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Bekenntnisse eines friedfertigen Terroristen (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Bekenntnisse eines friedfertigen Terroristen (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Bekenntnisse eines friedfertigen Terroristen (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Alex Gilvarry
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derKrankenstation, bevor er für tauglich befunden wurde, in seine Zelle im Camp Echo zurückzukehren.
    Das Combatant Status Review Tribunal wurde erneut verschoben.
    Ted Catallano traf sich im Dezember 2006 zum ersten Mal mit Boy. GEHORCHT war allgegenwärtig, und das Pentagon konnte Catallanos Forderungen, seinen Klienten besuchen zu dürfen, nicht mehr ignorieren. Es konnte den Besuch allerdings so lange aufschieben, dass Catallano nur noch eine Woche blieb, um Boy auf das Tribunal vorzubereiten. Catallano konnte Boy nicht verteidigen, weil es sich um eine Militärangelegenheit handelte, aber er wurde darüber in Kenntnis gesetzt, dass Boy sich selbst verteidigen werde. Dies beunruhigte Catallano aus verschiedenen Gründen. Schon von Anfang an waren die CSRTs umstritten. Von vielen namhaften Anwälten, die in die Fälle involviert waren, wurden sie als »Scheinprozesse« bezeichnet. Catallano sagte: »Zu jedem anderen Zeitpunkt wären diese Tribunale illegal. Und jedes Mal, wenn ein ziviles Gerichtsurteil die Tribunale für unrechtmäßig erklärt, gibt das Weiße Haus sein Veto ab, was meiner Ansicht nach einen abscheulichen Missbrauch der Exekutivgewalt darstellt.« Noch stärker beunruhigte es Catallano, dass Boy sich weigerte, sich mit dem ihm zugeteilten persönlichen Stellvertreter zu treffen. Diesen Wunsch erfüllte die Lagerleitung Boy ohne Umschweife.
    Als Catallano im Camp Echo ankam, brachte er einen heißen Mokka Latte von Starbucks mit, einen Big Mac, Pommes frites und einen Vanille-Shake. All dies hatte er auf der anderen Seite der Bucht gekauft, wo die Anwälte untergebracht waren. Am ersten Tag des Besuchs war Boy missmutig und nur widerstrebend zur Kooperation bereit. Er fühlte sich von seinem FBI-Verhörer, Special Agent Spyro Papandakkas, verraten, und er war traumatisiert von der Isolationshaft undden brutalen Verhörtechniken, denen er ausgesetzt gewesen war. Der Gedanke, nur wenige Tage vor dem Tribunal mit einem völlig Fremden seine Verteidigung vorzubereiten, zermürbte Boy. »Er freute sich ganz und gar nicht, mich zu sehen«, berichtet Catallano. »Er war ein gebrochener Mann. Meiner Meinung nach war er nicht in der Lage, sich vor Gericht zu verteidigen. Ich beantragte eine Verschiebung des Tribunals, aber der Antrag wurde abgelehnt. Ich musste in sehr kurzer Zeit Boys Vertrauen gewinnen.« Catallano versuchte erfolglos, Boy zu überzeugen, seinen militärischen Stellvertreter zu akzeptieren. Catallano blieben nur wenige Tage, um Boy auf die Verhandlung vorzubereiten, die über sein Leben entschied. Abends las er eine Kopie von Boys Bekenntnis, das im Verfahren als Beweisstück 3B geführt wurde. Nach kurzer, gemeinsamer Vorbereitung gewann Catallano aber den Eindruck, dass Boy der Aufgabe gewachsen war. »Er war eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens und liebte das Rampenlicht. Als er mich endlich an sich herangelassen hatte, wusste ich, dass er das Zeug dazu hatte. Ich beriet ihn beim Verfassen seines Eröffnungs- und Abschlussplädoyers. Und seine Worte allein überzeugten mich, dass er es packen würde.«
    Das Tribunal fand am 9. Dezember 2006 in einem Behelfsgerichtssaal in einem Container statt. Catallano schaute im benachbarten Container für Anwälte und Journalisten auf einem kleinen Schwarz-Weiß-Bildschirm zu. Am Morgen des Tribunals lernte Boy auch endlich seinen persönlichen Stellvertreter kennen.
    Zu Anfang des Tribunals wurden die Anklagepunkte verlesen:
    (1) Am 9. Oktober 2006 wurde AHMED QURESHI von einem Geschworenengericht in Newark, New Jersey in fünf Punkten des Terrorismus und anderer Straftaten für schuldig befunden, darunter der materiellen Unterstützung einer somalischen Terroristengruppe namens ASPCA (Armed Somali People’s Coalition of Autonomy). QURESHI war in einem Sheraton Hotel in Newark, New Jersey festgenommen worden, nachdem er Materialien zum Bau von Sprengsätzen (Ammoniumnitrat-Dünger) mit einem Kronzeugen ausgetauscht hatte, der mit dem FBI kooperierte.
    (2) AHMED QURESHI gab an, dass er Beziehungen zur ASPCA unterhalten habe, um ihr Materialien zur Sprengsatzherstellung zu verkaufen, und sich der Pläne der Gruppe bewusst gewesen sei: Anschläge auf mehrere stark bevölkerte Orte und Sehenswürdigkeiten in New York City, wie z. B. den Bryant Park während der Fashion Week. QURESHI gab an, er habe die Beziehung zu den somalischen Terroristen weiterhin aufrechterhalten, da diese daran interessiert gewesen seien, in der Zukunft weitere
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