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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami
Autoren: Detlef Uhlmann
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Körper. Nachts würden kleine Lampen die badende Göttin beleuchten und ebenso die ganze Villa.
    »Weißt du noch, wie skeptisch du erst warst?«, fragte mich Rosi. »Ein bisschen Farbe für innen und außen, die Bar und die Inneneinrichtung komplett ersetzen, und dann hast du ein erstklassiges Etablissement – genau so habe ich das gesagt. Und, hatte ich nicht recht?«
    Rosi spielte auf den Abend im First Floor an, an dessen Ende sie mich davon überzeugt hatte, das Bel Ami trotz seines heruntergewirtschafteten Zustandes zu kaufen. Ich war einigermaßen entsetzt gewesen, als ich das Haus zum ersten Mal gesehen hatte.
    »Es sah aber auch wirklich furchtbar aus. Weißt du noch, diese Sperrholzbetten, oh Gott!«
    Mir fiel ein, dass sich in den letzten Monaten unter Leitung der Vorbesitzerin ja auch Rosi hatte in diesen Betten vögeln lassen, und sofort bereute ich meine Bemerkung. Ich hatte immer vermieden, darüber nachzudenken, warum und ab welchem Zeitpunkt sie begonnen hatte, nicht nur mit dem Kellnern Geld zu verdienen. Ich nahm an, dass sie in der Kneese mit einem der Mädchen ins Gespräch gekommen war und sich die zusätzliche Einnahmequelle hatte schmackhaft machen lassen.
    »Willst du auch was trinken?« Rosi hatte ihre Zigarette ausgedrückt und schaute mich fragend an.
    »Champagner. Aber nur ein Glas, ja?«
    Sie verschwand nach drinnen und tauchte kaum eine Minute später wieder auf – natürlich nicht nur mit zwei Gläsern, sondern auch mit einer ganzer Flasche. Mit einem geschickten Schwung ihrer Hüfte ließ sie die Tür wieder ins Schloss fallen und stellte sich neben mich auf die Treppe.
    An jenem Abend im First Floor hatte ich feststellen können, dass Rosi ein beachtliches Talent zur Geschäftsfrau besaß. Nicht nur hatte sie mich vom Kauf des Bel Ami überzeugt, sondern mir auch gleich erklärt, wie sich die fehlende Finanzierung lösen ließ.
    »Übrigens hat Karl-Heinz vorhin angerufen«, sagte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Er bedauert sehr, dass er heute Abend nicht kommen kann, aber er hat sich wohl gestern den Knöchel gebrochen.«
    Rosi stieß mit mir an, verzichtete auf einen Trinkspruch und leerte ihr Glas in einem Zug. Sie stieß auf, hielt sich aber zu spät die Hand vor den Mund.
    »Er klang übrigens ziemlich angepisst!« Sie lachte und hoffte wohl, dass die Doppeldeutigkeit ihrer Bemerkung in Bezug auf Karl-Heinz’ etwas spezielle Vorliebe auch mich erheitern würde. Er war Filialleiter in einer Bank und hatte mir den Kredit gewährt, den ich für den Kauf des Bel Ami brauchte, und im Gegenzug hatte ich ihm in einem der Zimmer einen Glastisch installiert, unter den er sich legte, um der darauf hockenden Rosi beim Urinieren zuschauen zu können.
    »Na dann: Auf Karl-Heinz, den Guten! Möge er bald wieder gesund sein!«
    Und ich meinte es ehrlich. Schließlich war die Summe, die er für Rosis Körperflüssigkeiten springen ließ, so hoch, dass er damit meine Kreditraten fast im Alleingang abzahlte. Ich war ihm also durchaus zu Dank verpflichtet.
    »Ich glaub, es fängt gleich an zu regnen.«
    Rosi deutete auf die Gewitterfront, die ein bedrohliches Grau angenommen hatte und trank das zweite Glas leer.
    »Kommst du mit rein?«
    Gemeinsam betraten wir den Barraum. Ich steuerte auf den Kühlschrank zu, verschenkte ein paar Komplimente, ließ die Korken knallen, und Rosi verschwand in Richtung Toiletten.
    »Na, Mädels, wie wär’s denn mit eiskaltem Champagner? Ihr seht umwerfend aus. Die Schönsten der Schönen. Lasst uns auf diesen Abend anstoßen, auf die Schönheit der Frauen und das Geld der Männer. Das Leben ist kurz, also lasst uns feiern! Roland, spiel »Voulez-Vous« für uns!«
    Es kamen an diesem Abend vor allem Freunde, Bekannte und ehemalige Gäste aus der Kneese . Die neu renovierten Räume füllten sich schneller, als ich mir das zu träumen gewagt hatte   – und ebenso schnell füllten sich meine Kassen. Ich erntete Lob von allen Seiten. Einzigartig, außergewöhnlich und beeindruckend hörte ich nicht nur einmal im Laufe dieser Nacht. Meine Barfrauen hatten alle Hände voll damit zu tun, die unzähligen Sekt-, Wein- und Biergläser zu füllen und ständig neue Cocktails und Longdrinks zu mixen. Ich hatte 25 Mädchen zusammenbekommen. Fest angestellte Huren und auch etliche, die nur zeitweise für mich arbeiteten. Marlen zum Beispiel, ein zartes, rothaariges Mädchen mit einer Haut wie Alabaster, die bereits unter der Vorbesitzerin im Bel Ami
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