.
    Auf Bernies Gesicht lag jedoch dieser Ausdruck, ganz ruhig, die Augen dunkel, und das bedeutete, dass irgendetwas sein Interesse geweckt hatte. »W as noch?«
    Cynthia klopfte gegen den Käfig. Ihre Fingernägel waren lang und glänzten. »C ap ’ n Crunch? Willst du was trinken?«
    Kreisch, kreisch.
    »›E inen Doppelten, bitte‹?«, riet Bernie.
    »S timmt«, sagte Cynthia.
    »Z iemlich beeindruckend.« Im Ernst? Ein Vogel, der angeblich ›Madison ist supercool‹ ›L ight my fire‹ und ›E inen Doppelten, bitte‹ sagte? Was war daran beeindruckend? Entging mir da was? Bernie drehte sich zu mir. »C het! Warum knurrst du denn?«
    Ich knurrte nicht. Aber ich verdrückte mich trotzdem und setzte mich neben den Fernseher. Er stand auf einem kleinen
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