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Bei Anbruch des Tages

Bei Anbruch des Tages

Titel: Bei Anbruch des Tages
Autoren: Sveva Casati Modignani
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mich mit Geschenken und Zärtlichkeiten überschüttet. Aber in Gedanken warst du ständig woanders. Erst als du mich mit einem anderen gesehen hast, bist du eifersüchtig geworden und hast deine Liebe für mich entdeckt. Und was hast du getan? Du hast geschwiegen! Was bist du nur für ein Mensch, Guido Cantoni? Wenn du es wirklich wissen willst: Im Grunde hat der Mann, den ich in Varenna treffe und dem ich nur wenige Stunden im Jahr meine Aufmerksamkeit schenke, unsere Ehe gerettet. Und jetzt, nach fast dreißig Jahren, sagst du mir, dass du mich liebst und nicht Amaranta. Doch jetzt bist du derjenige, der sich entscheiden muss, nicht ich. Du kannst beschließen, bei mir zu bleiben, aber nur, wenn du keine Geheimnisse mehr vor mir hast. Oder du kannst nach Rom zurückkehren, wo du ohnehin die meiste Zeit verbringst, während ich mich mithilfe deiner Großeltern und Eltern allein um unsere Kinder kümmern musste, die mich im Gegensatz zu dir vom ersten Tag an geliebt haben. Ich werde jetzt zu unseren Kindern gehen, und wenn sie merken, wie aufgebracht ich bin, werde ich nicht so tun, als wäre alles in bester Ordnung, sondern sagen, dass ich eine Mordswut auf dich habe.«
    Bei den letzten Worten knallte sie die Tür hinter sich zu.
    Doch die Kinder stellten keinerlei Fragen. Giuseppe und seine Frau Fiona waren bereits weiter nach Mailand gefahren und hatten die kleine Margaret mitgenommen. Gioacchino und Peter diskutierten über eine Schachpartie, Gioia und Giacinta blätterten in Modezeitschriften, und Giuditta lag auf dem Teppich vor dem Kamin und las in einem Liebesroman.
    Sie sahen nur kurz auf, als ihre Mutter den gelben Salon betrat, und ignorierten sie ansonsten. Da ging sie in den roten Salon, in dem Onkel Gioacchino auf dem Sofa schnarchte und der Schwiegervater von seinem Sessel aus fernsah.
    Â»Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«, fragte Renzo, als er sie hereinkommen sah.
    Â»Ich habe mit deinem Sohn gestritten«, sagte Léonie barsch.
    Â»Die Feiertage sind hervorragend dazu geeignet, sich in die Haare zu bekommen«, erwiderte er gelassen.
    Â»Gut möglich, dass Guido und ich uns scheiden lassen«, gestand sie ihm.
    Â»Seid ihr nicht etwas zu erwachsen für solche Albernheiten?«
    Â»Irgendwann musste das ja passieren. Und jetzt ist es eben so weit«, erwiderte Léonie.
    In diesem Moment kam Guido herein. Wortlos nahm er sie am Arm und zog sie nach draußen, während Renzo Cantoni amüsiert lächelte und sein Bruder, der Monsignore, weiterschnarchte. Léonie leistete keinen Widerstand, nicht zuletzt, weil ihr Mann stärker war, und folgte ihm in den Salon im ersten Stock neben ihrem Schlafzimmer.
    Â»Setz dich!«, befahl er so drohend, dass sie ganz verwirrt war.
    Sie gehorchte, und er setzte sich ihr gegenüber. Plötzlich wurden Guidos Züge ganz weich, als er sagte: »Ich bin ein Idiot. Ich habe mich viel zu lange wie ein kompletter Idiot benommen. Es genügt nicht, dass ich dich um Verzeihung bitte. Stattdessen flehe ich dich an, für den Rest meines Lebens bei mir zu bleiben. Bitte sag Ja, denn ich liebe dich wie ein Wahnsinniger.«

5
    L éonie hatte ihren Mann noch nie so verzweifelt erlebt. Sie hörteauf ihr Gefühl und gab ihm die Hand, die er fest in die seine nahm.
    Â»Und?«, fragte er bang und setzte sich neben sie.
    Â»Das ist doch verrückt!«, flüsterte Léonie mehr zu sich selbst als zu ihm.
    Â»Was denn?«
    Â»Dass du so viele Jahre gewartet hast, um mir zu sagen, dass du mich liebst.«
    Â»Ich hielt es für unnötig. Ich dachte, dass ich es dir Tag für Tag auf jede nur denkbare Art gezeigt hätte.«
    Â»Wie denn? Indem du mir Geschenke gemacht hast? Indem du die ganze Woche in Rom verbracht und dir eingebildet hast, wir würden eine perfekte Ehe führen?«
    Â»Jedes Wort von dir ist ein Giftpfeil, der meine Hoffnung auf einen gemeinsamen Neuanfang zunichtemacht«, meinte Guido niedergeschlagen.
    Â»Weißt du überhaupt, wie sehr mir deine lauwarme Liebe zu schaffen gemacht hat, so ohne jeden Elan? Und deine Geschichte mit Amaranta, die du mir stets verschwiegen hast, als wäre ich eine Fremde? Ich habe dir alles aus meinem Leben erzählt, aber du mir rein gar nichts!«, machte Léonie ihrem Herzen Luft.
    Â»Warum hast du mich nicht verlassen und bist mit dem Mann aus Marseille weggegangen?«, hakte Guido
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