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Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Titel: Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)
Autoren: Sabina Altermatt
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Sommerfliederblüte landete. Die Flügel auf- und zuschlug, als würde er ihr zuzwinkern.
    Wollte Bergamin sie loswerden?
    Der Schmetterling wechselte zur nächsten Blüte.
    Aber wieso?
    Nun würde sie endlich ihre Sachen packen. Das wollte sie doch schon lange. Doch wieso freute sie sich nicht? Der noch schlimmere Gedanke war das Auspacken. Was erwartete sie in Freiburg? War Jan bereits wieder zu Hause? Sollte sie ihm eine SMS schreiben? Ich habe dich auch betrogen? Aber hatte sie das wirklich? Hatte sie ihn nicht verlassen?
    Sie dachte an Sandro, sein Lachen, seine dichten dunklen Haare. War sie in ihn verliebt?
    Der Schmetterling schwang sich in die Höhe, flatterte wild, vollführte beinahe einen Looping.
    War sie gar nicht sauer, weil man über ihren Kopf hinweg entschieden hatte? Sondern war sie traurig, weil sie nicht von hier wegwollte? Weg aus diesem engen Tal, in dem man nur auf Berge sah. Traurig wegen Sandro?
    Der Schmetterling schraubte sich in die Höhe. Jetzt war er nur noch ein kleiner Punkt. Ein Vogel flog auf den Punkt zu. Zurück blieb blauer Himmel.
    Julias Handy klingelte. Es war die Tunneling Corp. Sie wollten wissen, wann sie genau zurückkäme. Es gäbe einen weiteren Auftrag für sie. Sie müsste aber übermorgen schon abreisen. Nach Santiago de Chile. Dort wurde ein Abwassertunnel gebaut.
    Chile. Vielleicht war das gar nicht so schlecht.
          
    Franco öffnete die Tür zur Zelle. Stettler stand am Fenster und schaute hinaus. Genau wie am Vorabend, als er ihn eingeschlossen hatte. Hatte er die ganze Nacht am Fenster gestanden?
    »Ich habe gute Neuigkeiten für Sie. Ihre …«, er machte eine kurze Pause, »… Bekannte hat sich gemeldet.«
    »Ana?« Stettler drehte sich zu ihm um.
    Franco nickte.
    »Gott sei Dank! Dann kann ich jetzt gehen?«
    »Nein, das können Sie nicht.«
    »Aber sie hat doch sicher gesagt …«
    »Sie hat lediglich gesagt, dass sie morgen Mittag hier sein wird.«
    »Sie hat das Alibi nicht bestätigt?«
    »Nein, das hat sie nicht.«
    »Und wieso nicht?«
    »Weil ich sie gar nicht danach gefragt habe.«
    »Wie bitte?« Stettler kam auf ihn zu.
    Franco stellte sich breitbeinig hin. »Haben Sie schon mal jemanden gesehen, der eine Befragung am Telefon macht? Außer vielleicht in einem schlechten Film?«
    »Ich muss aber los. Dringend!« Er lief in der Zelle hin und her wie ein gefangener Luchs.
    »Ihre Baustelle läuft Ihnen nicht davon.«
    »Es geht nicht um die Baustelle. Ich glaube, da ist jemand in Gefahr.«
    »In Gefahr? Wer? Und wieso?«
    »Ich kann es nicht beweisen, aber ich habe da einen Verdacht.«
    »Sehr interessant. Und wen verdächtigen Sie?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Hatten wir das nicht schon mal? Ein paar Fakten müssen Sie schon liefern, um hier rauszukommen.«
    »Die habe ich nicht.« Stettler setzte sich auf die Pritsche.
    »Na also. Sie wird morgen Mittag hier sein. So lange werden Sie sicher noch warten können.«
    Er schloss die Tür und drehte den Schlüssel. Erst jetzt sah er, dass Tresa im Flur stand.
    »Hast du schlecht geschlafen?«, fragte sie ihn.
    »Wieso?«
    »Wie gehst du mit unseren Klienten um?«
    »Klienten?«
    »Gilt nicht immer noch die Unschuldsvermutung? Und auch wenn jemand schuldig ist, kann man immer noch anständig mit ihm umgehen.«
    »Ich war doch anständig.«
    »Und wie geht es deiner Frau?«, wechselte Tresa das Thema.
    »Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Sie hatte immer wieder einzelne Wehen.«
    »Das tut mir leid. Komm, ich mach uns einen Kaffee.«
          
    Julia ging in ihr Zimmer, um zu packen. Sie nahm den Rucksack, den sie nie richtig ausgeräumt hatte, aus dem Schrank, leerte ihn aus, stopfte zuerst die schmutzigen Kleider hinein, dann noch die wenigen übrig gebliebenen sauberen. Die ausgelesenen Zeitschriften steckte sie in den Abfalleimer. Als sie fertig war, schaute sie sich nochmals um. Das Zimmer war kahl. Nur auf dem Fenstersims lag der Bergkristall, den sie von Sandro bekommen hatte. Sie nahm ihn in die Hand, fuhr mit dem Finger über die Zacken.
    »Da bist du!« Sandro stand in der Tür. »Wie sieht es denn hier aus?« Er blickte auf den vollen Rucksack. »Gehst du?«
    Julia nickte.
    »Und wann hattest du vor, mir das zu sagen?«
    »Ich weiß es auch erst seit ein paar Minuten.« Sie legte den Stein aufs Bett neben den Rucksack.
    »Und wieso?«
    »Bergamin kann mich hier nicht mehr brauchen, und die Tunneling Corp. hat einen neuen Auftrag.«
    »Und wo?«
    »In
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