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Belials Braut

Belials Braut

Titel: Belials Braut
Autoren: Jason Dark
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nahm ihm das Gefühl nicht ab. Diese zwittrige Figur spielte uns hier etwas vor, aber wir waren bereit, das Spiel mitzumachen.
    Ich zwinkerte Suko zu und sagte: »Siehst du, sie ist nicht hier. Verdammt schade. Dabei haben wir uns so auf ein Treffen mit ihr gefreut.«
    Mein Freund dachte anders darüber. Er machte das Spiel auch gut mit. »Die Nacht ist noch nicht beendet, John. Sie kann noch immer kommen, denke ich.«
    »Gute Idee.« Ich wandte mich wieder an den Keeper. »He, Mann, was meinen Sie dazu?«
    Er lächelte rätselhaft und legte seine schmalen Hände zusammen. »Möglich ist alles. Es liegt nicht in meiner Kraft, dies zu bestimmen. Muss ich Ihnen ehrlich sagen. Ich kann ihr nicht befehlen, ob sie kommen soll oder nicht. Das alles steht nicht in meiner Macht. Ich bin nur der Wächter.«
    »Ah – so ist das. Und erscheint sie denn jede Nacht?«
    »Wenn sie will, schon.«
    »Können Sie mir sagen, wo sie sich aufhält?«
    Der Keeper hüstelte in seine hohle Hand. »Man kann nie sagen, wo sie sich im Moment aufhalten. So sehe ich das.«
    Ich hob die Hand. »Moment, Sie haben in der Mehrzahl gesprochen. Ich meine nur Angelina. Sie hat sich im Internet angeboten. Sie hat dem Treffen zugestimmt.«
    »Ja, ja...« Er druckste herum. »Aber ich sage Ihnen auch, dass diese Engel sehr komplexe Wesen sind.«
    »Engel oder Menschen?«, fragte Suko.
    Der Androgyne lächelte. »Manchmal gibt es keine Unterschiede zwischen ihnen. Für viele Männer sind Frauen eben Engel. Das ist Angelina doch auch für euch, nicht wahr?«
    Ich wiegte den Kopf. »So könnte man es sehen. Aber ich weiß auch, dass es nicht nur gute Engel gibt, verstehen Sie. Es gibt auch den Begriff des teuflischen Engels. Aber das ist Angelina doch nicht.«
    »Nein, sie ist kein Teufel.«
    »Und sie lebt wo?«, erkundigte sich Suko.
    Der Keeper kicherte. »Was meinen Sie denn, Gentlemen, wo können Engel schon leben?«
    »Im Himmel.«
    »Klar.«
    »In den Wolken.«
    »Auch gut.«
    Er hatte unsere beiden naiven Antworten akzeptiert. Mit ihm selbst waren wir auch nicht klar gekommen. Vielleicht war er so etwas wie ein Aufpasser oder Hüter zwischen den Welten. Er stand einmal auf dieser und dann wieder auf der anderen Seite, von wo er unser Eintreten auch beobachtet hatte.
    »Ich mache Ihnen gern noch etwas zu trinken, damit Sie die Wartezeit überbrücken können.«
    »Das ist nett«, sagte ich. »Lieber wäre es uns, wenn Sie uns Auskunft darüber geben könnten, wann praktisch der Punkt erreicht ist, an dem wir nicht mehr damit rechnen können, dass sie noch kommt.«
    »Das ist ganz verschieden«, antwortete er. »Manchmal lässt sie sich bis tief in den frühen Morgen Zeit. Aber ich denke, dass Sie Glück haben werden. Zumindest werden Sie einen Blick auf Angelina werfen können. Das passiert auch.«
    Ich staunte. »Oh, sagen Sie nur. Ohne dass sie körperlich hier ist, meinen Sie?«
    »Ja, natürlich.«
    »Aber wir würden sie dann nicht auf einem Monitor sehen«, meinte Suko.
    »Nein, das auf keinen Fall. Wenn, dann zeigt sie sich eben anders.« Wir sahen in seinen Augen das helle Funkeln. Er geriet wenig später ins Schwärmen. »Angelina ist anders, verstehen Sie. Einfach einmalig. Sie ist mehr als ein Mensch. Ein Engel, ob Sie es glauben oder nicht. Sie haben sich in einen Engel verliebt. Und manchmal«, flüsterte er, »sind die Engel bereit, auch Kontakt mit den Menschen aufzunehmen. Sie finden immer einen Weg. Das ist wunderbar. Aber man kann nie vorher sagen, welchen Weg sie einschlagen. Da müssen Sie sich überraschen lassen.«
    »Deshalb sind wir ja hier!«, erklärte ich.
    Der Keeper schaute mich direkt an. Aus seinem Gesicht war der aufgesetzte freundliche Ausdruck gewichen. »Ich denke, dass Sie beide Glück haben werden. Zumindest werden Sie in der Lage sein, Angelina sehen zu können. Da sollten Sie dann schon dankbar sein. Es ist nicht jedem vergönnt. Heute ist die Tür geöffnet. Das haben Sie beide durch ihr Eintreten hier getan. Man will Sie auch. Sonst wäre dies hier alles nicht passiert.«
    Ich schüttelte leicht den Kopf. »Wie meinen Sie das?«
    »Ganz einfach. Sie befinden sich auf der Schwelle. Ja, Sie beide stehen dort.«
    »Sehr schön«, sagte Suko. »Und wie geht es weiter? Auf der Schwelle ist doch nicht Schluss.«
    »Nein. Aber Sie gehören zu den Sehenden.«
    Suko schaute mich an. »Verstehst du das?«
    »Nein.« Da war ich ehrlich.
    »Für Sie hat sich die kleine Welt hier geöffnet. Manchmal ist sie
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