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Beastly (German Edition)

Beastly (German Edition)

Titel: Beastly (German Edition)
Autoren: Alex Flinn
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Kendra.
    »Komm zu mir aufs Dach«, sagte sie. »Die Sonne geht gerade auf.«
    Wir gingen in den vierten Stock. Ich war in letzter Zeit nicht oft dort gewesen. Als ich nun zusammen mit Lindy da war, erinnerte ich mich an all die einsamen Tage, die ich hier auf dem Sofa verbracht hatte, und auch an den Tag, an dem wir hier gemeinsam waren. Es war wie ein Wunder, wenn das Leben einem eine zweite Chance gab. Ich öffnete das Fenster und zog mich aufs Dach. Dann streckte ich Lindy meinen Arm hin.
    Das Dach war flach und von einer Brüstung umgeben, sodass wir darauf herumlaufen konnten. Die Sonne ging auf. New York ist bei Sonnenaufgang der schönste Ort der Welt. Die Leute machen immer einen Riesenwirbel um die Skyline, aber das ist nichts im Vergleich zum rosafarbenen Sonnenlicht, das zwischen den Gebäuden hindurchsickert, vor allem dann nicht, wenn man dabei mit dem Mädchen, das man liebt, Händchen hält.
    Ich küsste ihre Hand. »Sieh mal. Wenn das nicht der unglaublichste aller Morgen ist.«
    Aber Lindy schaute nicht den Sonnenaufgang oder mich an. Stattdessen schaute sie zur Seite. Ich folgte ihrem Blick und verstand.
    Kendra war da. Es war das erste Mal seit dem Fluch, dass ich sie sah. Sie war schön, genau wie sie es an jenem Tag gewesen war, ihr Haar wehte lila und grün und schwarz um ihr Gesicht, ihr Gewand war schwarz. Und hinter ihr hatte sich zu beiden Seiten des Daches eine Krähenschar niedergelassen, die in der aufgehenden Sonne schwarz und grün und lila schimmerte.
    »Kyle, du siehst großartig aus.«
    »Adrian. Ich bevorzuge Adrian.«
    »Ich eigentlich auch. Es passt zu dir.« Sie trat zu Lindy. Oder schwebte, besser gesagt. Es sah fast so aus, als würde sie fliegen. »Lindy, wir haben uns noch nicht kennengelernt. Ich bin Kendra.«
    »Kendra, die…«
    Ich hatte Lindy in allen Einzelheiten von Kendra erzählt, während wir in der vorigen Nacht auf der Polizeistation gewartet hatten.
    »Du kannst es ruhig sagen«, sagte Kendra. »Die Hexe. Ich weiß, was ich bin. Manche Leute würden mich als böse Hexe bezeichnen. Ich bin verantwortlich für den Fluch über Adrian.«
    »Und darauf bist du stolz?«
    »Ein bisschen. Er ist jetzt ein besserer Mensch als früher.«
    Lindy war sich da anscheinend nicht ganz sicher, aber ich nickte, weil ich wusste, dass es stimmte.
    »Aber ich gebe zu, dass meine vorherigen Flüche nicht so erfolgreich waren. In meiner Jugend neigte ich dazu, impulsiv zu sein – nach der Devise: Erst in einen Frosch verwandeln und später nachfragen. Die anderen Hexen sind dann über mich hergefallen und haben gesagt, ich würde die Aufmerksamkeit auf das Hexenwesen lenken, wenn ich meine Kräfte zu oft einsetzte, und eine Hexenjagd heraufbeschwören wie damals in Salem. Zur Strafe wurde ich nach New York versetzt, um als Hausangestellte zu arbeiten. Man hat mir verboten, meine Kräfte überhaupt einzusetzen.«
    »Aber du hast sie doch eingesetzt«, mutmaßte ich.
    Sie nickte. »Ich tat es, weil ich in einen Haushalt kam, in dem ein Teenager lebte, der so schrecklich und unsensibel war, dass ich ihm eine Lektion erteilen musste. Ich belegte ihn mit einem Fluch.«
    »Na prima, vielen Dank auch.«
    Neben mir drückte Lindy meine Hand.
    »Die anderen Hexen waren entsetzt. Ich hatte einen Fluch ausgesprochen – einen großen, offensichtlichen Fluch, der zu einem Zwischenfall führen konnte wie…sagen wir mal, einem Monster, das in der New Yorker U-Bahn Amok läuft. Besonders besorgt waren sie darüber, dass ich mir den Sohn eines Nachrichtensprechers als Opfer ausgesucht hatte.«
    »Ja, das war wirklich bescheuert von dir.«
    Kendra rollte die Augen. »Deshalb bestimmten sie, dass ich für immer bei ihm bleiben müsste, in Form eben jener Hausangestellten.«
    »Magda?« Jetzt hatte ich es kapiert. »Also ist Magda gar nicht echt?«
    »Sie ist echt.« Mit einer Handbewegung verwandelte sich Kendra. Jetzt war sie Magda. »Sie ist ich, und ich bin sie.«
    »Wow«, sagte ich. »Das ist…ich dachte, du…ich meine, Magda war meine Freundin.«
    »Das bin ich, mein Lieber«, sagte Kendra, die jetzt Magda war. »Ich habe mich von Anfang an um dich gekümmert und wollte, dass du glücklich wirst. Ich konnte dir deine Traurigkeit anmerken, aufgrund derer du die wahre Schönheit des Lebens nicht erkennen konntest. Deshalb habe ich das alles getan.«
    »Und was ist mit Will? Ist er auch eine Hexe?«
    Magda schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kannte Will, ich wusste, dass er nett zu dir sein und
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