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Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Titel: Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers
Autoren: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG
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schwierige Ziele nicht zu erreichen – so einengend er gleichzeitig auch ist.
    Senkrechte Fels- und horizontale Eiswüsten haben gleichermaßen eine große Faszination. Sie fordern dich ganz. Wenn auch ganz anders. Beim Klettern bin ich äußerst konzentriert. Konzentriert auf Griff und Tritt, auf die Steigeisen, auf den Pickel, den ich an einem bestimmten Punkt ins Eis schlage. Ein Fehltritt, ein lockerer Griff kann Absturz, kann Tod bedeuten. Konzentration ist beim Fels- und Eisklettern lebenswichtig.
    Beim Gehen, wenn ich wochen-, ja monatelang nur weiterziehe, verliere ich mich in Zeit und Raum. Nach einiger Zeit, wenn das Vorankommen zum Alltag geworden ist, beginnt die Leere. Es wird Platz frei für neue Sichtweisen. Die Fan-tasie bekommt Nahrung. Der Geist beginnt zu arbeiten. Nicht mehr Konzentration und Willen helfen, um weiterzukommen, sondern der schweifende Geist.
    Klettern ist also eine Konzentrationsübung. In schwierigen Momenten bin ich ganz Fingerspitze, Zehenspitze. Im Kopf ist kein Platz mehr für Spielereien, für Fantasie, für Energien von außen.
    Das Gehen, das Leben in der Eiswildnis entspricht der Meditation. Es macht leer. Keinerlei Ablenkung: Nichts als die weiße Weite um dich herum, kein Laut, nicht einmal ein Felsen; ein Horizont, der immer weiter wird, weil er mit jedem Schritt zurückweicht. Die Gedanken werden klar. Plötzlich strömen mir von außen Energien zu, Ideen, Kraft. Ich betrachte mich aus Distanz. Und Distanz zu sich selbst ist Grundvoraussetzung für starke Entscheidungen. Ich habe nie so weit und so klar denken können wie beim Marsch durch die Antarktis. Viel weiter als in der Stadt, wo meine Gedankenwelt von Häusern umstellt ist, von Regeln, Paragrafen, Konventionen. Weiter auch als in den Alpen, wo die Welt von Bergen eingerahmt ist. Mich interessiert es immer weniger, wie hoch ich steigen oder wie weit ich laufen kann. Den Abgründen meiner Seele, dem Verlorensein in der Einsamkeit gilt meine Neugierde. Ich will Ideen in die Tat umsetzen und wissen, was mit uns und zwischen uns im Grenzbereich passiert. Wenn die Gefahr groß, das Alleinsein lang wird, fallen die Masken.
    Scheitern ist unter diesem Blickwinkel so wichtig wie der Erfolg.
    Scheitern bringt, wirtschaftlich betrachtet, fast immer Nachteile, von der menschlichen Seite her gesehen nur Vorteile. Es macht menschlicher. Erfolg geht oft einher mit Entmenschlichung.

    Meine (bisherigen) Spielfelder.
    Eine senkrechte Felswand und eine Wüste sind als Medium für Ausgesetztsein ähnlich. Obwohl ihre Strukturen grundverschieden sind. Auch die Dimensionen sind unvergleichbar.
    In der Felswand aber reichen oft 1000 Meter Vertikale, um jenes Gefühl von Herausgenommensein in uns entstehen zu lassen, das in einer tausendmal größeren horizontalen Wüste da ist.
    Ein Berg ist eine aufgestellte Wüste; eine Wüste ist ein hingestreuter Berg.
    Erfahrungswüsten
    Beispiel Senkrechte: Dolomitenwände
Beispiel Waagrechte: Antarktis
Beispiel Berg: Mount Everest
Beispiel Mythos: Mallory
    Â 

    Jede Zeit hält ihre Grenzgänge bereit: Vom Nomaden, der zuerst wohl als Gejagter, dann als Jäger und Sammler überleben lernen musste, über den Eroberer der Wüsten, Pole und höchsten Gipfel bis zum Grenzgänger heute, der einem Anachronismus verfällt, wenn er sich freiwillig dorthin begibt, wo das Überleben schier unmöglich wird. Seine Herausforderungen schrumpfen mit der Technologie, und sie wachsen mit der Zerstörung der Umwelt.
    Grenzpunkte
    Â 1 Im Winter durch Grönland
    Â 2 Die ultimative Erstgegehung
    Â 3 Die Rupalwand am Nanga Parbat
    Â 4 Ein Achttaussender im Alpinstil
    Â 5 Mount Everest ohne Maske
    Â 6 Nanga Parbat solo
    Â 7 Der Hattrick
    Â 8 Lhotse-Südwand
    Â 9 Quer durch die Antarktis
    10 Ein Land begreifen
    11 Takla Makan
    12 Den Nordpol gibt es nicht

»Für mich war es immer ein Traum, einen Schritt weiter zu gehen. Dieser Traum hält wach.«
    Immer einen Schritt voraus
    W enn es etwas Unnützes gibt, ist es mein Tun. Also sind meine Leistungen schwer zu rechtfertigen. Einen moralischen Anspruch erhebe ich nicht. Ob Abenteuer »gesund« sind, wissen die Götter. Ich weiß es nicht. Mir geht es um Leistung als Anspruch an sich, um ein Tun, das außerhalb von ethischen Maßstäben abläuft. Ich rechne mich nicht zu den »vernünftigen« Menschen, und meine Reflexionen
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