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Berlin blutrot

Berlin blutrot

Titel: Berlin blutrot
Autoren: u.a. Sebastian Fitzek
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erfuhr Gennoch, als er sich seinen Coffeeto- go kaufte, von der Verurteilung Dritters. Er konnte es nicht fassen
    „Muss das ein Arschloch sein!“, murmelte er, und erst da wurde ihm klar, dass der Mann ihn gerettet hatte. „Ich danke dir!“
    Arina Brühwein hatte lange darum gekämpft, aber nun endlich hatte die Justizverwaltung sie als „Knastpsychologin“ eingestellt. Damit konnte sie ihre Dissertation zum Thema „Der Knast macht den Mann“ empirisch anlegen. Schon als junges Mädchen hatte sie von kraftvollen und kreativen Verbrechern geschwärmt, ausgenommen Kinderschändern und Vergewaltigern, und ihrer Doktorarbeit wollte sie ein Zitat aus Denis Diderots Roman Rameaus Neffe voranstellen: Man spuckt auf einen kleinen Schelm, aber man kann einem großen Verbrecher eine Art Achtung nicht verweigern. Sein Mut setzt Euch in Erstaunen, seine Grausamkeit macht Euch zittern, man ehrt überall die Einheit des Charakters
    Als sie von einem Vollzugsbeamten hörte, dass es Damian Dritter schlecht ginge und eine gewisse Suizidgefahr nicht auszuschließen sei, ließ sie ihn aus seiner Zelle holen und in ihr Besprechungszimmer durchschließen. Nach einem kurzen Warm-up kam sie zum Mord an Atzert
    „Nun sind Sie in allen Zeitungen, nun sind Sie endlich wer, aber ist der Preis dafür nicht viel zu hoch: einen Menschen getötet zu haben und bis ans Lebensende das Kainsmal auf der Stirn zu tragen: Ich bin ein Mörder …?“
    „Ich bin kein Mörder!“, schrie Dritter. „Ich habe die Tat nur vorgetäuscht, war aber als Fachmann für diese Dinge wohl zu gut, so dass der Schuss nach hinten losgegangen ist. Aber bald wird man mir Glauben schenken und mich wieder nach Hause gehen lassen, denn der Mann, der Atzert erschlagen hat, entwickelt sich doch über kurz oder lang zum Serientäter, und wenn man ihn dann spätestens nach dem dritten Mord gefasst hat, wird er auch die ersten beiden zugeben.“
    Arina Brühwein schaute durch das vergitterte Fenster zum märkisch blauen Himmel hinauf. „Mein lieber Damian Dritter, Sie können doch nur mit sich selbst ins Reine kommen, wenn Sie sich zu Ihrer Tat bekennen und sie bereuen. Schluss mit dieser Abspaltung, Schluss mit dieser Verdrängung! Ich will alles tun, was in meinen Kräften steht, um Ihnen zu helfen, diesen ganz entscheidenden Schritt so schnell wie möglich zu vollziehen.“
    Und es dauerte nur ein halbes Jahr, da war Damian Dritter wirklich überzeugt davon, Martin Atzert mit eigener Hand erschlagen zu haben, aus seiner Ruhmessucht heraus wie seiner narzisstischen Unersättlichkeit. Um nur einmal zu sehen, wie das so ist. Nicht anders als in den Fällen Ingrid van Bergen und Gunnar Möller trugen ihm die Deutschen die Bluttat nicht nach, und vom SYNDIKAT sollte er, „der Krimischreiber, der selber einen Mord beging“, für seinen ersten Roman, den er in der JVA Tegel vollendet hatte, den Preis für den besten Krimi des Jahres bekommen.
    Gennoch streifte wieder durch Berlin. Dass dieser Idiot von Krimischreiber seinen Mord auf sich genommen hatte, konnte er noch immer nicht fassen, aber es war ja nun mal Fakt. Es zeigte ihm, dass er das Glück auf seiner Seite hatte und dass er einfach unschlagbar war. Ich bin der Größte, mir kann keiner.
    Sein Handy dudelte. Es war ein Kumpel. Sie wollten sich am Fuße des Dörferblicks treffen, um den Selbstmord einer Jugendrichterin zu feiern, die ihnen mächtig zugesetzt hatte.

Falscher Ort, falsche Zeit …
    Sebastian Fitzek
    „Wo soll’s denn hingehen?“
    Sirin hatte sich gerade erst auf die Rückbank des Mercedes fallen lassen und versteckte hastig die blutüberströmten Hände in seinen Jackentaschen, als der Taxifahrer sich zu ihm umdrehte.
    „Scheißegal.“ Er nickte dem Mann zu, der laut dem Messingschild auf der Lüftung Andreas Parchim hieß und aussah, als wäre er eine vom Werk angepasste Sonderausstattung seines eigenen Wagens. Sein Rücken war genau so breit wie die Lehne, der Bauch wölbte sich bis zum Lenkrad und die Haare hatten die gleiche Farbe wie die dreckigen Schonbezüge seiner Kopfstützen.
    „Fahren Sie los. Einfach nur weg!“
    Nimm am besten die nächste Ausfahrt aus meinem beschissenen Leben, wenn du sie kennst. Kriegst auch ein ordentliches Trinkgeld, dachte Sirin.
    Der Fahrer schüttelte genervt den Kopf und tippte sich gleichzeitig an die Stirn.
    „Hör mal zu Kumpel, ich hock hier schon seit einer Stunde wie blöde rum. Hab keinen Bock auf ne Kurzfahrt zum nächsten Puff, also entweder
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