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Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte
Autoren: Lucy Silag
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Kumpels!«
    »Sag nicht >Kumpels<, Mom.« Ich drücke die Türklinke zu Comme des Garçons hinunter. »Lass uns mal hier reingehen.«
    Meine Mom wählt mindestens ein Dutzend kurzer, vamphafter Cocktailkleider zum Anprobieren für mich aus, aber alle sind irgendwie zu förmlich, zu überkandidelt. Endlich schleudere ich das letzte Kleid über die Tür der Umkleidekabine und sage ihr, dass ich Schluss mache.
    »Ich habe genug Kleider zu Hause«, erkläre ich ihr erschöpft. »Dann ziehe ich eben eins davon an.«
    »Bist du sicher? Ich wollte dir wirklich gern eins schenken.«
    »Lass uns lieber die Haare frisieren«, sage ich und sammle all meine schwarzen Locken im Nacken.
    Wir gehen also ins Hotel zurück. In der Suite meiner Mom kämmt, zupft und toupiert eine Coiffeurin meine Haare, bis sie ganz aufgebauscht sind. Als sie fertig ist, bringt mir meine Mom ein paar Kleider, die sie mitgebracht hat und die ich nun anprobieren soll.
    »Warum trägst du nicht das hier?«, fragt sie. »Das ist sowieso zu jugendlich für mich. Das kannst du haben.«
    Das Kleid, das sie ausgewählt hat, ist ein schwarzes Vintage- Futteralkleid mit Flügelärmeln und Rüschen am Saum. Es reicht genau bis zu meinen Knien. Darin sehe ich elegant, reif und ziemlich sexy aus.
    »Es ist perfekt!«, sage ich.
    Meine Mom zieht einen Seidenblazer und einen Chiffonrock an. Wir tragen beide elegante schwarze Stöckelschuhe, meine haben Blumenapplikationen auf den Riemchen.
    »Sollen wir dann?«, fragt meine Mom, und wir fahren in die Lobby hinunter, um in unsere wartende Limousine zu steigen.
    * * *
    Gleich von dem Augenblick an, als sich die Aufzugtüren oben auf dem Tour de Montparnasse öffnen, weiß ich, dass es eine atemberaubende Party wird.
    Die Assistentin meiner Mom hat in allen Einzelheiten ganze Arbeit geleistet, aber die Vision stammt von mir. Genau wie ich wollte, übersäen winzige funkelnde Lichter die gesamte Decke. Der Raum ist perfekt gedimmt, sodass der Blick rundherum auf Paris wie ein strahlendes Gemälde aussieht, das sich bis in weite Fernen erstreckt. Die Möbel, die auf dem Tour Montparnasse normalerweise für Touristen bereitgestellt werden, damit sie sich hinsetzen können, wenn sie oben auf den Turm kommen, sind woanders hingeschafft und durch exklusive schwarze Ledersofas und Bänke ersetzt worden. In Kühleimern stehen Flaschen mit teurem Champagner herum, und Kellner kümmern sich darum, dass alle etwas zu trinken haben und mit Appetizern versorgt sind, damit keiner verhungern muss.
    Alle Schüler aus dem »Programme Américain« (abgesehen von George, Robbie und Patty) sind gekommen. Ihre Gastfamilien feiern einen Ball. Sogar Mme Cuchon scheint sich mal etwas zu entspannen. Meine Mom und ich schweben durch die Menge, begrüßen alle und nehmen jede Menge Komplimente für die schöne Feier entgegen.
    Auch wenn meine Mom insgeheim ein wenig skeptisch ist, was meine Ortswahl angeht.
    »Alex«, sagt sie, als wir kurz pausieren, ein Glas Weißwein zusammen trinken und nach Norden hinaus aus dem Fenster schauen. »Ich muss sagen, ich kann nicht verstehen, was du an dem Ort hier findest.«
    »La Tour Montparnasse ? Was gefällt dir daran nicht?«, frage ich scheinheilig, nur um sie ein bisschen zu foppen, denn ich weiß ganz genau, was ihr daran nicht gefällt. Der Montparnasse-Turm ist ein hässlicher schwarzer Wolkenkratzer, der überhaupt nicht in die ansonsten eher niedrige Skyline von Paris ringsherum passt. Als eine Art Arme-Leute-Version vom Eiffelturm gibt es oberhalb der Büros eine Aussichtsetage für Touristen. Und ganz oben auf dem Dach kann man sogar ins Freie hinaus, wo es zugig und laut ist und es sich sogar ein bisschen gefährlich anfühlt. Jedes Mal, wenn ich mit meiner Mom nach Paris gekommen bin, wollte ich mal auf den Turm, aber sie hat immer nur die Nase gerümpft.
    Also habe ich Zack im letzten Jahr im winterlichen Dezember mal dazu überredet, mit mir herzugehen. Wir haben den ermäßigten Schülerpreis gezahlt und sind dann mit dem Aufzug nach oben gefahren. Der innere Aussichtsbereich hat einen billigen blauen Teppich und geschmacklose Schilder, auf denen erklärt wird, was das für Gebäude ringsherum sind. Als meine Mom mich gefragt hat, wo ich die Cocktailparty abhalten möchte, war das der einzige Ort, den ich angegeben habe. Aus irgendeinem Grund kann ich gar nicht genug davon kriegen, von hier oben aus über die Dächer von Paris hinwegzuschauen.
    »Es riecht noch immer nach Würstchen, sogar
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