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BattleTech 37: Loyal zu Liao

BattleTech 37: Loyal zu Liao

Titel: BattleTech 37: Loyal zu Liao
Autoren: Loren Coleman
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verziert mit Borten, deren Farbe man gewöhnlich als Liao-Grün bezeichnete. Goldene Manschettenknöpfe schmückten die Ärmel, das Wappen des Hauses Liao saß an der rechten Schulter. Zur Imarra-Uniform gehörte nicht das protzige, schmale Cape, das die regulären capellanischen Truppen trugen. Ion verzichtete auch auf seine Zeremonial-Katana und seine Orden.
    Im Palast des Himmels, dem Regierungssitz der Konföderation Capeila, fand heute die - abgesehen vom Geburtstag des Kanzlers - größte Feier des Jahres statt: das chinesische Neujahrsfest. Fünfzehn Tage lang feierte man und hielt alte, heilige Rituale hoch. In dieser Zeit haben die sonst eher zurückhaltenden Capellaner Gelegenheit zum Abschalten und Entspannen.
    Wenn das so ist, warum bin ich dann so verkrampft? Ion nahm den angebotenen Jiaozi vom Tablett, biß in einen würzigen Fleischkloß und konzentrierte sich jetzt mehr auf den Geschmack als auf die Frage, die er sich vorhin selbst gestellt hatte.
    Das Gedränge im Ballsaal war nicht sehr groß, aber Rush vermutete, daß gewiß zweihundert Leute durch die weitläufige Etage flanierten und dabei Jiaozi aßen oder Niangao, den süßen Reispudding, der zu den besonderen Spezialitäten des Neujahrsfestes gehörte. Überall waren rote Tücher und Bänder gespannt. Die freundlich leuchtende Farbe sollte die festliche Stimmung noch verstärken. Das Gemurmel von hundert Dutzend Gesprächen drang Ion ins Ohr, aber niemand redete ihn an, so daß er allein umherspazierte.
    Eigentlich konnte man ihn kaum ignorieren. Ion Rush war weder klein noch ein besonders ruhiger Mann. Mit seinem dichten blonden Haar und den breiten slavischen Gesichtszügen gehörte er sichtlich nicht zum Direktorat, der Verwaltungskaste der Konföderation. Deren stolze Mitglieder hingen einem Idealbild nach: dem des scharfsichtigen, dunkelhaarigen Asiaten. Sie heirateten in der Regel nur untereinander, um sich diesem Vorbild gewissermaßen immer näher zu züchten. Rush war auch kein Mitglied der Intelligenzia, einer weiteren hochrangigen Kaste, deren Techniker und Wissenschaftler ebenfalls nicht auf dem Fest fehlten. Mehr noch als seine Uniform war es sein starker Körperbau, sein siegessicherer stolzer Gang, seine Art, wie er die Menge ruhig betrachtete - die scharfen, durchdringenden blauen Augen schienen stets auf der Suche nach potentiellen Feinden oder Verbündeten zu sein -, die ihn als Mitglied einer dritten Gruppe auszeichneten. Er war ein Janshi, ein Krieger.
    Die Innere Sphäre, die mehr als tausend Lichtjahre durchmaß und Hunderte besiedelter Welten umfaßte, war nicht homogen. Jeder dieser Planeten besaß bestimmte Rohstoffe im Überfluß, während es an anderen mangelte. Die Regierungen der Welten waren allesamt verschieden und kochten ihre eigenen Süppchen. Aber eines war überall gleich: Die Krieger bildeten eine privilegierte Klasse.
    Die fünf großen Häuser der Inneren Sphäre, denen auch die Konföderation Capella angehörte, waren einst unter einer Regierung vereint gewesen, die als Sternenbund in die Geschichte einging. Der Bund zerbrach vor dreihundert Jahren, und die überlebenden Nachfolgehäuser gingen sich seitdem ununterbrochen gegenseitig an die Kehle. In ihren Kriegen kämpften sie mit BattleMechs, gigantischen, bis zu hundert Tonnen schweren, waffenstarrenden humanoiden Kampfrobotern.
    Ion Rush war ein Veteran. Dreißig Jahre lang focht er nun in diesen niemals enden wollenden Kriegen; er war ein MechKrieger; seine Aufgabe war es, eine dieser zehn Meter hohen Kampfmaschinen in die Schlacht zu führen. Und Ion war ebenfalls Meister der Imarra, des renommiertesten der acht Kriegerhäuser, die das capellanische Militär unterstützten. Die Kriegerhäuser hatten ihre eigenen Gesetze, sie waren eine eigene Welt, die sich von der übrigen capellanischen Gesellschaft abgesondert hatte. Die Mitglieder waren handverlesen und wurden schon im Alter von zwölf Jahren vom Haus-Meister ausgesucht. Ein Kriegerhaus bestimmte das Leben seiner Angehörigen, ein Leben, das dem Dienst am capellanischen Regenten und dem Staat gewidmet ist - bis hin zum Tode. Jeder Bürger der Konföderation Capella strebte nach dieser Ehre.
    Die damit verbundene Würde war außerdem der Grund, weshalb Rush nicht aktiv am Fest teilnahm. Als Beschützer der Konföderation war es seine Pflicht, allzeit bereit zu sein. Selbst wenn der Kanzler feierte, ja, gerade dann!
»Kommen Sie mit zum Fenster, Ion?«
     
Wenn man vom Teufel spricht! Plötzlich
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