Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Belials Braut

Belials Braut

Titel: Belials Braut
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
freundlich sein und mir auf die Beine helfen?«
    »Natürlich gern.«
    Ich zog ihn hoch. Seine Hand war dünn, das Gelenk ebenfalls, und seine Haut kam mir kalt vor. So ähnlich fühlte sich auch eine Leiche an.
    »Wissen Sie, Mr. Sinclair, in meinem Alter ist man nicht mehr so gut auf den Beinen. Ich habe mit dem Laufen Schwierigkeiten. Man wollte mich schon mal in einen Rollstuhl stecken, aber denen habe ich es gezeigt. So lange ich mich noch so bewegen kann, kommt der Rollstuhl nicht in Frage. Ich will mich nicht ganz hängen lassen.«
    Er hatte die Worte abgehackt gesprochen, ein Zeichen, dass er unter mehr Schwierigkeiten zu leiden hatte, als er zugeben wollte.
    Wie einer Frau, so reichte ich ihm meinen Arm, an dem er sich dankend festhielt. »Ich bin ja so froh, dass Sie gekommen sind!« Er zog die Nase hoch und hustete. »Ich habe immer gedacht, in Ruhe sterben zu können, aber das scheint jetzt vorbei zu sein.«
    »Wieso?«
    »Es ist wegen der Hölle und des Angriffs. Ich glaube kaum, dass ich ihn überlebe.« Er wies nach vorn. »Da, wir müssen zu dieser Tür. Dort geht es in den Flur.«
    »Man musste die Tür schon kennen, um zu wissen, wohin der Weg führte, denn das Licht im Raum war einfach zu schwach, um jede Ecke zu erreichen.
    Während ich normal ging, schlurfte der Pfarrer neben mir her. Er war einfach zu schwach, um die Beine normal anzuheben.
    Die Tür führte in einen weiteren Flur. Hier war es kühler. Trotz der noch immer an mir hängenden Decke begann ich zu frieren. Die Kleidung glich immer noch nassen Lappen. Ich hatte das Licht eingeschaltet und wunderte mich ein wenig, denn so unterschiedlich zu den anderen hätte ich mir diesen Raum beim besten Willen nicht vorgestellt. Er erinnerte mich mit seinen nackten Wänden an ein Verlies, in dem früher Tiere gehalten worden waren.
    Dazu passte auch die schmale Brettertür, die durch ein Vorhängeschloss gesichert war. Der Boden bestand aus Steinen, die unterschiedlich hoch hervorragten. Wenn man nicht Acht gab, konnte man leicht über die Kanten stolpern. Jetzt war Dominik noch froher darüber, dass ich ihn führte.
    »Wir müssen in den Verschlag.«
    »Gut. Und was werden wir dort sehen?«
    »Den Grund«, flüsterte er.
    »Darf ich fragen, welchen?«
    »Den Grund dafür, dass mich die Hölle aufs Korn genommen hat. So will ich es mal sagen.«
    »Okay, dann brauche ich nur den Schlüssel.«
    »Den bekommen Sie.«
    Wir gingen die wenigen Schritte bis zur Tür, und der Pfarrer gab mir eine Erklärung für diesen Anbau.
    »Wissen Sie, hier war früher mal ein Stall. Man hat hier Schweine gehalten. Sogar bis nach dem Krieg. Auch meine Vorgänger mussten was essen können. London liegt zwar in der Nähe. Trotzdem leben wir hier wie auf dem Land.«
    »Das soll wohl sein.«
    »So, wir sind da.« Dominik deutete auf ein kleines Loch im Mauerwerk, das eigentlich mehr eine breite Ritze war.
    »Da finden Sie den Schlüssel für das Schloss.«
    Ich klaubte ihn hervor, doch meine Neugierde war damit noch nicht gestillt. »Darf ich fragen, was ich dort finden werde?«
    »Den Grund.«
    »Bisschen wenig, nicht?«
    »Machen Sie sich auf etwas gefasst. Es ist schrecklich. Deshalb habe ich ja Sie geholt und nicht die Polizei. Es ist für mich das große Rätsel, aber ich sage Ihnen auch, dass die Hölle hier ein Zeichen gesetzt hat.«
    Die Worte hatten meine Spannung noch erhöht. Ich glaubte dem alten Mann, denn welchen Grund sollte er haben, mich zu belügen? Ich konnte mir keinen vorstellen.
    Der Schlüssel glänzte zwischen meinen Fingern, und ich schob ihn in ins Schloss. Es gab keine Probleme. Er passte wunderbar, und ich konnte ihn herumdrehen. Schon nach einer Drehung war die Tür offen.
    »Bitte öffnen, Mr. Sinclair.«
    »Gibt es dahinter auch Licht?«
    »Ja, und es reicht aus.«
    Mit den Enden der unteren Latten kratzte die Tür über den Boden, als ich sie aufzog. Ich sah nichts, aber ich hörte schon jetzt das leise Wimmern, das mir einen Schauer über den Rücken trieb.
    Dominik hatte gesagt, ich sollte mich auf einiges gefasst machen. Meine Finger zitterten leicht, als ich mich dem Schalter näherte.
    Es war ein altes Gerät. Ich musste es noch herumdrehen und hörte das schnackende Geräusch.
    Es wurde hell.
    Ich sah!
    Und was ich sah, war unglaublich...
    ***
    Craig Wilson sah sich wie auf Wolken oder wie im siebten Himmel. Er jubelte innerlich. Er war heilfroh. Er konnte sein Glück kaum fassen. Während er durch seine Wohnung schwebte , drang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher