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Beefy ist an allem schuld

Beefy ist an allem schuld

Titel: Beefy ist an allem schuld
Autoren: Eric Malpass
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Geburtstag geleistet hatte, befestigte die Stahlbügel ihrer Brille hinter den Ohren und band sich ihre Schürze um, einen Sack mit der Aufschrift . Sie stellte Blackie, ihrem Hund, einen Napf hin und schlurfte zum Gemeindehaus hinüber.
    Als sie mit dem Putzen fertig war und fortging, beobachtete Beefy sie durch einen Spalt der Dachluke. Er hätte zu gern gewußt, was auf ihrer Schürze stand. Ob es wohl ihr Name war? Oder womöglich ihre Adresse? Aber er war an diesem Morgen viel zu bedrückt, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Er mußte ja eine Rede halten. Und der Uhrzeiger rückte unerbittlich der schrecklichen Minute näher, wo Ida fragen würde:
    Er stieg nach unten. In der Küche herrschte jetzt ein emsiges Treiben. Heck rasierte sich, Langfinger stellte die Tassen des Müttervereins für das Frühstück bereit, Wodka-Joe grillte Heringe.
    «Was macht deine Backe, Beefy?» fragte Holzbein. «Du siehst nicht gerade munter aus.»
    «Ich hab Sorgen», sagte Beefy kläglich. Dann fragte er verstohlen: «Wenn ich dir die Rede jetzt hersag, Holzbein, würdest du sie dann für mich aufschreiben? »
    «Selbst wenn ich es täte, Beefy, du kannst es ja doch nicht lesen», erklärte ihm Holzbein freundlich.
    Nicht zum erstenmal wünschte sich Beefy, daß er einen so klaren und durchdringenden Verstand wie Holzbein besäße, dessen starke Seite die Logik war.
    «Daran hab ich nicht gedacht», murmelte er. Er schlenderte ins nächste Zimmer und dachte so lange nach, bis sich ihm der Kopf drehte. «, sagte Ida, und dann steh ich auf und sage: »
    Das hörte sich doch eigentlich ganz klar an, fand er. Und klar mußte es sein, sonst würden sie anfangen, ihm Fragen zu stellen. Aber wie klar es auch sein mochte, er wußte, im entscheidenden Augenblick würde er die Worte nicht zusammenbringen.
    Die verschiedenen Alkoholika hatten seinem Zahn offenbar gutgetan. Doch Appetit auf Frühstück hatte er nicht, er war zu bedrückt.
    Langfinger und Willie Einauge fingen an, den Raum für die Sitzung herzurichten. Sie stellten Stühle um den Tisch, sammelten alte, vom Kirchenvorstand zurückgelassene Notizblocks zusammen und legten einen auf jeden Platz. Heck widmete sich übertrieben geschäftig seinem Protokollbuch.
    Dann hörte man, wie sich ein Nachschlüssel im Schloß drehte. Die Eingangstür wurde aufgestoßen, und gleich darauf stand Ida in voller Lebensgröße und in voller Kriegsbemalung im Türrahmen.
     

4
     
    Ida hatte etwas übrig für grelle Farben. Sie war stark geschminkt, und auch ihr Haar war feuerrot gefärbt. Ihr grünes Seidenkleid platzte aus allen Nähten. Sie hatte dicke kleine Wurstfinger, und die Fesseln quollen ihr über die Stöckelschuhe. Sie sah aus wie jemand, der sich nichts Schöneres vorstellen kann, als mit einer Sonntagszeitung vor einem gemütlichen Kaminfeuer zu sitzen, Pralinen zu naschen und sie mit Stout herunterzuspülen.
    Aber Ida war eine Frau mit Grundsätzen. Sie besaß eine beachtliche Phantasie und steckte voller Ideen. Sie war mit dem Zustand der Welt nicht zufrieden und hatte sich vorgenommen, sie zu verändern. Krumme Sachen sollten sich bezahlt machen, das war Idas Motto, und warum sie sich nicht bezahlt machten, hatte sie oft zu ergründen versucht.
    Eigentlich waren die Unkosten in der Branche ja gering, und entgegenkommenderweise erhob auch das Finanzamt keine Ansprüche. Außerdem hatte man keine gesellschaftlichen Verpflichtungen. Und doch gab es im heutigen England bei allem Wohlstand immer noch zwei Gesellschaftsschichten, deren Lebensstandard dem Reichtum des Landes in keiner Weise entsprach: die Kleinbürger und die Ganoven.
    Was Ida betraf, so konnten sich die Kleinbürger allesamt aufhängen. Sie hatte sich mit Haut und Haaren der Ganovenwelt verschrieben, und wenn sie dieser benachteiligten Minorität irgendwie helfen konnte, dann würde sie einmal sehr viel ruhiger den Weg ins Jenseits antreten.
    Sie war der Meinung, die Ganoven lebten noch zu sehr im Zeitalter der kleinen Privatbetriebe. Ida hatte zwar durchaus nichts gegen die freie Wirtschaft, fand aber, daß die Zeit der Kleinbetriebe endgültig vorbei sei.
    Nur noch große, straff organisierte Unternehmen
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