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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman
Autoren: Dora Heldt
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spät Kinder bekommen. »Sorry, stimmt. Ich habe immer nur meine Mutter vor Augen, die ist noch keine siebzig und benimmt sich, als wäre sie zwanzig Jahre jünger. Doris, lass dir nicht von Margret die Stimmung versauen. Ich glaube, Torsten und Moritz haben sie ganz gut im Griff. Und obwohl du keine Lust hattest, musst du zugeben, dass Torsten alles wirklich schön organisiert hat. Er hat sogar den DJ engagiert, der beim Abitreffen Musik gemacht hat. Das wird ein langer Abend, ich sag es dir.« Sie sah sich um, weil jemand hinter ihr stand. »Kerner, da bist du ja wieder. Hast du dir an der Tanke eine Bockwurst gekauft?«
    Anke ließ sich neben Doris sinken und presste ihre Hand auf den Magen. »Ich bin kurz davor. Wann gibt es denn jetzt eigentlich was zu essen? Ich könnte jemanden anfallen.«
    »Keine Ahnung.« Doris wandte sich um und suchte nach |304| Torsten, der an der Tür stand. »Es steht doch alles schon da. Vielleicht muss ich noch was sagen, ich dachte, dass er das macht. Ich gehe mal fragen, bis später.«
     
    Sie hockte sich noch kurz neben den Stuhl ihrer ältesten Nachbarin, die sie an der Hand festhielt, und wollte sich gerade wieder erheben, als sie zur Tür sah und fast das Gleichgewicht verlor.
    Da war er. Sascha. Die blonden Haare verstrubbelt, mit Jeans und einem grünen Kapuzenpullover. Er lächelte seinen Vater an und sagte etwas zu ihm. Neben ihm stand ein groß gewachsener Mann, dunkelhaarig, in Saschas Alter. Er war besser angezogen, trug ein Jackett, und das dunkle Haar war mit Gel in Form gebracht. Ihn als gut aussehend zu beschreiben, war untertrieben. Er war extrem gut aussehend. Und er legte Sascha die Hand auf den Rücken, während er sich mit kritischem Blick im Lokal umsah.
    Es war ein völlig unpassender Moment, einen Schweißausbruch zu bekommen, aber darauf hatten Doris’ Hormone ohnehin nie Rücksicht genommen. Ihr Puls pochte in der Halsschlagader, ihre Nackenhaare wurden feucht, ihr Körper glühte, aber sie blies sich nur Luft unter den Pony und ging mit langsamen Schritten auf die Gruppe an der Tür zu.
    Ihre Gedanken überschlugen sich. An der Tür ist ihr Sohn, auf dem Rücken ihrer Bluse bilden sich Schwitzflecken, der junge Mann neben Sascha könnte Fotomodell sein, Torsten hat es geschafft, Sascha hierherzulotsen, der Mann neben ihm ist zu schön, um nicht schwul zu sein, ihr Sohn ist mit ihm zusammen hier, wen, außer seinen Partner, bringt man zum fünfzigsten Geburtstag seiner Mutter mit? Vor allen |305| Dingen dann, wenn man seit zwei Jahren den Kontakt fast abgebrochen hat.
    Doris sehnte sich nach einem Schnaps, nach Sascha, nach frischer Luft, hoffte, nicht ohnmächtig zu werden, und hatte nur noch die Gedanken: »Sascha ist schwul«, gefolgt von »Sascha ist hier«.
    Sie war dankbar, als sich Torstens Arm um ihre Schulter legte und er sie auf Sascha zuschob. »So, mein Schatz, nun sind auch die letzten Gäste da. Dann halte ich gleich mal meine Begrüßungsrede. Du kannst jetzt deine Mutter küssen, Sascha, ich kümmere mich mal um ein Mikro.«
    Doris blieb wenige Zentimeter vor ihrem Sohn stehen. Die Hitzewelle ebbte gerade rechtzeitig ab, bevor Sascha die Arme ausbreitete und sie an sich zog. »Alles Gute, Mama. Das ist   …«
    Doris unterbrach ihn. »Sascha, es tut mir leid, es tut mir wahnsinnig leid. Ich hätte mich nie in dein Leben einmischen dürfen, ich habe einen Fehler gemacht. Es wird nie wieder passieren. Ich hoffe, wir kriegen das wieder hin. Du hast mir so gefehlt und   …«
    Sie stoppte sich selbst, bevor sie rührselig wurde, und schluckte weitere Erklärungen runter. »Schön, dass du da bist.«
    Alles andere würde sie hoffentlich später mit ihm besprechen können. Sascha beugte sich zu ihr, um sie auf die Wangen zu küssen. »Okay. Bleib entspannt. Moritz hat mir gesagt, dass du abgehauen bist? Und dass Papa und Oma nicht wussten, ob du überhaupt kommst? Sehr stark, die Nummer. Und ganz untypisch. Du solltest öfter fünfzig werden. Übrigens, Mama, das ist mein   …«
    »Alex«, rief Katja von hinten, und noch bevor Doris dazukam, |306| sich nach ihr umzudrehen, war sie schon da und drängte sich neben sie. »Da seid ihr ja.«
    Unter den verblüfften Augen von Sascha und seiner Mutter fiel Katja dem schönen jungen Mann um den Hals, presste sich an ihn und küsste ihn mit aller Leidenschaft und geschlossenen Augen. Seine Hand lag dabei auf ihrem Po.
    »…   mein Geschäftspartner Alex.« Sascha war genauso perplex wie seine
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