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Ben - Alles auf Anfang (German Edition)

Ben - Alles auf Anfang (German Edition)

Titel: Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
Autoren: Adora Belle
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abgeschlossenen Ausbildung bin ich ungefähr so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Und irgendeine Lehre anzufangen kann ich mir jetzt – so! - schlicht nicht leisten, mal ganz abgesehen davon, dass ich keinen Bock darauf habe und mein Stolz das auch nicht zulässt, jedenfalls noch nicht.
     
    Was mein Stolz allerdings dazu sagen wird, sollte ich letzten Endes darauf angewiesen sein, aus lauter Verzweiflung irgendeinen miesen, dreckigen Hilfsjob anzunehmen, will ich mir lieber gar nicht erst vorstellen – aber noch ist es ja nicht so weit gekommen, nicht wahr?
     
    Und es ist ja auch gar nicht gesagt, dass das passieren muss! Vielleicht fällt mir ja doch noch ein Superjob sozusagen vor die Füße?
     
    Klar, und vielleicht ist die Erde ja doch eine Scheibe und vielleicht hat`s bloß noch keiner gemerkt?
     
    Bislang habe ich jedenfalls ums Arbeitsamt einen weiten Bogen gemacht und zunächst auf eigene Faust versucht, eine Anstellung zu finden. In der Samstagszeitung stehen ja immer jede Menge Stellenanzeigen. Natürlich konnte ich die besser bezahlten Sachen schon gleich aussortieren und musste mich auf die klein gedruckten Annoncen stürzen. Aber leider war auch da bis jetzt nichts für mich dabei. Entweder kam der Job für mich nicht in Frage oder ich nicht für den Job. Tja, so ist es nun mal.
     
    Mittlerweile denke ich allerdings in schwachen Momenten doch gelegentlich darüber nach, ob es nicht besser wäre, mich beim Amt zu melden. Aber ich weiß ja auch ganz genau, wieso ich das bisher nicht getan habe.
     
    Ich bin noch in einem Alter, wo eigentlich meine Eltern für mich unterhaltspflichtig wären, bis ich eine Lehre abgeschlossen habe, und mit ziemlicher Sicherheit werden die Typen vom Amt mir das unter die Nase reiben. Ich will aber nicht den ganzen Knatsch mit meinem alten Herrn vor irgendwelchen wildfremden Leuten ausbreiten, und außerdem will ich auch auf keinen Fall Geld von zuhause!
     
    Aber irgendwas muss ich unternehmen. Mein restliches Vermögen auf der Bank reicht vielleicht noch zwei Monate, wenn ich sparsam lebe. Und was dann? Ich muss schließlich Miete zahlen und von irgendwas leben.
     
    Man könnte also sagen, ich stecke in einer mittelschweren Klemme. Noch steht mir das Wasser nicht bis zum Hals, aber auf Bauchhöhe ist es durchaus schon angekommen.
     
    „Soll ich mich mal umhören?“, bietet Jörn sich an, aber ich schüttle lässig den Kopf.
     
    „Nee, lass mal. Ich finde schon was. So eilig ist es ja zum Glück auch nicht. Ich hab noch genug eigene Kohle“, wimmle ich sein Angebot lachend ab. Meine Freunde sollen nicht denken, ich wäre verzweifelt. Bin ich ja auch nicht. Noch lange nicht.
     
    Wenn ich in ein paar Wochen immer noch nichts gefunden habe und nicht mehr weiß wovon ich die Miete zahlen oder was ich essen soll, dann – vielleicht...
     
    Andererseits lasse ich mir dann auch vielleicht einen wilden Bart stehen, ziehe meine ältesten Klamotten an und stelle mich mit einem Pappschild ins nächste Einkaufszentrum, wer weiß?
     
    Eine halbe Stunde später verabschieden sich die Drei, nehmen mir aber das Versprechen ab, dass wir uns am Wochenende treffen und zusammen weggehen. Und als kurz darauf die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt, bin ich allein.
     
    Ein komisches Gefühl.
     
    Ich meine, logisch war ich schon öfters mal allein. Aber dieses Alleinsein hatte eine andere Qualität als das hier.
     
    Wenn meine Eltern mich als Kind mal zuhause gelassen haben, war ich ja nicht wirklich alleine. Irgendjemand war meistens da. Entweder einer meiner Brüder, Patricia oder auch unsere Perle. Das ging so weit, dass ich es jedes Mal genossen habe, wenn ich mal tatsächlich sturmfreie Bude hatte.
     
    Jetzt habe ich sozusagen ständig sturmfreie Bude, aber es fühlt sich irgendwie … falsch an.
     
    Naja, das liegt vermutlich nur daran, dass ich es nicht gewohnt bin. In ein paar Tagen fällt es mir sicher kaum noch auf.
     
    Ich beschließe, den Abend früh zu beenden, um am nächsten Morgen ausgeschlafen zu sein. Ein paar Annoncen habe ich mir in der letzten Samstagszeitung noch angestrichen, und besonders eine davon erschien mir vielversprechend. Dort habe ich morgen früh einen Vorstellungstermin und hey? - wieso sollte es diesmal nicht klappen? Genau, man muss positiv denken!
     
    Mein Blick fällt auf die leeren Flaschen und die Pizzakartons vom Nachmittag. Stehenlassen oder wegräumen?
     
    Ich tendiere eigentlich zu Ersterem, aber dann fällt mir wieder diese
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