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Benedikt XVI

Benedikt XVI

Titel: Benedikt XVI
Autoren: Licht der Welt
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dennoch fällt es vielen
schwer, in diesen Tagen an der Kirche festzuhalten. Können Sie nachvollziehen,
dass Menschen aus Protest mit ihrem Austritt antworten?
     
    Das kann ich nachvollziehen. Ich
denke natürlich vor allen Dingen an die Opfer selbst. Dass es ihnen schwer
fällt, noch zu glauben, dass die Kirche Quelle des Guten ist, dass sie das
Licht Christi vermittelt, dass sie leben hilft - das kann ich verstehen. Und
andere, die eben nur diese Negativwahrnehmungen haben, sehen dann auch nicht
mehr das Ganze, Lebendige der Kirche. Umso mehr muss sie sich darum bemühen,
dass dieses Lebendige und Große wieder sichtbar wird, trotz all des Negativen.
     
    Sie hatten als Präfekt der
Glaubenskongregation unmittelbar nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle in den USA Richtlinien erlassen, wie mit diesen Fällen
umzugehen sei. Darin geht es auch um die Zusammenarbeit mit den staatlichen
Strafverfolgungsbehörden und weiterführende Präventivmaßnahmen. Jegliche
Vertuschung sollte verhindert werden. Die Richtlinien wurden 2003 noch einmal verschärft.
Welche Konsequenzen zieht der Vatikan aus den neu bekanntgewordenen Fällen?
     
    Diese Richtlinien wurden jetzt
noch einmal neu überarbeitet und vor kurzem in letzter Fassung herausgebracht.
Immer in Fortführung der gemachten Erfahrungen, um noch besser, genauer und
richtiger auf diese Situation reagieren zu können. Das Strafrecht allein reicht
hier allerdings nicht aus. Denn die eine Sache ist, die Fälle rechtlich richtig
zu behandeln. Die andere Sache ist, dafür zu sorgen, dass sie möglichst nicht
mehr passieren. Wir haben zu diesem Zweck in Amerika eine große Visitation der
Seminare machen lassen. Hier gab es offenbar auch Unterlassungen, so dass man
nicht genau genug den jungen Menschen nachgegangen ist, die zwar eine
besondere Begabung für die Jugendarbeit und auch eine religiöse Veranlagung zu
haben schienen, bei denen man aber hätte erkennen müssen, dass sie nicht für
das Priestertum geeignet sind.
    Die
Prävention ist also ein wichtiger Sektor. Hinzu kommt die Notwendigkeit einer
positiven Erziehung zur richtigen Keuschheit und zum richtigen Umgang mit der
eigenen Sexualität und der des anderen. Da ist sicher auch theologisch viel zu
entfalten und das entsprechende Klima zu entwickeln. Und dann müsste natürlich
immer auch die ganze Glaubensgemeinschaft bei den Berufungen mitdenken und
mithandeln und achtsam sein auf die einzelnen Menschen. Sie einerseits führen
und tragen - und andererseits auch den Oberen helfen zu erkennen, ob Personen
geeignet sind oder nicht.
    Es muss
also ein ganzes Bündel von Maßnahmen sein, einerseits präventiv, andererseits
reaktiv - und schließlich positiv im Schaffen eines geistigen Klimas, in dem
diese Dinge beseitigt, überwunden und möglichst ausgeschlossen werden können.
     
    Sie trafen zuletzt in Malta
mehrere Missbrauchsopfer. Einer von ihnen, Joseph Magro, sagte hinterher: "Der
Papst hat zusammen mit mir geweint, obwohl er keine Schuld an dem hat, was mir
zugestoßen ist." Was konnten Sie den Opfern sagen?
     
    Ich konnte ihnen eigentlich gar
nichts Besonderes sagen. Ich konnte ihnen sagen, dass es mich im Innersten
trifft. Dass ich mit ihnen leide. Und das war nicht nur eine Phrase, sondern
das geht mir wirklich zu Herzen. Und ich konnte ihnen sagen, dass die Kirche
alles tun wird, damit dies nicht wieder geschieht, und dass wir ihnen helfen
wollen, so gut wir können. Und endlich, dass wir sie in unserem Gebet tragen
und sie bitten, dass sie den Glauben an Christus als das wahre Licht und an die
lebendige Gemeinschaft der Kirche nicht verlieren.
     
    Ursachen
und Chancen der Krise
     

    Unvergesslich bleibt Ihre Anklage
am Kreuzweg des Karfreitags 2005, wenige Wochen, bevor Sie zum Nachfolger
Johannes Pauls II. gewählt werden sollten: " Wie oft feiern wir nur uns
selbst und nehmen Ihn gar nicht wahr? Wie oft wird Sein Wort verdreht und missbraucht?"
Und wie schon auf die Ereignisse der nahen Zukunft gerichtet: " Wie viel
Schmutz gibt es in der Kirche und gerade auch unter denen, die im Priestertum
ihm ganz zugehören sollten?"
    Nun kommen
ausgerechnet in dem von Ihnen ausgerufenen Priesterjahr diese ganzen
Versäumnisse und Verbrechen ans Licht. Ist biblisch gesehen vielleicht nicht
auch die Enthüllung dieser Skandale selbst als Zeichen zu begreifen?
     
    Man könnte nun meinen, der Teufel
konnte das Priesterjahr nicht leiden und hat uns daher den Schmutz ins Gesicht
geworfen. Als hätte er der Welt
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