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Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
Autoren: Martina Kempff
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Zentimeter langer dünner Nagel, auf den meine zertrümmerten Knochenstücke wie auf einer Perlenschnur aufgefädelt worden sind und der in Schulterhöhe verschraubt wurde. Es wird lange dauern, ehe ich wieder ohne Schmerzmittel leben kann.
    Davids Feigheit hat sich für mich als Glücksfall herausgestellt. Ohne ihn wäre ich im Krankenhaus wahrscheinlich verdurstet und verhungert. Schwester Kati hat sich nämlich einen Sport daraus gemacht, mir zugeschraubte Mineralwasserflaschen, unzerkleinertes Fleisch, ungeschälte Bananen und Eier in der Schale hinzustellen. Natürlich verpasst sie keine Gelegenheit, Marcel zu erzählen, wie liebevoll der Amerikaner mit mir umgehe.
    Das sei ihm nur recht, antwortete Marcel, ich sei schließlich zu viel Frau für einen Mann allein.
    Tatsächlich hatten wir ein Abkommen getroffen: David durfte bei Marcel in St. Vith wohnen, sollte aber im Gegenzug dafür sorgen, dass es mir im Krankenhaus an nichts fehle. Erst nach meiner Entlassung müsse er sich seiner Vergangenheit, also Gudrun, stellen.
    »Vergangenheit«, wiederholt er traurig, als wir durch Atzerath rumpeln.
    »Willst du denn wieder zu ihr zurück?«, frage ich überrascht.
    »Sie hasst mich.«
    »Sie liebt dich.«
    »Sie wird mich noch mehr hassen, wenn sie es weiß … dass ich hier war, ganz nah. Ich kann es ihr nicht erklären.«
    »Aber ich«, sagt Marcel grinsend. »Überlass das mir. Ich hab da so eine Idee …«
    Gudruns Besuche haben wir natürlich so getaktet, dass sie David im Krankenhaus nicht über den Weg laufen konnte. Die Freunde auf der Kehr sowie Pastor Tillmanns, der den Wanderstab weggelegt hat, haben sich zu Stillschweigen verpflichtet.
    Aber in wenigen Minuten wird die Bombe platzen. Wenn wir zu dritt die Einkehr betreten.
    Zu einer ganz anderen Art der Einkehr wollte mich wohl Schwester Kati bewegen, als sie den Fernseher auf meinem Zimmer speziell für mein Seelenheil programmierte. Ich konnte nur den Hauskanal des Krankenhauses empfangen, eine äußerst kontemplative Dauersendung: Liveaufnahmen vom Altar der angegliederten Klosterkapelle. Leider war der Ton zu schlecht, als dass ich das Gemurmel der vereinzelten Besucher hätte verstehen können. Als dramaturgisches Highlight kam eine Ordensschwester ins Bild und arrangierte hingebungsvoll das Blumengesteck am Altar.
    Schwester Kati wird sich gewundert haben, dass ich kein Wort über ihre Programmauswahl verlor. Aber woher sollte sie auch wissen, dass meine Abendunterhaltung viel spannender war als alles, was die Glotze sonst zu bieten gehabt hätte? David und ich fieberten jeden Abend den Nachrichten entgegen, die uns Marcel mitbrachte.
    Wir erfuhren, dass Barbara Gordon außer Lebensgefahr ist und bis zu ihrem Prozess in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden soll. Ihre fünf übrig gebliebenen Adepten sind dort bereits untergekommen.
    Christine Lambert sitzt immer noch in Untersuchungshaft. Wegen Fluchtgefahr – schließlich hat sich ihre Komplizin Claire Maraite absetzen können. Christine Lamberts Wagen ist am Flughafen Brüssel abgestellt worden. Auf der Passagierliste eines Flugs nach Paris tauchte zwar der Name Babette Schröder auf, aber danach verliert sich Claires Spur.
    »Sie wird in ein anderes Land weitergezogen sein«, meinte Marcel.
    »Wo sie Babettes Pistole brauchen könnte«, erinnerte ich ihn. »Klingt nach Krisengebiet.«
    Er nickte und berichtete, dass Christine Lambert zahlreiche Hilfsorganisationen in afrikanischen und südamerikanischen Ländern unterstützt habe, die weder mit Belgien noch Deutschland ein Auslieferungsabkommen hätten.
    »Aber es wird doch weiter nach Claire gefahndet?«, fragte ich.
    »Natürlich, aber man wird sie wahrscheinlich nie finden.«
    »Hoffentlich nicht«, sagte ich. »Ist ja auch sinnvoller, wenn sie in der Dritten Welt Alten, Kranken, Behinderten und Verletzten hilft, als in der Ersten im Knast zu versauern. Vermutlich schiebt ihr Christine Lambert jetzt alle Schuld in die Schuhe?«
    »Im Gegenteil. Sie entlastet die kleine Maraite, wo sie nur kann. Wollte mich sogar dazu bringen auszusagen, sie hätte mich ganz allein eingesperrt.«
    »Warum hast du dich nicht darauf eingelassen?«
    »Weil ich korrekt bin.«
    Wie schön, immer wieder neue Seiten an meinem Freund zu entdecken.
    »Ich fahre über Losheim«, kündigt Marcel in Manderfeld an. »Die Straße ist nicht so holprig wie die über Krewinkel.«
    »Danke«, stoße ich aus. Der Schweiß strömt mir übers Gesicht.
    »Gleich sind wir
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