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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben
Autoren: Tom Clancy
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Abschüssen für jeden eigenen Verlust. Für ein kleines Land, das gerade erst die Kriegskünste lernte, war das eine Schlacht, von der Männer jahrelang erzählen würden, und ihre Taten würden bei jeder Wiederholung wachsen. Doch all die Toten dieses Tages würden nutzlos sein; verschwendete Leben zur Bestätigung einer bereits feststehenden Entscheidung.
    Über dem III. Korps wandte man sich mehr zielgerichtetem Morden zu, nachdem die SAMs vernichtet waren. Es waren über 600 Panzer am Boden, dazu 800 Schützenpanzer, mehr als 200 Feldstücke auf Selbstfahr- und Schlepplafetten, mehrere Tausend Lkws und 30.000 Männer, alle weit innerhalb eines fremden Landes und bemüht, zu flüchten. Die F-15E Strike Eagle kreisten bei 15.000 Fuß, fast im Leerlauf, während die Waffenoffiziere nacheinander Ziele für die lasergeführten Bomben wählten. Die Luft war klar, die Sonne hell und das Feld eben; es war viel leichter als irgendein Training auf Nellis' Übungsgelände. Weiter unten in anderen Jagdrevieren gesellten sich F-16 mit Maverick-Raketen und konventionellen Bomben dazu. Vor Mittag befahl der III.-Korps-Kommandeur, der sich richtigerweise für den obersten Offizier am Schauplatz hielt, den generellen Rückzug, sammelte die Begleitfahrzeuge, die man bei KKMC gelassen hatte, ein, und versuchte seine Einheiten in irgendwas wie Ordnung zu bekommen. Von oben fielen Bomben, von Osten kam die saudische 5. Brigade, von hinten näherte sich ein amerikanischer Verband, da wandte er sich nach Nordwesten, um am früheren Eindringpunkt wieder in freundliches Gebiet zurückzukehren. Auf dem Boden verwendeten seine Fahrzeuge Tarnungsrauch, was die alliierten Flieger leicht irritierte. Die aber kamen nicht tiefer, um ihren Angriffen Nachdruck zu verleihen, da die UIR-Truppen mit einigem Erfolg zurückschießen könnten. Beim Kommandeur wuchs die Hoffnung, daß sie mit noch rund zwei Drittel der Stärke heimgelangen könnten. Treibstoff war nicht das Problem. Die gesamten Tanklaster der Armee Gottes befanden sich jetzt bei seinem Korps.
    Diggs machte bei Eddingtons Brigade Station. So etwas hatte er schon früher gesehen und auch den Gestank schon gerochen. Panzer brannten manchmal erstaunlich lange, und der Geruch von Diesel und Treibsätzen überdeckte etwas den übelkeitserregenden Gestank von brennenden Menschen. Bewaffnete Feinde waren etwas zum Töten, aber tote wurden schnell zu Objekten von Mitleid, besonders, wenn sie so abgeschlachtet waren wie hier. Aber nur wenige, relativ gesehen, waren vor den Geschützen der Männer aus Carolina gefallen. Viel mehr hatten sich ergeben. Diese mußten eingesammelt, entwaffnet, gezählt und an die Arbeit geschickt werden, was zumeist die Beseitigung der Leichen ihrer gefallenen Kameraden bedeutete. Eine Tatsache, so alt wie der Krieg selbst, und die Lektion für die Besiegten war immer die gleiche: Deshalb sollt ihr euch nie mehr mit uns anlegen.
    »Und jetzt?« fragte Eddington, Zigarre zwischen den Zähnen. Die Sieger durchlebten im Feld verschiedene Stimmungen. Ankunft mit Hetze und Verwirrung, dem Unbekannten mit versteckter Angst begegnen, in die Schlacht ziehen mit Entschlossenheit – in ihrem Fall auch mit unbändiger Wut – und das Hochgefühl des Sieges. Am Ende stand aber das Entsetzen über die Schlachterei und das Mitleid mit den Besiegten. Der Zyklus begann erneut. Die meisten motorisierten Einheiten hatten sich in den letzten Stunden neu organisiert und waren marschbereit, während ihre MPs und eintreffende Saudi-Einheiten sich um die Gefangenen kümmerten.
    »Warten Sie nur ein Weilchen ab«, erwiderte Diggs zu Eddington?
    Enttäuschung – und Erleichterung. »Die Reste rennen sehr schnell, die fangen Sie nie, und wir haben keinen Befehl zur Invasion.«
    »Die kamen uns einfach auf die alte Art entgegen«, sagte der Guard Colonel und erinnerte sich an Wellington. »Und wir hielten sie auf die gleiche alte Art auf. Was für ein grauenvolles Geschäft.«
    »Bobby Lee, erinnern Sie sich, Chancellorsville?«
    »Oh yeah, und er hatte recht. Die paar Stunden, Diggs, alles vorbereiten, manövrieren, Information sammeln, daraus Entscheidungen treffen.« Er schüttelte den Kopf. »Dachte nie, ich könnte mich so fühlen … aber jetzt …«
    »›Gut, daß der Krieg so entsetzlich ist, sonst könnten wir daran Gefallen finden.‹ Komisch, manchmal vergißt man's. Die armen Schweinehunde«, sagte der General mit Blick auf 50 Männer, die gerade für den Transport zu
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