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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden
Autoren: Petra Hammesfahr
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geschlafen, war gleich wieder schwanger geworden. Nun durfte er sie nicht mehr anrühren.
    »Nicht mal ein Kuss, verstehst du? Mein Gott, ich will doch nicht jedes Mal mit ihr schlafen. Wenn das nicht geht, geht es eben nicht. Aber ich würde sie gerne mal im Arm halten. Nichts zu machen.« Er seufzte.
    »Am liebsten würde ich sie zurück zu ihrem Alten schicken. Aber dann nimmt sie das Kind mit. Das kann ich nicht zulassen. Was soll denn aus der Kleinen werden?« Er hatte Angst, auch wenn er das Wort nicht aussprach.
    Wir gingen ins Wohnzimmer, nachdem das Baby wieder eingeschlafen war, setzten uns auf die Couch. Es ergab sich so. Heinz war sanft und zärtlich, sehr liebevoll. Ich hatte danach ein fürchterlich schlechtes Gewissen. Und montags kam Meta. Ich hatte meinen freien Tag. Wir führten ein merkwürdiges Gespräch. An den genauen Wortlaut erinnere ich mich nicht mehr, aber es ging im Wesentlichen darum, dass Meta die Ansicht vertrat, ein Mann brauche gewisse Freiheiten. Und wenn nebenan eine junge Frau lebte, allein lebte wohlgemerkt und niemandem Rechenschaft schuldig war, die ab und zu einen Mann brauchte, warum sollte der Mann dann nicht hin und wieder mit dieser Frau schlafen?
    Noch eine halbe Stunde, nachdem sie wieder weg war, saß ich da und fragte mich, ob ich sie richtig verstanden hatte. Wusste sie Bescheid? Hatte Heinz ihr den Seitensprung gebeichtet? War sie einverstanden? Es hatte so geklungen. Nein, ich habe nicht zu weit ausgeholt, ich halte mich auch nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Es gehört alles zusammen. Béla Szabo, von dem zu der Zeit noch niemand wusste, dass es ihn gab. Sonja, die nur ein kleines Mädchen war, lieb, anschmiegsam und sehr aufgeweckt für ihr Alter. Lisa, die noch Müller hieß, sich schon Hals über Kopf in eine Ehe gestürzt hatte und sich ebenso Hals über Kopf in ihren Nachbarn verliebte. Heinz und Meta, die ihren Mann und die allein stehende Nachbarin dem Schicksal und ihrem Gewissen überließ. Und wenn ich mir damals ein paar Gedanken über die Gründe für ihr Verhalten gemacht hätte, vielleicht wäre uns allen einiges erspart geblieben, vielleicht, ich weiß es nicht.

2. Kapitel
    Meta setzte in kurzen Abständen noch zwei Mädchen in die Welt. Damit waren es drei, Marion, Susanne und Anika. Marion war ein kleiner Rauschgoldengel. Susanne und Anika kamen nach Meta. Sie waren nicht hässlich, Meta war auch nicht hässlich, sie hätte etwas aus sich machen können, aber darauf legte sie absolut keinen Wert. Nur wenn sie ihren Vater besuchte, war sie schick gekleidet, hatte das dunkelblonde Haar hübsch frisiert, ein wenig Make-up aufgelegt und duftete dezent nach einem guten Parfüm.
    Die Tochter aus gutem Haus, dachte ich jedes Mal, wenn ich sie so sah. Wegen einer ungewollten Schwangerschaft dazu verurteilt, auf der sozialen Leiter abzusteigen. Metas Mutter war gestorben, als sie zwölf war. Ihr Vater war Beamter, das hatte sie mir erzählt, gehobene Laufbahn, schickes Haus, tolles Auto.
    Manchmal fragte ich mich, ob Heinz überhaupt für die erste Schwangerschaft verantwortlich zeichnete oder ob man ihn aufs Kreuz gelegt hatte, weil der tatsächliche Vater des Kindes nicht abkömmlich gewesen war. Irgendeine Erklärung musste es ja für Metas Verhalten geben. Nicht nur dafür, auch für Marions helle, fast silbrige Haarfarbe und die sonstigen körperlichen Vorzüge, die sie von ihren Schwestern unterschieden. Heinz sah gut aus, aber er war dunkelhaarig, und das Kind hatte auch sonst keine Ähnlichkeit mit ihm.
    Irgendwann entwickelte sich bei mir die Vermutung, dass sich Metas Einstellung zu ihrer Ehe vielleicht in einem Verhältnis mit dem Oberarzt begründete, der natürlich verheiratet und von der Schwangerschaft nicht begeistert gewesen war, auch nicht bereit zur Scheidung.
    Der Verdacht wurde verstärkt durch die Tatsache, dass Meta ihre beiden jüngeren Töchter eindeutig der Ältesten vorzog. Zu kurz kam Marion deshalb aber nicht. Heinz machte doppelt und dreifach wett, was Meta versäumte oder verweigerte. Er vergötterte seine älteste Tochter, verteilte ab und zu auch ein paar Streicheleinheiten auf die beiden anderen.
    Und sonst alles bestens. Ich hatte einen Mann, der zwar nicht mein Mann war, mit dem ich aber regelmäßig zweimal in der Woche schlief, ein aufmerksamer und geduldiger Liebhaber, zärtlich und sensibel. Mit Meta verstand ich mich gut. Sie wusste genau, dass Heinz nicht zu mir kam, um mit mir Karten zu spielen. Und es hatte
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