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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste
Autoren: Harry Dolan
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dass es jemand anders im Besucherzimmer war, und zwar weder ein Wärter noch ein Insasse. Jemand, der die ganze Zeit neben Nick gesessen hat. Jemand, der einen Blick auf das Karoass hatte werfen können – und es später aus Nicks Schublade herausnehmen konnte.«
    Das Senator verzog gequält das Gesicht. »Diese Variante interessiert mich nicht. Ich möchte nicht, dass der Junge davon hört. Es wäre bestimmt nicht gut für ihn.«
    »Es ist ein bisschen zu spät, darüber nachzudenken, was für den Jungen gut ist.«
    Casterbridge entdeckte ein wenig Asche auf seinem Ärmel und schnippte sie wortlos weg.
    »Ich denke, es war eine ganz einfache Rechnung, die Madelyn da angestellt hat«, fuhr ich fort. »Terry Dawtrey war nicht ihr Sohn. Matthew Kenneally dagegen schon. Dawtrey stellte eine Bedrohung für Kenneally dar. Es war schlimm für Nick, seinen Bruder zu verlieren. Aber am Ende war Dawtrey entbehrlich.«
    »Ich finde, Sie sollten Madelyn aus der Sache herauslassen.«
    »Sicher. Ich bin ohnehin mehr an Ihnen interessiert. Sie sind mir eigentlich nicht besonders herzlos vorgekommen. Aber Sie waren bereit, Terry Dawtrey zum Tode zu verurteilen.«
    Er schnippte wieder etwas von seinem Ärmel. »Darüber möchte ich nicht reden.«
    »Haben Sie sich je gefragt, warum Dawtrey überhaupt den Fluchtversuch machen wollte?«, sagte ich. »Er hat ja bestimmt gewusst, dass er dabei sein Leben riskiert. Wie schrecklich muss es für ihn in dem Gefängnis gewesen sein, dass er ein solches Risiko eingegangen ist?«
    »Bloß kein falsches Mitleid für einen Gefangenen«, schnaubte der Senator in eine Rauchwolke hinein. »Terry Dawtrey war aus gutem Grund im Gefängnis.«
    »Sicher. Er hat versucht, eine Bank auszurauben. Genau wie Ihr Sohn.«
    »Tun Sie nicht so, als wären sie gleich. Mein Sohn hat einen Fehler gemacht. Er wurde von Floyd Lambeau in die Sache hineingezogen.«
    »Genau wie Dawtrey.«
    »Dawtrey hat auf Harlan Spencer geschossen.«
    »Ihr Sohn hat Scott White getötet.«
    »Das war keine Absicht. Er sollte nicht dafür büßen müssen.«
    Ich sah auf die Muschel in meiner Hand. Die Oberfläche leuchtete wie eine Perle im Mondlicht. »Nicht gerade wenige Menschen, die wegen Ihnen und Ihrem Sohn gestorben sind«, sagte ich und warf die Muschel weg. »Die beiden Dawtreys, Charlie und Terry. Henry Kormoran. Walter Delacorte und Paul Rhiner. Und Anthony Lark. Ein hoher Preis, um zu verhindern, dass Matthew Kenneally dafür büßen musste, was er vor siebzehn Jahren getan hat. Und – soll er weiter steigen?«
    Der Senator hob die Schultern und senkte sie wieder. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Was für ein Spiel spielen Sie denn mit Lucy Navarro?«
    »Das ist kein Spiel. Mir hat die Story, an der sie schrieb, nicht gefallen, also habe ich ihr eine andere angeboten.«
    »Lucy sagte, Sie versorgen sie mit Informationen über Staatsgeheimnisse.«
    Er lächelte. »Sie ist ein helles Mädchen, aber noch sehr unerfahren.«
    »Also belügen Sie sie.«
    »Einige der Dinge, die ich ihr erzählt habe, sind wahr. Sie sind außerdem keine Verschlusssachen und öffentlich zugänglich.«
    »Und der Rest?«
    »Hab ich mir ausgedacht.«
    »Sie wird es in absehbarer Zeit herausfinden. Wenn sie anfängt, die Fakten zu überprüfen.«
    Er schüttelte abschätzig den Kopf. »Ich habe Ihnen bereits gesagt, was auf mich zukommt. In absehbarer Zeit werde ich mich nicht mal mehr an meinen eigenen Namen erinnern.«
    »Richtig. Und Sie werden Pflegerinnen haben, die Sie ankleiden und Ihnen das Kinn abwischen. Falls Sie beschließen, doch noch dazubleiben. Wo ist die Waffe, Senator?«
    Zuerst dachte ich, er würde mir nicht antworten. Er betrachtete seinen Zigarrenstummel. Warf ihn in den Sand zwischen uns.
    »Ich sagte es Ihnen schon«, sagte er. »Der Junge hat sie weggeworfen. Unten am Wasser.«
    Ich betrachtete die Fußabdrücke um uns herum. »Ich frage nicht, was er damit gemacht hat. Ich frage, wo sie jetzt ist.«
    »Für einen jungen Mann machen Sie sich viel zu viele Gedanken«, sagte der Senator. »Gehen Sie jetzt weiter und lassen Sie mich in Ruhe. Es ist eine schöne Nacht für einen Spaziergang am Strand.«
    »Geben Sie mir die Waffe.«
    Er griff nach Sam Tillmans Pistole in seinem Hosenbund. »Gehen Sie weiter«, sagte er. »Ziehen Sie Ihre Schuhe aus, spüren Sie den Sand unter den Füßen. Gehen Sie hinunter ans Wasser. Selbst im Mondlicht können Sie die Kiesel auf dem Grund sehen. Schauen Sie sich die klaren Konturen
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