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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug
Autoren: Nigel Findley
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aus man einen hervorragenden Blick ins Tal hat. Sie konnte die Veranda von hier unten aus nicht sehen, aber vor ihrem inneren Auge stand ein lebhaftes Bild der Szenerie. Ob die alten CapeCod-Stühle noch da sind, mit den breiten Armlehnen, auf denen an einem frischen Frühlingsabend leicht eine große Tasse heiße Schokolade Platz hat?
    Sie bog langsam am offenen Tor auf den Kies und fuhr den Weg hinauf. Vor der Einzelgarage parkte bereits ein Wagen, ein unauffälliger grauer Chrysler. Einen Augenblick lang war sie überrascht. Gehört nicht der rote Jensen nach vorne, das Präsentationsstück? Aber nein, wurde ihr beinahe augenblicklich klar. Es mußte Platz für Besucher bleiben. Der Jensen Interceptor III stand sicher in der Garage. Solange er keinen neuen Besitzer hat, wird er wohl kaum benutzt werden, oder?
    Sams Augen brannten. Sie rieb sie ärgerlich. Damn, Ich hatte mir versprochen, daß es nicht soweit kommt. Sie stellte den Mustang neben dem grauen Wagen ab und schaltete den Motor aus. Ein paar Sekunden lang schloß sie die Augen und lauschte. Sie verdrängte das metallene Klicken des schweren abkühlenden Motorblocks, bis sie nur noch den Wind in den Bäumen und das leise, stetige Rauschen des Flusses hörte. Vorsichtig ließ sie ihren Gedanken freie Bahn, öffnete sich den Erinnerungen, die ihren Geist überfluten wollten.
    Es waren keine Kindheitserinnerungen, keine im Lauf von Jahrzehnten geprägten Eindrücke. (Und genau daher rührt der Schmerz, wußte sie, daß es so wenige sind.) Sie hatte dieses Haus vor sieben Jahren zum erstenmal gesehen und war seitdem nur selten zu Besuch gewesen. Aber die Erinnerungen waren teilweise so wach, weit lebhafter als eine Menge der Bilder, an die sie sich aus ihrer Kindheit erinnerte, aus ihren sogenannten entscheidenden Jahren. Was sagt mir das?
    Sie schüttelte entschieden den Kopf, öffnete die Wagentür und stieg aus. Drei Stufen führten hinauf zur Haustür, wo sie den Knopf der Gegensprechanlage drückte. Nach ein paar Sekunden drang eine Stimme aus dem Kasten - blechern, elektronisch, aber trotz allem vertraut. »Hallo?«
    »Ich bin's, Pop-Pop«, quetschte sie durch ihre plötzlich wie zugeschnürte Kehle. »Sam.«
Selbst durch die Verzerrungen des Interkom hindurch hörte sie die Wärme in der Stimme ihres Großvaters. »Komm rauf, Samantha Rose.« Sie konnte sein Lächeln vor sich sehen. »Du kennst den Weg.« Die Tür entriegelte sich mit einem leisen Knacken.
Samantha stieg langsam die leise knirschenden Stufen hinauf, an dem Seitenfenster vorbei, das den Blick auf den Garten neben dem Haus freigab, und vorbei an den körnigen Schwarzweißfotos - eingerahmten Erinnerungen - an den Wänden. Selbst jetzt fühlte sie noch eine gewisse Geborgenheit, jene Geborgenheit, die dieses Haus immer für sie bedeutet hatte. Die Geborgenheit eines Zuhauses, eines Ortes, an dem sie ganz sie selbst sein konnte, ohne Peinlichkeit oder Entschuldigung - Pop-Pops Schlafzimmer, sein Krankenzimmer, lag am hinteren Ende des Flurs, an der Rückseite des Obergeschosses. Auf dem Weg kam sie an den Türen zur Bibliothek und dem Gästezimmer vorbei, in dem sie früher logiert hatte. Ein Teil von ihr wünschte sich, wieder dort wohnen zu können, bis dies alles vorbei war. Aber sie wußte, daß das nicht möglich war. Nicht, weil sie nicht willkommen gewesen wäre, im Gegenteil, sondern weil sie es, aus sehr persönlichen Gründen, nicht ausgehalten hätte.
Die Tür am Ende des Gangs stand ein wenig auf. Sie konnte Stimmengemurmel hören - zwei männliche Stimmen, zu leise, als daß sie hätte verstehen können, was gesagt wurde. Sie zögerte, dann atmete sie tief durch, zog die Schultern zurück und klopfte fest an den Türrahmen.
Das Gespräch auf der anderen Seite der Tür brach ab, dann hörte sie: »Samantha? Komm rein, jetzt ist nicht der Zeitpunkt, förmlich zu werden.« Die Stimme ihres Großvaters...
... und doch gleichzeitig nicht. Der Tonfall vermittelte denselben trockenen Humor, den sie immer mit Pop-Pop in Verbindung gebracht hatte, aber irgend etwas fehlte - die Kraft... das Leben. Der Gedanke drängte sich in ihr Bewußtsein. Der Unterschied zwischen Livemusik und einer Aufzeichnung. Die Unmittelbarkeit ist dahin. Sie schloß für einen langen Augenblick die Augen, kämpfte darum, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Dann stieß sie die Tür auf und trat ein.
Jim Dooley, Sr., betrachtete sie mit den leuchtendgrünen Augen, die ihr so vertraut waren, jenen Augen,
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