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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse
Autoren: Ann Benson
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winden begann. »Karle …«, rief der verwundete Soldat in seinem Schmerz. »Hilf mir, Karle … ich schaffe es sonst nicht!«
    Der Fremde winkte gebieterisch mit der Hand. »Bringt das Licht – hier kann man ja gar nichts sehen!«
    Kate hielt mit einer Hand ihre Kerze hoch, während der Fremde die Decke wegzog, die beide Männer bedeckte, und als sie das Entsetzliche darunter entdeckte, schickte sie ein verzweifeltes Stoßgebet zum Himmel. Beide Männer trugen zerrissene, schmutzige wollene Kleider, die blutgetränkt waren. Auf den ersten Blick konnte sie nicht sagen, ob beide bluteten oder nur einer, und von wem das Blut stammte.
    »Lieber Gott im Himmel«, rief sie, »hat es eine Schlacht gegeben?«
    Und dann, mit tieferer Angst in der Stimme, schaute sie den Mann namens Karle entsetzt an und fragte: »Sind Engländer in der Nähe?«
    Der Fremde meinte mit einem argwöhnischen Blick: »Hebamme – ich schwöre, Ihr seid zu jung, um diesen Titel zu tragen –, es waren nicht die englischen Hunde, die den guten Zweien hier das angetan haben, sondern die Streitkräfte von Charles von Navarra, ebenfalls Franzosen!«
    Während Erleichterung sie durchströmte, hörte Kate, wie Alejandro von seinem Strohlager leise ihren Namen rief. Der Fremde Karle drehte seinen Kopf rasch dorthin, woher der Ruf kam. Seine Hand fuhr sofort an ein Messer, das er am Gürtel trug.
    »Das ist mein Vater«, erklärte sie rasch. »Er hat eine schwere Krankheit!« Und ehe Karle protestieren konnte, eilte sie an Alejandros Seite und kniete neben ihm nieder.
    »Sei vorsichtig«, flüsterte Alejandro, »das ist gefährlich …«
    »Was soll ich tun? Er sagt, daß keine Engländer hier sind.«
    »Wir können nicht wissen, was Edwards Agenten alles treiben.«
    Einer der Verletzten begann zu jammern. Kate drehte sich um, um zu ihm zurückzukehren, aber Alejandro faßte sie an ihrem Umschlagtuch und hielt sie fest. »Warte!« gab er leise Anweisung. »Tu nichts, sondern beobachte ihn vorläufig.«
    »Hebamme!« rief Karle. »Was hält Euch auf? Ihr müßt sofort kommen!«
    Sie wandte sich ihm zu und zeigte auf den Liegenden: »Mein Vater …«
    Doch die Schreie der Verwundeten – ihre Schmerzen, das quälende Wissen, daß sie von den Schwertern ihrer eigenen Landsleute gefällt worden waren – übertönten ihre Worte. Schließlich konnte Alejandro es nicht mehr ertragen. Unter gemurmelten Flüchen warf er seine Decke ab und erhob sich von seinem Lager. Er ging direkt auf die beiden Leidenden zu und bückte sich zu ihnen nieder. »Leuchte mir!« sagte er. Kate hielt die Kerze so, daß ihr Schein dahin fiel, wo er ihn brauchte.
    Karle starrte er auf den Arzt und dann auf die Tochter. »Ihr untertreibt Eure Fähigkeiten«, knurrte er. »Bei Eurem leidenden Vater habt Ihr anscheinend ein Wunder vollbracht, Hebamme! «
    Den Titel sprach er mit unverhohlener Verachtung aus. »Aber vielleicht sollte ich diesen Herren so anreden und nicht Euch.«
    Alejandro unterbrach die Untersuchung der stöhnenden Krieger und stand abrupt auf. Er streckte eine blutige Hand aus, und da Kate ihm jahrelang assistiert hatte, wußte sie, daß ihr père ein Tuch wollte. Sie reichte ihm eines, er wischte sich das Blut von den Händen und stellte sich dicht vor dem Jüngeren auf. »Redet mich an, wie Ihr wollt«, warnte er ihn, »aber sprecht nicht in diesem Ton mit meiner Tochter!«
    Sie maßen einander mit kämpferischen Blicken. Keiner schien die Oberhand über den anderen zu gewinnen, doch schließlich lenkte der ungebetene Gast ein. »Ich wollte nicht respektlos sein«, sagte Guillaume Karle, »weder zu Euch noch zu ihr. Und ich habe auch nicht die Absicht, einem von Euch Schaden zuzufügen. Genaugenommen hatte ich nur eine Hebamme erwartet. Eure Lebensumstände interessieren mich nicht. Ich darf mich nicht sehen lassen, denn hier in der Gegend kennt mich jeder, und wie Ihr merkt, hat die Nacht – Schwierigkeiten gebracht.« Er wies auf seine verwundeten Kameraden. »Für alles werde ich dankbar sein, wenn Ihr oder Eure Tochter Euch um diese beiden kümmert.« Er schluckte schwer. »Jetzt, da Ihr sie gesehen habt«, führt er fort, »was meint Ihr?«
    Alejandros abwehrende Haltung lockerte sich ein wenig. Er legte das blutige Tuch auf den Tisch, nahm Karle beim Ellbogen und führte ihn außer Hörweite der Getroffenen. »Einer wird durchkommen; ich werde ihm den Arm abnehmen müssen, aber das kann er überleben.«
    »Ihr besitzt die Fähigkeit, das zu tun?«
    Alejandro
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