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Benjamins Gärten (German Edition)

Benjamins Gärten (German Edition)

Titel: Benjamins Gärten (German Edition)
Autoren: J. Walther
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Bücherregal erlischt.
    Ich zünde mir eine Zigarette an, ziehe meine Sandalen unter dem Tisch aus. Die Steine sind warm unter meinen Fußsohlen. Ich trinke meinen Cocktail aus, beobachte die Leute, die kommen. Dann drücke ich meine Zigarette aus.
    Die Kellnerin hat jetzt gut zu tun und ich gehe hinein, um zu zahlen. Ich verrechne mich beim Trinkgeld, gebe zu wenig. Die Kellnerin lächelt mich trotzdem an: »Mach dir noch einen schönen Abend.«
    »Danke. Tschüss.« Ich wende mich um. Neben dem Ausgang liegt ein Stapel Zeitschriften. Auf dem Cover haben zwei Männer die Arme umeinander gelegt. Ich mache einen Schritt zur Seite, greife schnell zu. Ich merke, dass ich rot werde, aber nicht sehr.
    Ich gehe die Straße hinunter, setze mich auf eine freie Bank. Ein paar Jungs spielen Fußball, Frauen mit Kopftüchern unterhalten sich, eine Gruppe Jugendlicher steht mit Bierflaschen in der Hand da. Ich schlage die Zeitschrift auf. Ich überlege erst, das Cover umzuschlagen, damit man es nicht sieht, aber dann lasse ich es. Ich blättere durch die Seiten, lese die Überschriften. Weiter hinten stehen Veranstaltungstipps, jeder Tag ist voll. Obwohl es unter der Woche ist, steht auch unter dem aktuellen Datum einiges. Ich finde mehrere kleine Karten mit Nummerierungen, an einigen Stellen drängen sich die Ziffern.
    Bei einer Party steht Ab 22.00 Uhr . Ich schaue auf die Uhr, dann zünde ich mir noch eine Zigarette an, lese in der Zeitschrift. Schließlich gehe ich zur U-Bahn, studiere unauffällig den Stadtplan.
    Ich finde die Adresse erst nicht, traue mich nicht zu fragen, schaue unauffällig, wer auch auf dem Weg dorthin sein könnte. Schließlich finde ich den Eingang doch noch. Der Typ an der Kasse mustert mich von oben bis unten, dann drückt er mir einen Stempel auf den Handrücken. Ich gehe eine Treppe hinunter, mit jedem Schritt dröhnt die Musik lauter.
    Unten ist es noch ziemlich leer. Ich hole mir ein Bier, stelle mich an den Rand. Ich versuche, lässig und selbstbewusst zu wirken, aber ich bin viel zu angespannt und unruhig. Ich trinke von meinem Bier.
    Langsam wird es voller. Ich hole mir noch ein Bier, zünde mir eine Zigarette an. Gehe wieder an meinen Platz. Ein paar Männer an der Bar mustern mich, reden dann. Ich schaue weg. An der Tanzfläche steht ein Junge, der mir gefallen könnte. Ich suche seinen Blick, aber ohne Erfolg. Ein anderer Kerl schaut immer wieder zu mir. Ich schaue weg, bin zu unsicher. Er gefällt mir auch nicht besonders.
    Bässe hämmern in meinem Brustkorb. Die ersten Männer beginnen zu tanzen. Ich stelle meine leere Bierflasche auf den Boden. Jetzt weiß ich nicht, wohin mit meinen Händen und zünde mir eine Zigarette an. So viel habe ich noch nie an einem Tag geraucht. Es ist jetzt ziemlich voll. Ich schaue den Tanzenden zu. Ich traue mich nicht zu tanzen, weil ich es noch nie getan habe, garantiert lächerlich dabei aussehe. Ein Tänzer zieht sein Shirt über den Kopf, obwohl sein Oberkörper nicht besonders beeindruckend ist.
    Neben mir stellen sich zwei Männer an die Wand. Sie beginnen zu knutschen. Ich folge mit den Augen der Hand des einen, die erst über den rasierten Kopf des anderen fährt, dann tiefer wandert, den Hintern knetet. Ich schaue wieder in den Raum. Neben der Tanzfläche steht eine Gruppe von Männern, die lachen und sich Worte ins Ohr schreien. Ich komme mir überflüssig vor. Ich lasse meine Zigarette fallen und gehe zur Treppe.
    Im Zug, der durch die Nacht fährt, beobachte ich die Lichter, die draußen vorbeiziehen. Meine Augen jucken, meine Klamotten riechen nach kaltem Rauch. Ich lege den Kopf an die Lehne und nicke weg.
    Rückkehr

    Ich wate durch meine taufeuchte Wiese wie ein Storch. Die Tropfen auf den Gräsern glitzern im Morgenlicht, nässen meine Füße und meine nackten Waden. Wenn ich aufblicke, sehe ich die ganze Wiese wie Silber schimmern, um die Bäume fließen wie Wasser. Der Morgen ist kalt und leicht diesig, verspricht einen heißen Tag. Ich bin müde und ausgelaugt, aber die frische Luft weckt meine Lebensgeister. Und meine Abenteuerlust. Ich fühle mich trotz meiner Müdigkeit, trotz der Fruchtlosigkeit meines Ausfluges in die Großstadt gut.
    Jurek folgt dem angedeuteten Pfad, den ich hinterlassen habe, schüttelt bei jedem Schritt angeekelt die Pfötchen. Er rettet sich auf einen Stein am Bachufer und reckt sein Köpfchen meiner Hand entgegen, als ich ihn streichle. Sein rotbraunes Fell leuchtet vor dem graugrünen Hintergrund der
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