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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas
Autoren: Ian Banks
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einzelnes Kultur-Fahrzeug
von konventioneller äußerer Erscheinung, aber, wie aus
seiner Emissionssignatur zu schließen war, ziemlich
merkwürdiger innerer Konstruktion ab. Das Schiff wurde ohne
Mühe zerstört, sein Gehirn entkam. In der Nähe gab es
ein Planetensystem. Anscheinend hat das Gehirn den realen Raum
innerhalb der Oberfläche des Planeten, den es sich
ausgewählt hatte, verlassen. Das weist auf ein Niveau der
Beherrschung hyperräumlicher Felder hin, von dem wir geglaubt
– gehofft – hatten, die Kultur habe es noch nicht erreicht.
Ganz gewiß haben wir es im Augenblick noch nicht
erreicht. Dieser und andere Hinweise geben uns Grund zu der Annahme,
daß das betreffende Gehirn zu einer neuen Klasse von
System-Fahrzeugen gehört, die die Kultur entwickelt. Die
Gefangennahme des Gehirns wäre ein nachrichtendienstlicher Coup
erster Ordnung.«
    Hier machte der Querl eine Pause. Horza ergriff die Gelegenheit,
um zu fragen: »Befindet sich das Ding auf Schars Welt?«
    »Ja. Nach seiner letzten Botschaft beabsichtigte es, Zuflucht
in den Tunneln des Kommando-Systems zu suchen.«
    »Und ihr könnt nichts unternehmen?« Horza
lächelte.
    »Wir haben Sie geholt. Das haben wir unternommen, Bora
Horza.« Der Querl hielt inne. »Die Form Ihres Mundes
verrät mir, daß Sie an dieser Situation etwas belustigend
finden. Was mag das sein?«
    »Ich dachte gerade… an viele Dinge: Daß das Gehirn
entweder sehr schlau war oder sehr viel Glück gehabt hat,
daß ihr Glück hattet, mich in der Nähe zu
haben, und auch, daß die Kultur jetzt wahrscheinlich nicht
bloß Däumchen drehen wird.«
    »Um der Reihenfolge nach auf Ihre Punkte einzugehen«,
erwiderte Xoralundra scharf, »das Kultur-Gehirn hatte Glück
und war außerdem schlau. Wir hatten Glück. Die Kultur kann
wenig tun, weil sie, soviel wir wissen, keine Wandler in ihrem Dienst
hat und bestimmt keinen, der schon einmal auf Schars Welt war. Ich
möchte hinzusetzen, Bora Horza…« – der Idiraner
legte beide große Hände auf den Tisch und beugte den Kopf
in Richtung des Menschen –, »daß Sie selbst mehr als
ein bißchen Glück gehabt haben.«
    »O ja, aber der Unterschied ist, daß ich daran
glaube.« Horza grinste.
    »Hmm. Das macht Ihnen wenig Ehre«, bemerkte der Querl.
Horza zuckte die Achseln.
    »Ihr wollt also, ich soll auf Schars Welt landen und das
Gehirn holen?«
    »Wenn möglich. Es könnte beschädigt sein.
Vielleicht muß es zerstört werden, aber es stellt eine
Beute dar, um die zu kämpfen es sich lohnt. Wir werden Ihnen an
Ausrüstung geben, was Sie brauchen. Ihre Anwesenheit allein
würde uns einen Brückenkopf verschaffen.«
    »Was ist mit den Leuten, die bereits dort sind? Die Wandler
im Verwalter-Dienst?«
    »Wir haben nichts von ihnen gehört. Wahrscheinlich haben
sie die Ankunft des Gehirns nicht bemerkt. Ihre nächste
Routine-Sendung ist in ein paar Tagen fällig, aber in Anbetracht
der gegenwärtigen, auf den Krieg zurückzuführenden
Kommunikationsunterbrechung sind sie vielleicht nicht imstande, sie
abzustrahlen.«
    »Was…«, fragte Horza langsam und zog dabei mit
einem Finger ein kreisförmiges Muster auf der Tischplatte, die
er betrachtete, »… wissen Sie über das Personal der
Basis?«
    »Die beiden Senior-Mitglieder wurden durch jüngere
Wandler ersetzt«, antwortete der Idiraner. »Die beiden
jüngeren Wächter wurden zu Senioren ernannt und blieben
dort.«
    »Sie sind doch dort nicht in Gefahr?« wollte Horza
wissen.
    »Im Gegenteil. Ein Ort innerhalb einer Stillen Barriere der
Dra’Azon und auf einem Planeten der Toten muß während
der gegenwärtigen Feindseligkeiten als einer der sichersten
Aufenthalte betrachtet werden. Weder wir noch die Kultur-Leute wagen
es, bei den Dra’Azon Anstoß zu erregen. Das ist der Grund,
warum die Kultur-Leute gar nichts tun, und wir niemanden als Sie
einsetzen können.«
    »Falls es mir gelingen sollte…«, begann Horza
vorsichtig, beugte sich vor und senkte seine Stimme ein
bißchen, »euch diesen metaphysischen Computer zu
beschaffen…«
    »Etwas in Ihrer Stimme verrät mir, daß wir uns der
Frage der Bezahlung nähern«, sagte Xoralundra.
    »Wir nähern uns ihr in der Tat. Ich habe lange genug
für euch den Hals riskiert, Xoralundra. Ich will aussteigen. In
dieser Basis auf Schars Welt lebt eine gute Freundin von mir, und
wenn sie einverstanden ist, möchte ich sie und mich aus dem
ganzen Krieg wegbringen. Das ist es, was ich verlange.«
    »Ich kann nichts versprechen. Ich werde es
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