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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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gemeinsame Wohnung genommen habt, müsst ihr euc h doch Gedanken gemacht haben, wie man es zwangsläufig in einem solchen Fall tut. Zeig mir den, der dabei nicht über alles Mögliche nachdenkt und seine Fantasie spielen lässt, Zukunft, Familie, all so was betreffend. Außerdem kenne ich Adrian – so weit, wie er es eben gestattet hat –, der selten etwas dem Zufall überlässt. Er hätte dich niemals in seine Nähe kommen lassen, wenn er keine ernsten Absichten in Bezug auf ein Leben mit dir gehabt hätte.“
    „ Daran habe ich auch geglaubt. Und natürlich habe ich mir ausgemalt, wie es später mal sein könnte. Später. Irgendwann. Wenn Adrian gesundheitlich wieder auf dem Posten ist. Wenn wir noch mal ein paar Jahre gefahren sind, um richtig Kohle zu machen und was von der Welt zu sehen. Aber wir haben keine konkreten Pläne für eine gemeinsame Zukunft geschmiedet, wenn du das meinst. Und seine Gedanken lesen kann ich leider nicht. Wir haben noch nicht einmal andeutungsweise darüber geredet.“
    „Dann werdet ihr eben nicht später irgendwann, sondern früher darüber reden. Du musst es ihm sagen.“
    „Ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten, Schubi . Oder sitzt etwa in deinem sonst so wachen Verstand tief verborgen der Wunsch herauszufinden, ob es ein Leben nach dem Tod gibt? Nein? Dann mach jetzt besser, dass du verschwindest.“
    „ Du weißt, das werde ich nicht tun. Hör zu, meine Kleine. Du hast Recht, wenn du sagst, ich sollte mich nicht einmischen. Das würde ich wahrscheinlich tatsächlich nicht wagen, wenn es dabei nicht um dich ginge. Und von daher nehme ich mir das Recht heraus mitzureden. Oder willst du mich nicht anhören, bloß weil ich weder verheiratet bin, noch irgendwo auf dieser Welt ein Schratz von mir umher spaziert?“
    „Und selbst wenn du hundert Kinder hättest: Lass-mich-in-Ruhe!“
    „ Hast du Angst vor der Wahrheit? Ich habe Augen im Kopf und verlässliche Ohren. Funkerohren, schon vergessen? Und die flüstern mir, dass du lange nicht mehr gelacht hast. Und das macht mir ernsthaft Sorgen.“
    „Ich brauche unbedingt neue Freunde“, brummte sie verstimmt und wurde noch etwas lauter. „Verpiss dich, du Monster!“
    „Autsch!“ Er taumelte zurück, eine Hand auf sein Herz gepresst. „Suse, ich bin entsetzt. Was sind denn das für Töne?“
    „Wahrscheinlich die einzigen, die du verstehst. Es geht mir super.“
    Skeptisch legte er den Kopf schief und unterdrückte ein unverschämtes Grinsen. Der Blick, mit dem er sie bedachte, sagte ihr, dass er ihr diesen Quatsch nicht glaubte.
    Der Blick, den sie daraufhin in seine Richtung abfeuerte, erwiderte, dass ihr das vollkommen gleichgültig war. Insgeheim verfluchte sie jedoch seine ausgeprägte Menschenkenntnis.
    „ Mir geht es bestens“, wiederholte sie noch eine Spur giftiger und fegte mit einer ungestümen Handbewegung ihre Haare aus dem Gesicht.
    „War er beim Arzt? Macht er endlich einen Entzug?“
    Susanne senkte den Blick und starrte gelangweilt auf ihre Schuhspitzen. Das war eine Frage, die sie ebenfalls gerne beantwortet hätte.
    „Kleine, ich kann nicht still zusehen, wie er euch kaputt macht. Denn jetzt geht es nicht mehr bloß um euch zwei. Adrian trägt genau wie du die Verantwortung für euer Kind. Und wie will er die übernehmen, wenn er nicht mal mit sich selbst klarkommt?“
    Sie blinzelte eine verirrte Trän e auf ihren langen Wimpern weg. „Was soll ich denn machen?“, hauchte sie und schluckte heftig, um den aufsteigenden Schluchzer in ihrer Kehle zurückzudrängen. „Ich rede und rede, aber es ist, als würde ich vor einer Felswand stehen. Wie oft soll ich ihn noch bitten, zum Arzt zu gehen? Hast du eine Ahnung, seit wann ich auf eine Antwort von ihm auf meine Frage warte, ob er einen Termin vereinbart hat? Er tut, als sei ich gar nicht da. Und überhaupt geht dich das nichts an.“
    „Wenn er sich nicht selbst dahinterklemmt, um an seinem Zustand etwas zu ändern, liegt es an dir, eine Entscheidung zu treffen.“
    Und wenn auch du nichts unternimmst, werde ich mir diesen verdammten Kerl vorknöpfen, ergänzte er in Gedanken. Dann freilich bleibt von diesem Narren nichts mehr übrig, dafür stehe ich mit meinen zwei Metern. Denn nach meiner Standpauke wird er unterm Teppich spazieren gehen können, ohne seinen Hut absetzen zu müssen!
    Suses Schultern zuckten unter den Pranken des hünenhaften Mannes und verrieten ihre Anspannung.
    „Muss er am Wochenende arbeiten?“
    „ Na sicher
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