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Benjamin Rootkin - Zeiten voller Zauber, eine Weihnachtsgeschichte

Benjamin Rootkin - Zeiten voller Zauber, eine Weihnachtsgeschichte

Titel: Benjamin Rootkin - Zeiten voller Zauber, eine Weihnachtsgeschichte
Autoren: Rainer Wekwerth
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ihre Brust und ihren Rücken mit einem scharf riechenden Mittel ein.
    Aus seiner Tasche zog er eine dunkelbraune, dickwandige Glasflasche mit trübem Inhalt, den er vorsichtig auf einen Löffel tropfen ließ, bevor er ihn Mrs.MacDowell zum Einnehmen gab.
    Die junge Frau ließ sich in die Kissen zurücksinken. Ein sanftes Lächeln erschien in ihrem zarten Gesicht und gab ihr das Aussehen eines Engels.
    Sie ist sehr hübsch, schoss es dem jungen Arzt durch den Kopf, aber er verdrängte diesen Gedanken sofort wieder.
    „Mrs.MacDowell, ich lasse ihnen diese Medizin da. Bitte nehmen sie dreimal am Tag zwanzig Tropfen ein.“
    „Danke! Vielen Dank!“
    „Schon gut. Ich muss jetzt gehen.“
    „Doktor?“
    „Ja?“
    „Wie ist ihr Name?“
    „Blake. Robert Blake.“ Warum sage ich ihr meinen Vornahmen?, fragte er sich verwundert.
    Sie reichte ihm ihre schmale Hand.
    „Ich heiße Kathrin. Das sind Susan und Andrew.“
    Die Kinder lächelten ihn schüchtern an, und er lächelte zurück.
    „Freut mich, euch kennenzulernen.“ Er nickte Mrs.MacDowell zu. „Wie gesagt, ich muss leider gehen, aber ich komme morgen Abend wieder vorbei.“
    Die kleine Susan lief hinter ihm her, als er zur Tür schritt. Gerade als er die Wohnung verlassen wollte, zog sie an seiner Hose, um auf sich aufmerksam zu machen.
    „Was ist denn kleines Fräulein?“
    Ihre großen Augen blickten ihn ernst an.
    „Muss meine Mom sterben?“
    Dr.Blake warf einen Blick zurück zum Bett. Die junge Frau hatte sich auf die Seite gerollt, er konnte nicht sehen, ob sie die Augen geschlossen hatte.
    „Nein, deine Mom wird wieder ganz gesund. Das verspreche ich dir!“, sagte er leise an Susan gewandt.
    „Danke!“, flüsterte das Mädchen und huschte zurück zum Bett.
    Dr.Blake verließ den Raum. Als er über den Hof stapfte, wusste er, dass sich sein Leben verändert hatte, aber er hätte nicht sagen können, was sich verändert hatte. Er wusste nur, dass etwas mit ihm geschehen war. Die kalte Luft befreite ihn von allen Gedanken, und er begann, leise eine Melodie zu pfeifen. Die Musik schwebte sanft dem Himmel entgegen, bevor sie in den Schleiern der Nacht verflog.
     

Kapitel 8
     
    Ben erwachte vor allen anderen Jungs. Er schlug die grobe Wolldecke zurück und schlich barfuß über den kalten Steinboden in den Waschraum, wo er sich wusch und die Zähne putzte.
    Zurück im Schlafsaal schlüpfte er in seine Kleider und machte sich auf den Weg in die Küche, wo Mrs.Pearce das Frühstück vorbereitete.
    „Was willst du denn schon hier?“, fragte sie mit dröhnender Stimme. Ihr graues Haar war noch vom Schlaf verstrubbelt und stand weit vom Kopf ab, was ihr ein drachenähnliches Aussehen verlieh. Mrs.Pearce bemerkte Bens Blick und setzte hastig ihre gestärkte Haube auf.
    „Guten Morgen“, sagte Ben gutgelaunt. „Ich werde jetzt jeden Morgen so früh aufstehen, denn ab heute helfe ich bei Mrs.Goodman im Laden aus.“
    „So, so! Und Father Duncan weiß Bescheid?“, fragte sie misstrauisch.
    Der Junge breitete die Arme zu einer bescheidenen Geste aus.
    „Würde ich Sie anlügen, nachdem Sie mir einen so herrlichen Schokoladenkuchen gebacken haben?“
    Ein scheues Lächeln glitt über das Gesicht der Köchin.
    „Er hat dir also geschmeckt?“
    Ben schnalzte mit der Zunge. „Er war phantastisch!“
    „Danke! Ich habe mir auch wirklich alle Mühe gegeben.“
    „Mrs.Pearce?“
    „Ja?“
    „Wäre es wohl möglich, mir ein Frühstück mitzugeben? Ich muss jetzt los!“
    Ihre kleinen Augen blitzten misstrauisch.
    „Um diese Zeit macht doch noch kein Laden auf.“
    „Oh, doch!“, versicherte Ben ernst. „Mrs.Goodman sagt immer ‘Der frühe Vogel fängt den Wurm’!“
    „So, sagt sie das? Also gut. Hier du kannst die Brote nehmen, die ich für Father Duncan gestrichen habe. Er will heute zum Bischof, aber ich denke, der gute Mann braucht noch eine Weile, bis er aus den Federn ist.“
    Alle im Heim wussten, dass der Priester morgens Anlaufschwierigkeiten hatte.
    „Danke, Mrs.Pearce!“, sagte Ben, griff sich die eingepackten Brote und stürmte zur Küche hinaus.
    Die Köchin sah ihm kopfschüttelnd hinterher. Mein Gott, dachte sie, jetzt müssen die Kinder schon arbeiten. Wo soll das alles nur enden?
     
    Eine halbe Stunde später stand Ben vor den schmiedeeisernen Toren der Kensington-Hall. Der Markt war noch nicht eröffnet, und die großen Tore geschlossen.
    Ben hatte geglaubt, er wäre der Einzige, der hier eine Arbeit suchte, aber trotz der
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