Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)

Titel: Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)
Autoren: Jonas Winner
Vom Netzwerk:
die sie übergeworfen hat. Sie kommt ihm anziehender vor, als Till sie jemals in Erinnerung hatte.
    Zwei Jahre lang sind sie sich nicht begegnet - und jetzt ist Till zu benommen, zu betäubt von den Geschehnissen, als dass er mit ihr reden könnte.
    Er ist ein paar Schritte vom Grab zurückgetreten. Gerade steht Nina an der Grube und starrt hinein. Weiter links hat Julia Bentheim die Arme um Lisa und Betty gelegt. Julias Kopf ist zwischen ihre Schultern gezogen, ihr Gesicht wirkt in sich gekehrt, fast verrutscht. Die drei Frauen stehen so nah beieinander, dass es aussieht, als würden sie sich gegenseitig stützen.
    Gleich, gleich wird er zu ihnen gehen, aber noch fühlt sich Till zu zerschlagen dafür.
    Es kommt ihm wie gestern vor, dass er sich zum letzten Mal mit Max in dessen Wohnung unterhalten hat. Nach ihrem Streit ist Till nach Toronto zurückgekehrt und hat sein Leben dort wieder aufgenommen. Hat sich in den Abschluss seiner Arbeit gestürzt und ist beinahe wie ein Schlafwandler durch die Tage gedriftet.
    Wieder in Berlin zu sein, kommt ihm jetzt vor wie ein Erwachen aus diesem Schlummer, wie ein Aufschrecken aus einer totenähnlichen Erschöpfung.
    Diesmal ist es nicht Lisa gewesen, die ihn benachrichtigt hat, wie damals, als er zu Bettys Hochzeit gekommen ist. Diesmal ist es Julia gewesen, die ihm geschrieben hat. ‚Max würde es sicher freuen, wenn Du es einrichten könntest‘, hatte sie handschriftlich auf der Anzeige notiert, mit der sie die Beerdigung ihres Sohnes bekannt gegeben hat.
    Es hat Till getroffen wie ein Faustschlag ins Gesicht.
    Er hatte von Max seit ihrem Streit nichts mehr gehört. Er hatte geahnt, gefürchtet, gebangt, dass es Max nicht gut gehen würde, hatte über Bekannte auch mitbekommen, dass Max Berlin verlassen habe und nach Süden gezogen sei. Dass er ihn jedoch beerdigen würde, wenn er das nächste Mal nach Berlin kommen würde, hätte sich Till niemals träumen lassen.
    „Till?“
    Er schaut zur Seite.
    Nina.
    Seine Arme breiten sich wie von allein aus und er zieht sie an sich. Ninas Stirn schmiegt sich an seinen Hals. Er fühlt, wie ihr schlanker Körper es förmlich aufsaugt, umarmt zu werden.
    „Till, ich … ich wollte so lange schon mit dir sprechen … “
    Er hält sie fest.
    „Aber du warst plötzlich weg aus Berlin, es hieß, ihr hättet euch gestritten … und … ich wusste nicht, wie ich dir das am Telefon … oder per Mail - “
    „Was denn, Nina?“ Till lässt sie los und beugt sich etwas herunter, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Ihre Augen sind gerötet und sie hält den Kopf gesenkt, als wollte sie nicht, dass er sie anschaut.
    „Till, ich - ich … “ Sie bricht ab.
    Tills Blick ruht auf ihrem dunkelbraunen Scheitel. Max ist verrückt nach ihr gewesen, keine andere hat ihm so gut gefallen wie sie.
    Sie hebt den Kopf und ihre dunklen Augen richten sich auf Till. „Ich“, flüstert sie, „ich meine Felix und ich … “ Ihre Stimme wird heiser und sie bricht ab.
    Felix?
    Tills Augen irren an Nina vorbei zu den anderen Trauergästen. Richtig, dort hinten kann er Felix stehen sehen. Till hat ihn vorhin schon flüchtig bemerkt, aber nicht weiter auf ihn geachtet.
    „Felix hat mich damals gebeten“, Nina rückt ganz nah an Till heran, während sie weiterspricht, ihr sanfter Geruch weht ihn an, „er hat mich gebeten … “ Doch anstatt den Satz zu beenden, unterbricht sie sich. „Er wollte etwas von Max, verstehst du?“
    „Von Max?“
    „Ja.“
    „Entschuldige Nina, aber … nein, ich verstehe nicht - “
    „Es ging um die Bücher seines Vaters … Felix hatte damit etwas vor, er wollte von Max die Erlaubnis, die Stoffe seines Vaters zu verwenden … aber Max … er wollte Felix diese Rechte nicht verkaufen - “
    Till nickt. Vage kann er sich daran erinnern, dass Max ihm damals so etwas erzählt hat.
    „Felix hat angefangen, mich unter Druck zu setzen, verstehst du? Er dachte, er könnte über mich an Max herankommen, über mich Max dazu bringen, das zu machen, was er von ihm wollte.“
    Till muss sich konzentrieren, um ihren hastig hervorgewisperten Sätzen folgen zu können.
    „Aber ich wollte nicht, dass Felix sich zwischen uns schob - zwischen Max und mich“, hört er sie an seinen Hals flüstern.
    „Ja, ja, ich glaube, ich weiß, was du meinst.“ Max wollte nicht, dass die Bücher seines Vaters von Felix für dessen Zwecke benutzt würden … Till weiß noch, wie Max ihm gegenüber so etwas in jenem Spielsalon hinter dem kleinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher