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Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
Autoren: Martina Kempff
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da, David.«
    »Da, wo Barbara den Pfarrer erschossen hat«, erklärt er finster. »Schrecklich, was Frauen aus Liebeskummer tun können.«
    »Hast du Angst vor Gudruns Schrotflinte?«
    »Es war kein Liebeskummer«, sagt Marcel.
    »Nein, das war es nicht«, bestätige ich. »Babette hat sich für ihr Scheitern gerächt. Die Bekehrung des Jean-Marie Lambert sollte ihr Meisterstück werden.«
    »Und ihre Bekehrung seins«, sagt Marcel, als er an der Kreuzung beim Grenzmarkt hält, um einen Holzlaster Richtung Prüm vorbeizulassen.
    »Das ist wie mit Gudruns Baby«, flüstert David, »erst Enttäuschung, dann Zusammenbruch und am Ende Wahnsinn.«
    »Wahnsinn!«, rufe ich und deute auf den Eingang meines Restaurants. Unzählige weiße Luftballons in Schäfchenform flattern an der Tür. »Was soll dieser Quatsch?«
    »Roberts Geburtstag«, erinnert mich Marcel. »Biancas Geschenk. Sie gibt die Schafe auf und kehrt ins Bergische Land zurück.«
    »Was wird aus den Tieren?«, frage ich, als Marcel den Motor vor der Einkehr abstellt.
    »Die übernimmt Pastor Tillmanns. Er sagt, der Herr hat ihn auf den Jakobsweg gesandt, damit er unterwegs Schäfchen einsammelt.«
    Ich überlege, dass zu diesen wohl auch Bianca selbst gehören dürfte. Allen katastrophalen und rätselhaften Ereignissen der vergangenen Tage zum Trotz beschäftigte dieses fröhliche Geschöpf nur eine einzige Frage, als sie mich im Krankenhaus besuchte. Wie sie dem schüchternen Pastor klarmachen könne, dass er dringend eine Frau benötige, und zwar eine so wie sie, also genauer: sie selbst. Wenn er dies endlich eingesehen haben werde, versicherte sie fröhlich, dann stünde dem glücklichen Ausgang ihres neuen Projekts nur eines im Wege: ihr Vater. Der Lutheraner klassischer Prägung werde sie nie und nimmer in einer Freikirche zum Altar führen. Ob ich doch bitte auf ihn einwirken könne?
    Ich verkniff mir die naheliegende Analogie vom Bärenfell. Nicht einmal metaphorisch möchte ich je wieder mit einem erlegten Pfarrer zu tun haben.
    Geschlossene Gesellschaft , vermeldet das Schild an der Tür.
    Wir werden nicht nur Roberts Geburtstag feiern, sondern auch seinen Abschied von der Kehr, wie Gudrun gestern im Krankenhaus verkündete. Sie habe ihm gesagt, er brauche sich keine Hoffnungen mehr zu machen; sie sei mit den Männern ein und für alle Mal durch.
    »Auch mit David?«, fragte ich vorsichtig.
    »Vor allem mit David«, erklärte sie. Sein Longhornrind-Sweatshirt eigne sich vorzüglich zum Aufnehmen von Schmutz; ansonsten habe sie alles weggeworfen, was sie an ihn erinnere. Sie werde in ihr Haus nach Rheinland-Pfalz zurückkehren und dort, wie nach dem Tod ihres Vaters, wieder allein leben.
    Später erkannte ich an Davids Gesichtsausdruck, dass er im Badezimmer nebenan jedes Wort verstanden hatte.
    Mir ist es nur recht, mich heute Abend nicht um fremde Gäste kümmern zu müssen. Gudrun wird Roberts Lieblingsgericht servieren: Gegrilltes mit selbst gemachtem Quittenchutney. Ich nicke Pastor Tillmanns freundlich zu. Es ist gut, den Mann für extreme Situationen jetzt im Raum zu wissen. Er legt seine Zeitung auf den Tisch, auf dem vor einer Woche Barbara Gordons Handtasche gestanden hat, steht auf und begrüßt uns.
    »Hallo«, ruft Gudrun aus der Küche. »Robert hat grad angerufen.« Sie eilt herbei, wischt sich die Hände an der Schürze ab und wirft noch einen prüfenden Blick in den mit Luftschlangen, bunten Buchstaben, Schleifen und anderen Scheußlichkeiten gefüllten Gastraum. »Er kommt später, steht noch am Kölner Ring im …«
    Ihre Stimme verliert sich.
    Marcel und ich treten einen Schritt zurück.
    David sagt nichts. Gudrun auch nicht.
    High Noon in der Einkehr . Wer zieht zuerst?
    »Sorry«, bricht David das Schweigen.
    »Sorry? Das ist alles, was du zu sagen hast?«
    David hebt die Schultern. Ihm fehlen die deutschen Worte.
    »Meinetwegen kannst du gleich wieder gehen. Ich brauche dich nicht.«
    Sie ergreift den Besen an der Wand, wendet uns den Rücken zu und beginnt wütend die blitzblanken Eichendielen zu fegen.
    David breitet ratlos die Arme aus und sieht Marcel Hilfe suchend an.
    Der tritt wieder einen Schritt vor, fasst Gudrun am Arm und will ihr den Besen abnehmen. Sie aber hält den Stiel so umklammert, als wäre er das Einzige auf der Welt, was ihr noch Halt geben könnte.
    »Setz dich hin, Gudrun, bitte. Ich muss dir was Wichtiges sagen.«
    Sie lässt sich auf eine Stuhlkante fallen, immer noch den Besen an die Brust
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