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Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Titel: Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)
Autoren: Sabina Altermatt
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als wolle es losschreien, überlegte es sich aber offenbar anders und zeigte mit dem Finger auf die Katze.
    »Das muss ein Versehen gewesen sein«, fuhr Roberta fort. »Der ist sonst immer lieb.«
    »Und was war das für ein Zettel?«, fragte Luzia.
    » Er war es nicht stand drauf.«
    »Wer war was nicht?« Roberta dachte nach. »Vielleicht meint er diesen Bauführer, den sie verhaftet haben?«
    »Der Bauführer wurde verhaftet?«, fragte Luzia ihre Mutter.
    »Der Baustellenleiter«, korrigierte Julia.
    »Und woher weiß Gianni, dass der unschuldig ist?«, fragte Luzia.
    »Keine Ahnung. Vielleicht weiß er ja, wer’s war«, rätselte Julia.
    Mutter und Tochter schauten einander an. »Nein, Gianni hat damit nichts zu tun«, sagte Roberta.
    »Ich werde versuchen, ihn herzuholen.« Luzia setzte den Kleinen auf den Teppich, gab ihm ein paar Duplosteine und ging nach oben.
    Julia hörte, wie sie auf Gianni einredete. Dann war es still.
    Roberta starrte Julia schweigend an. Vom Ofen schaute die Katze auf sie herunter. Außer dem Ticken der Wohnzimmeruhr war nichts zu hören. Das Kind saß auf dem Boden und versuchte, einen der Steine in den Mund zu stecken.
    Julia hörte ein Poltern. Gianni erschien in der Tür. »Entschuldigung«, sagte er, ohne sie anzusehen, und setzte sich in einen Korbsessel, der neben dem Ofen stand.
    »Sie haben ihn erschreckt, und deshalb hat er so reagiert«, sagte seine Schwester.
    »Das ist doch klar, anders hätte ich mir das gar nicht vorstellen können«, meinte Roberta, ohne den Blick von Julia abzuwenden.
    »Entschuldigung angenommen«, sagte Julia und lächelte Gianni zu. »Ich möchte eigentlich nur von dir wissen, wieso du diesen Zettel geschrieben hast.«
    Die junge Frau schaute zu ihrem Bruder, doch der zuckte nur mit den Schultern.
    »Hast du auch die anderen Zettel geschrieben?«, wollte Julia wissen.
    »Welche anderen?«, fragte Gianni.
    »Der erste lautete: Frauen haben im Tunnel nichts zu suchen .«
    »Ha!«, rief Roberta. Die Katze machte einen Buckel, sprang vom Ofen herunter. »Da hat er aber recht!«
    Die Katze strich um ein Stuhlbein und ging zur Verandatür, die offen stand. Das Kind warf ihr einen Duplostein hinterher, traf sie aber nicht. Die Katze blieb stehen, leckte sich kurz das Vorderbein und sprang nach draußen.
    »Mama, bitte!« Luzia wandte sich an ihren Bruder. »Hast du das geschrieben?«
    Gianni sah sie lange an. Dann nickte er.
    »Aber wieso?«
    »Wieso wohl?« Roberta verschränkte die Arme.
    »Es ist zu gefährlich. Weil sie sterben könnte«, sagte Gianni.
    »Du meinst, wie die andere Frau?«
    Er nickte.
    »Ich hab’s ja schon immer gesagt. Frauen im Tunnel, das bringt Unglück. Noch mehr Unglück.«
    »Mama!«
    »Und wieso bist du dir so sicher, dass es nicht Stettler war?«, wollte Julia wissen.
    Gianni seufzte. »Er war nicht dabei.«
    »Wo dabei?«, fragte Roberta.
    »Bei der blonden Frau.«
    »Du hast sie gesehen?«, fragte seine Schwester.
    Er stand auf, setzte sich im Schneidersitz auf den Boden neben das Kind. Hielt ihm einen Stein hin.
    »Sie sind zusammen in den Tunnel.«
    »Wer?«
    »Na, die eben.«
    »Wer ging zusammen in den Tunnel?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und was haben sie da gemacht?«
    Er nahm einen neuen Stein und inspizierte ihn.
    »Was haben sie da gemacht?«, fragte Luzia nochmals.
    »Sie haben gelacht.«
    »Und du bist ihnen gefolgt?«
    Er stand auf. »Ich geh jetzt in mein Zimmer.«
    »Nein, warte!«, rief ihm Luzia hinterher. Er war bereits im Flur verschwunden. Das Kind schaute ihm nach und begann zu weinen.
    »Glauben Sie, dass er das wirklich gesehen hat?«, fragte Julia.
    »Das kann ich nicht sagen. Der Junge hat manchmal eine ziemliche Phantasie. Er kann nicht immer klar unterscheiden, was wirklich ist und was nicht.« Luzia nahm das Baby auf den Arm.
    »Wer kann das schon?«, fragte die Alte.
    »Aber wenn es stimmt, dann wüsste er, mit wem die Frau in den Tunnel gegangen ist.«
    »Ich werde später nochmals mit ihm reden. Jetzt hat das keinen Sinn.« Luzia putzte dem Kleinen die Tränen weg.
    »Sollten wir das nicht der Polizei melden?«, schlug Julia vor. »Immerhin sitzt vielleicht jemand unschuldig …«
    »Der Polizei? Damit sie meinen Jungen mitnehmen und verhören?« Roberta stand auf und stellte sich vor Julia hin.
    »War nur so eine Idee. Natürlich können wir noch warten. Aber wieso ist Gianni eigentlich so häufig auf der Baustelle?«
    »Er wollte sich als Mineur bewerben. Aber sie haben ihn nicht gewollt. Das hat
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