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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester
Autoren: Jodi Picoult
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krieg ich schon noch mehr zusammen.«
    Â»Ich berechne zweihundert die Stunde.«
    Â»Vielleicht könnte ich Ihren Hund spazierenführen oder so.«
    Â»Servicehunde werden von ihren Herrchen spazierengeführt.« Ich zucke die Achseln. »Wir finden schon eine Lösung.«
    Â»Sie können nicht umsonst mein Anwalt sein«, wendet sie ein.
    Â»Na schön, dann polierst du eben den Türknauf von meinem Büro.« Ich bin weiß Gott kein wohltätiger Mensch, aber juristisch gesehen ist dieser Fall so gut wie gewonnen: Sie will keine Niere hergeben. Und kein auch nur halbwegs vernünftiges Gericht wird sie dazu zwingen. Ich muß nicht großartig recherchieren. Die Eltern werden klein beigeben, bevor es zum Prozeß kommt, und schon ist die Sache erledigt. Außerdem bringt mir der Fall jede Menge Publicity. »Ich stelle beim Familiengericht einen Antrag auf Entlassung aus der elterlichen Gewalt in medizinischen Fragen«, sage ich.
    Â»Und dann?«
    Â»Dann gibt es eine Anhörung, und das Gericht bestellt für dich einen sogenannten Verfahrenspfleger, das ist jemand –«
    Â»â€“ der dazu ausgebildet ist, Kinder vor dem Familiengericht zu vertreten und zu betreuen, der entscheidet, was für sie am besten ist«, sagt Anna auf. »Wieder ein Erwachsener, der entscheidet, was mit mir passiert.«
    Â»Tja, so funktioniert nun mal das Gesetz, und da kommen wir nicht drum herum. Aber ein Verfahrenspfleger ist theoretisch allein für dich da, nicht für deine Schwester oder deine Eltern.«
    Sie schaut zu, wie ich mir ein paar Notizen mache. »Stört es Sie, daß Sie falsch herum heißen?«
    Â»Was?«
    Â»Campbell Alexander. Ihr Nachname ist Ihr Vorname, und umgekehrt.« Sie stutzt. »Oder eine Suppe.«
    Â»Und was hat das mit deinem Fall zu tun?«
    Â»Nichts«, gibt Anna zu, »bloß daß Ihre Eltern eine ganz schön schlechte Entscheidung für Sie getroffen haben.«
    Ich lange über den Schreibtisch und gebe ihr meine Karte. »Wenn du Fragen hast, ruf mich an.«
    Sie nimmt sie und fährt mit den Fingern über meinen erhaben gedruckten Namen. Der falsch herum ist. Du liebe Güte. Dann beugt sie sich über den Schreibtisch, schnappt sich meinen Notizblock und reißt unten ein Stück ab. Sie borgt sich meinen Stift, schreibt etwas auf und gibt mir den Zettel. Ich werfe einen Blick darauf:
    Anna 555.3211
    Â»Falls Sie Fragen haben«, sagt sie.
    Als ich hinaus an den Empfang gehe, ist Anna verschwunden und Kerri sitzt an ihrem Schreibtisch, auf dem sie einen Versandhauskatalog aufgeschlagen hat. »Wußten Sie, daß man in den Segeltuchtaschen von L. L. Bean Eis transportieren konnte?«
    Â»Ja.« Und Wodka mit Bloody Mary. Alles zusammen jeden Samstagmorgen vom Cottage zum Strand geschleppt. Ach ja, meine Mutter hat angerufen.
    Kerri hat eine Tante, die ihr Geld als Hellseherin verdient, und ab und an setzt sich bei ihr diese genetische Vorbelastung durch. Aber vielleicht arbeitet sie einfach schon so lange für mich, daß sie die meisten meiner Geheimnisse kennt. Jedenfalls weiß sie, was ich gerade denke. »Sie hat gesagt, Ihr Vater hat was mit einer Siebzehnjährigen angefangen, und Diskretion ist für ihn ein Fremdwort, und sie geht freiwillig in die Klapsmühle, wenn Sie sie nicht bis spätestens –« Kerri schaut auf ihre Uhr. »Ach du Schreck.«
    Â»Wie oft hat sie diese Woche schon damit gedroht?«
    Â»Erst dreimal«, sagt Kerri.
    Â»Dann sind wir ja noch weit unter dem Durchschnitt.« Ich beuge mich über den Schreibtisch und klappe den Katalog zu. »Zeit zum Geldverdienen, Ms. Donatelli.«
    Â»Was liegt an?«
    Â»Das Mädchen von eben, Anna Fitzgerald –«
    Â»Frauenberatungsstelle?«
    Â»Nein, nein«, sage ich. »Wir vertreten sie. Ich diktiere Ihnen gleich einen Antrag auf Entlassung aus der elterlichen Gewalt in medizinischen Fragen. Der muß morgen beim Familiengericht sein.«
    Â»Im Ernst? Sie vertreten sie?«
    Ich lege mir eine Hand aufs Herz. »Es verletzt mich, daß Sie eine so schlechte Meinung von mir haben.«
    Â»Ich hab eher an Ihr Portemonnaie gedacht. Wissen ihre Eltern Bescheid?«
    Â»Sie erfahren es morgen.«
    Â»Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«
    Â»Wie bitte?«
    Kerri schüttelt den Kopf. »Wo soll sie denn wohnen?«
    Die Frage läßt mich
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