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Bei Anbruch des Tages

Bei Anbruch des Tages

Titel: Bei Anbruch des Tages
Autoren: Sveva Casati Modignani
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Padrone.
    Â»Wofür?«, fragte Amilcare ungerührt und kehrte an seinen Arbeitsplatz zurück.
    Vom Krankenbett aus schrieb Bianca eine Ode im Stil Foscolos an Generoso Castelli, wobei sie ihn »meinen großmütigen Ugo« nannte und mit »die vom Pferd gestürzte Luigia Pallavicini« unterschrieb.
    Der junge Mann eilte zu ihr und füllte ihr Zimmer mit Blumen. Sie erzählte ihm von der Flucht aus der Villa, die nach nur wenigen Metern in einer Katastrophe geendet hatte.
    Er machte ihr unzählige Versprechungen und brachte sie zum Träumen. Kurz vor ihrer Entlassung schrieb sie ihm weitere Verse, die sie mit »deine geheilte Freundin Antonietta Fagnani Arnese« unterzeichnete.
    Als ihre Eltern ins Krankenhaus kamen, um sie nach Hause zu holen, mussten sie feststellen, dass die Rechnung bereits beglichen und Bianca verschwunden war.
    Dass es sich bei dem jungen Mann, mit dem sie in einem silberblauen Fiat Super davongefahren war, um Generoso Castelli gehandelt hatte, war nicht schwer herauszufinden. Daraufhin gab es Probleme zwischen den Crippas und den Castellis, denn beide Familien warfen sich gegenseitig vor, ihre Kinder schlecht erzogen zu haben.
    Schließlich einigten sie sich darauf, möglichst keinerlei Aufsehen zu erregen. Am besten, man schwieg und wartete.
    Einen Tag später erhielt der Ingenieur Castelli ein Telegramm von seinem Sohn, der ihn »im Namen der Liebe« um Verzeihung bat. Das Telegramm kam aus San Remo.
    Â»Er wird sie heiraten müssen«, entschied Signora Crippa, und ihr Mann dachte im Stillen, dass das vielleicht gar nicht mal das Schlechteste wäre.
    Generosos Vater erklärte sich einverstanden.
    Â»Wenn Generoso die Schande nicht mit einer Hochzeit wieder gutmacht, werde ich ihn verstoßen, das schwöre ich!«, versprach er.
    Zwei Tage später kehrte Bianca nach Villanova zurück. Der junge Castelli setzte sie dort ab und sagte: »Commendatore, ich gebe Ihnen Ihre Tochter zurück. Und jetzt sagen Sie mir bitte nicht, dass ich sie heiraten muss, denn ich habe sie nicht mal mit dem kleinen Finger angerührt. Ich habe nur zwei Tage gebraucht, um zu begreifen, dass die Signorina Bianca unglaublich schwierig ist. Als ich versucht habe, sie zu streicheln, hat sie mich hier gebissen.« Wütend zeigte er ihm seine verbundene Hand.
    Signora Crippa begann zu schluchzen, und wenn es nicht so unmännlich gewesen wäre, wäre auch ihr Mann in Tränen ausgebrochen.
    Â»Wir müssen erst mal herausfinden, ob das überhaupt stimmt«, sagte Signora Crippa unter Tränen.
    Â»Es ist die Wahrheit, finde dich damit ab«, flüsterte ihr Mann.
    Â»Ich bin wie der ungläubige Thomas: Bevor ich es nicht mit eigenen Augen gesehen habe, glaube ich gar nichts«, sagte die Frau hartnäckig und begleitete Bianca zu ihrem Frauenarzt nach Mailand.
    Das Mädchen ließ die Untersuchung über sich ergehen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Â»Sie ist noch Jungfrau«, verkündete der Frauenarzt.
    Bianca zog sich hinter dem Paravent an, und als sie wieder dahinter hervorkam, warf sie ihrer Mutter einen bösen Blick zu.
    Â»Und, bist du jetzt zufrieden, da du mich so erniedrigt hast? Du siehst überall nur Schlechtes, bei jedem, sogar bei mir. Ich verachte dich, mir wird schlecht, wenn ich dich bloß ansehe!«, schrie sie die Mutter an.
    Â»Bringen Sie die Signora ins Nebenzimmer!«, sagte der Frauenarzt zu seiner Arzthelferin.
    Als er mit Bianca allein war, fragte er: »Warum hasst du deine Mutter so?«
    Â»Dottore, fragen Sie lieber, warum sie mich hasst«, erwiderte das Mädchen.
    Der Mann kannte den Grund, denn wenn die Signora Crippa zur jährlichen Kontrolluntersuchung zu ihm gekommen war, hatte sie manchmal ihre Tochter mitgebracht.
    Nachdem er die Mutter untersucht hatte, hatte er Bianca manchmal ins Zimmer kommen lassen und ein paar Minuten mit ihr geplaudert, wobei er ihr mit väterlicher Zuneigung gut zugeredet hatte.
    Der kalte, undurchdringliche Blick dieses Mädchens beunruhigte ihn.
    Einmal hatte er sogar zu Signora Crippa gesagt: »Bianca braucht Liebe.«
    Â»Sie ist meine Tochter. Glauben Sie etwa, ich liebe sie nicht?«, hatte die Frau entrüstet gefragt.
    Er hatte sich darauf beschränkt zu sagen: »Dann zeigen Sie es ihr!«
    Jetzt fragte er das Mädchen: »Wenn du deine Mutter nicht hasst, warum bist du dann so aggressiv zu ihr?«
    Â»Sie behauptet, ich
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