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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug
Autoren: Nigel Findley
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Zum ersten Mal überhaupt war sie von Frauen umgeben gewesen, die ihre Sichtweise teilten. Viele von ihnen hatten einen ähnlichen Hintergrund: ›Militärknirpse‹, die in die Fußstapfen ihrer Väter getreten waren und mit fünfzehn oder sechzehn den Pilotenschein gemacht hatten. Die 99er hatten ihr die Kameradschaft und das Gemeinschaftsgefühl vermittelt, das sie bei den verschiedenen Sororities ihrer Unizeit vergeblich gesucht hatte. Der entscheidende Unterschied war, daß die Frauen in den 99ern alle dieselbe Weltsicht hatten: Sie teilten den Glauben, daß die Welt aus einer Höhe von mehreren tausend Fuß weit besser aussah und daß die Zeit, die sie am Boden zubrachten, vorzugsweise nur ein kurzer Abstecher sein sollte.
    Sam war von der allgegenwärtigen Atmosphäre der Versammlung so gefangen gewesen, daß sie keinerlei Versuch unternommen hatte, Margaret Braslins zu finden, deren Einladung sie ihre Anwesenheit zu verdanken hatte. Erst einige Stunden nach der Ankunft hatte sie sich im Gespräch mit einer angegrauten, mutterhaften Frau wiedergefunden, die alle ›Mags‹ nannten... und sich klargemacht, daß sie ihr diese Einladung geschickt hatte. Wie sie aus dem Gespräch erfahren hatte, war Maggie Braslins bereits zwanzig Jahre lang Mitglied der 99er und an der Pazifikküste eine bekannte Rennfliegerin.
    Die beiden waren in Kontakt geblieben und hatten sich, so oft es ging, bei Treffen der 99er und regionalen Kongressen getroffen. Seit Maggie aus Red Bluff, Kalifornien, nach Norden umgezogen war, nach Nesika Beach, Oregon, nur etwa fünf Meilen nördlich von Gold Beach, hatte Sam ihr jedesmal einen Besuch abgestattet, wenn sie zu Pop-Pop gefahren war. Selbst dieses letzte Mal, dachte sie traurig.
    Sam sah hinüber zu Maggie, die sich in ihrem Lehnsessel zusammengerollt hatte. Mags sah immer noch so aus wie vor fünf Jahren. Und Sam hätte nicht darauf gewettet, in noch einmal fünf Jahren eine Veränderung an ihr feststellen zu können.
    Maggie nickte langsam. »Schwierig«, wiederholte sie Sams Antwort leise. »Und er?«
Sam schüttelte den Kopf. »Er ist alt.« Ihre Stimme erschien ihr selbst leise, kaum mehr als ein Flüstern. »Alt und müde.« Sie schloß die Augen. »Und er hat Schmerzen, Mags. Er spricht nicht darüber, aber man sieht es an seinem Gesicht, wenn er es nicht bewußt unterdrückt. Er hat Schmerzen... und er wird froh sein, wenn...« Sie konnte es nicht aussprechen. Die Worte blieben ihr im Halse stecken.
Maggie nickte wieder und blickte zur Seite, um ihre Freundin nicht leiden sehen zu müssen. Sie nahm eine Packung Zigaretten, schüttelte eine raus und zündete sie an. Sam lächelte, als sie das Feuerzeug erkannte. Maggie folgte ihrem Blick und grinste ebenfalls. Sie hielt das stählerne Zippo mit dem Wappen aus ineinander verschlungenen Neunen hoch. »Oklahoma City«, sagte sie.
»Ich erinnere mich.« Es war der erste Kongreß der 99er gewesen, an dem Sam teilgenommen hatte, im Internationalen Hauptquartier der Organisation. Samantha und Maggie waren zusammen in Maggies mantha und Maggie waren zusammen in Maggies Schulflugzeug. Das war vier Jahre her, und Sam erinnerte sich nicht mehr, wer die Hauptrednerin gewesen war, aber sie hatte lebhafte Erinnerungen an eine der Workshopkoordinatorinnen, Amy Langland, seit vierzig Jahren bei den 99ern. Sie hatten sich vor dem Abendessen, ›in der Warteschleife‹, wie Langland es genannt hatte, in der Bar eines Restaurants in der Nähe der Kongreßhalle getroffen und hervorragend verstanden. Viel später hatte Sam erfahren, daß die spindeldürre Frau mit dem Raubvogelgesicht, mit der sie Jack Daniel's getrunken hatte, eine der ›grauen Eminenzen‹ der 99er war, eine ehemalige Präsidentin und eines der respektiertesten Mitglieder, das noch eine gültige Pilotenlizenz besaß. Das waren Zeiten, dachte sie trübsinnig.
Sam schüttelte den Kopf. Sie deutete auf die Zigarettenpackung neben Maggie. »Gib mir eine.«
Maggie sah sie fragend an. »Ich dachte, du hättest es aufgegeben.«
»Hab' ich auch.«
Maggie lachte, ein warmes, kehliges Lachen. Sie warf Sam das Päckchen hinüber, gefolgt von dem abgegriffenen Zippo. Samantha zündete sich eine Zigarette an und zog den Rauch in die Lunge. Es schmeckte wie abgefackelter Kameldung, aber sie konnte fühlen, wie ihr Körper auf das Nikotin reagierte. Du hast es nie wirklich aufgegeben, nicht wahr? Du schiebst den nächsten Glimmstengel nur vor dir her, manchmal jahrelang. Sie schloß die Augen und
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