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Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Titel: Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille
Autoren: Jonas Winner
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presst er die Hände an die Augen, bohrt die Zeigefinger in die Winkel rechts und links von der Nasenwurzel.
    Lastet sein Becken nicht mehr auf ihrer Hüfte - setzt sich die scheinbar nie enden wollende Bewegung nicht mehr fort?
    „Es geht los!“
    Was geht los? War es das, was das Bassin zum Bersten gebracht hat?!
    Die Decke, die noch um ihn liegt, wird zurückgerissen. Benommen sieht Malte sich um. Er befindet sich in einem turnhallengroßen Gewölbe, gut zwei Dutzend andere Menschen um ihn herum, die zum Teil ebenfalls noch halb schlaftrunken wirken. Von der Isoliermatte, auf der er gelegen hat, ist sein Rücken wie betäubt.
    Bassin? Es gibt kein Bassin!
    Wieder krampft sich sein Bauch zusammen. Die Enttäuschung nimmt ihm fast den Atem.
    „Alles okay bei dir?“
    Die anderen streifen sich hastig ihre Kleidung über.
    Nur eine Winzigkeit, einen Lidschlag noch war er davon entfernt, den Traum abzuschließen! Warum haben sie ihn nicht noch einen Augenblick länger schlafen gelassen!

 
    BERLIN GOTHIC 4
     
    Erster Teil
     

1
     
    Zwei Jahre vorher
     
    Zielsicher steuerte Lisa auf den länglichen Tisch zu, der am Rand des Vorplatzes, im rechten Winkel zur roten Backsteinfassade der Kirche aufgebaut war. Noch immer kamen Gäste vom Parkplatz, von der Bushaltestelle und die kleine Seitenstraße entlang, an der die Kirche lag.
    „Ja, danke.“ Lisa nahm das schmale Sektglas entgegen, das ihr ein Kellner über den Tisch reichte, nippte daran und sah sich über den Glasrand hinweg auf dem Vorplatz um. Sie schätzte, dass sich schon fast hundert Hochzeitsgäste dort versammelt hatten.
    Alle hatten sich mit ihrer Kleidung große Mühe gegeben. Max stand mit ein paar jüngeren Männern gleich neben dem Kirchenportal und trug einen Cut. Die meisten Frauen hatten sich für raffinierte, zum Teil hautenge Kombinationen entschieden, meist in den Farben schwarz oder weiß. Lisas Blick blieb an Felix hängen, der sich gerade aus einer Gruppe löste und einen hellbeigen Leinenanzug trug.
    Sie stellte das geleerte Sektglas auf dem Tisch hinter sich ab und lief zwischen ein paar Grüppchen hindurch auf ihn zu.
    Felix‘ Augen blitzten auf. „Da bist du ja, ich habe dich schon gesucht.“
    Umstandslos griff Lisa nach seinem Arm und zog ihn ein paar Stufen zum Eingang der Kirche hinauf. „Hast du einen Moment?“
    Felix lachte. „Willst du nicht erst deinen Freunden guten Tag sagen?“
    Aber da betraten sie schon das dämmrige Hauptschiff des Backsteinbaus. Die Luft roch nach Mörtel und Holz. Ein Frösteln huschte über Lisas Rücken.
    „Du kannst gleich wieder nach draußen.“ Sie stieß Felix auf die hinterste Kirchenbank und nahm neben ihm Platz. Sein Arm legte sich um ihre Taille und er zog sie an sich.
    „Hey!“ Lisa drückte den Rücken durch und stieß mit dem Ellbogen kräftig nach außen. „Es ist wegen der Rede!“, zischte sie und spürte zu ihrer Erleichterung, dass er den Arm wieder zurückzog. „Ich weiß noch immer nicht, was ich sagen soll.“
    Felix lehnte sich auf der Bank zurück. „Meinst du nicht, es ist ein bisschen zu spät, um sich jetzt noch darüber Gedanken zu machen?“
    Lisa holte Luft. Sie hatte mit keiner ernsteren Antwort gerechnet und doch wurde ihr bei dem Gedanken, ihre kleine Schwester Betty könnte heute heiraten und niemand würde eine Rede halten, ganz schlecht.
    „Ich muss etwas sagen, ich habe versprochen, dass ich das mache. Ich kann jetzt nicht mehr zurück. Es ist schon schlimm genug, dass Claire heute nicht dabei sein kann.“
    „Wie geht es ihr denn?“
    „Ganz gut, trotzdem sagt der Arzt, dass sie im Moment nicht reisen darf. Sie sitzt in Malaysien fest und heult sich die Augen aus, weil sie Bettys Hochzeit verpasst. Und das alles nur, weil sie bei diesem Fotograf dort unbedingt ein Praktikum machen wollte!“
    Felix sah sie an. „Meinst du wirklich, sie wollte unbedingt zu dem Fotografen? Oder ging es ihr eher darum, so weit wie möglich von Julia weg zu sein - “
    „Machst du Mama jetzt einen Vorwurf deshalb?“ Empört schaute Lisa Felix an.
    Der hob eine Hand, erwischte eine Haarsträhne, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte, und legte sie hinter ihr Ohr. „Schon gut Lisa, ich will mich nicht mit dir streiten.“ Er lächelte. „Und was die Rede angeht: Meinst du nicht, du brauchst bloß aufzustehen und die Gäste anzulächeln? Das ist mit Sicherheit das Schönste, was sie sich vorstellen können.“
    Wieder stieß Lisa ihren Ellbogen in seine Richtung, doch
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