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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste
Autoren: Harry Dolan
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was er gesagt hat?«
    »Was?«
    »Terry war keine Ratte, sagte er.«
    Ich musterte ihn genau, wie er langsam begriff: dass alles, was er getan hatte, zu nichts geführt hatte, dass nichts davon hätte geschehen und niemand hätte sterben müssen.
    Dann wandte ich mich ab und ging wortlos davon.

    Stellen Sie sich die letzte Szene so vor: nachts am Ufer des Lake Superior. Ein Mann geht langsam am Strand entlang. Das bin ich, der Held des Stückes. Der Senator, eine kleine Gestalt, verschwindet immer mehr im düsteren Hintergrund. Leise Geräusche vom Wasser sind zu hören und der Wind und dann ein plötzlicher Knall, ein Schuss fällt.
    Vielleicht zucke ich kurz zusammen. Ich bin auch nur ein Mensch.
    Vielleicht halte ich inne, aber nur für einen winzigen Augenblick.

59
    Natürlich fiel kein Schuss.
    Stellen Sie es sich stattdessen so vor: Nach einigen Minuten blieb ich am Ufer des Sees stehen. Ich sah auf Tillmans blutverschmierte Pistole in meiner linken Hand hinunter. Am Blut klebten einzelne Sandkörner. Ich spülte die Waffe im Wasser ab.
    Ich holte aus und warf meinen Arm nach vorne. Etwas flog auf den See hinaus. In der Schwärze des Himmels war es nicht zu erkennen, und es fiel geräuschlos ins Wasser. Es war die Kugel, die ich in die Kammer des Revolvers geschoben und dann, vom Taschentuch verdeckt, gleich wieder herausgezogen hatte.
    Als ich weiterging, sah ich Elizabeth auf mich zukommen. Sie hatte Hannagan bei sich und außerdem Sergeant Cooper. Bereits aus einigen Metern Entfernung begann Hannagan Fragen zu stellen.
    »Haben Sie da eben etwas in den See geworfen?«
    An seinem Ton war nichts falsch, aber ich war gerade nicht in der Stimmung, zu antworten. Ich gab ihm stattdessen die Pistole. »Das ist Tillmans«, sagte ich.
    Er nahm sie mit spitzen Fingern entgegen. »Warum ist sie nass?«
    »Sie finden den Senator dort hinten«, wich ich aus und blickte am Strand zurück. »Es geht ihm gut, er hat nur eine Wunde an der Schläfe.«
    »Was ist passiert?«
    Hannagans Stimme klang jetzt gereizt, und ich hatte ein flüchtiges Bedürfnis, ihm einen Kinnhaken zu verpassen. Aber eigentlich war es gar nicht er, auf den ich wütend war.
    »Er ist im Wald gestolpert«, sagte ich. »Sie sollten gehen und sich seiner annehmen. Er überlegt, sich umzubringen. Er hat einen Revolver, aber der ist nicht geladen.«
    Hannagan sah mich stirnrunzelnd an. »Himmel. Wo hat er einen Revolver her?«
    »Wir können hier noch eine Weile herumstehen und darüber diskutieren. Vielleicht wird er sich im See ertränken, während wir uns darüber austauschen.«
    Hannagan hatte genug von mir gehört. Mit finsterem Gesichtsausdruck ging er am Strand entlang. Cooper folgte ihm.
    Als sie weg waren, strich mir Elizabeth mit der Hand über die Wange. »Was ich wirklich an dir mag«, sagte sie, »ist, wie nett du mit den Leuten umzugehen weißt.«

    Sie fanden John Casterbridge dort, wo ich ihn verlassen hatte. Der Revolver lag im Sand zu seinen Füßen. Widerstandslos ließ er sich mitnehmen, schlenderte barfuß am Ufer entlang, während Hannagan neben ihm ging. Cooper, hinter den beiden, trug Casterbridges Schuhe.
    Elizabeth sprach mit Hannagan, bevor sie John Casterbridge wegführten. Ich beobachtete sie aus der Ferne. Der Senator hielt den Kopf hoch erhoben, wirkte unbeschwert und unbesiegt.
    Elizabeth kam zu mir zurück, und wir setzten uns zusammen ans Ufer.
    »Sag mir, dass sie ihn verhaften«, sagte ich.
    Sie gab mir die Antwort, mit der ich schon gerechnet hatte. »Sie bringen ihn ins Krankenhaus, damit die Wunde an seinem Kopf verarztet werden kann. Und er wird nicht verhaftet. Nicht heute.«
    »Er hat mir gegenüber mehr oder weniger ein Geständnis abgelegt.«
    Elizabeth grub ihre Füße in den Sand. »Er hätte sein Geständnis besser Hannagan gegenüber abgelegt. Was immer er zu dir gesagt hat, kann er später wieder bestreiten. Dein Wort gegen seines. Aber auf Hannagan kann man sich verlassen. Er wird Beweismaterial sammeln. Er hat Delacortes Aufzeichnungen und die CD, aber es könnte schwierig für den Staatsanwalt werden, sie als Beweise in einem Prozess zu verwenden. Delacorte ist nicht mehr da, um sie zu beglaubigen.«
    »Das hört sich nicht so gut an.«
    »Gib Hannagan eine Chance. Mal sehen, was er zustande bringt.«
    Sie legte den Kopf in den Nacken, ließ sich die Brise, die vom See herwehte, über das Gesicht streichen. Ich betrachtete sie im Profil.
    »Hat der Senator noch etwas zu dir gesagt?«, fragte
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