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BattleTech 24: Auge um Auge

BattleTech 24: Auge um Auge

Titel: BattleTech 24: Auge um Auge
Autoren: Victor Milan
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Veteranen -, wie darum, sich von ihrer Mutter loszureißen. Es war noch dunkel gewesen, als die Geräusche sie an jenem Morgen geweckt hatten. Geräusche aus dem Nebenzimmer. Das intensive Flüstern ihrer Eltern, die sich irgendwie einbildeten, ihr erregtes Zischeln würden den scharfen Sinnen ihres Kinds entgehen. Sie war in einem der Unterhemden ihres Vaters, die sie als Nachthemd trug, aus dem Bett gekrochen und hatte aus dem Flur um den Türpfosten gespäht. Sie hatten mitten im Wohnzimmer gestanden, Mutter in ihrem Morgenmantel, Vater in seiner staubgrünen Militärkleidung mit den dunkelgrünen Beinkleidern und Unterarmbändern und den schlichten gelben Abzeichen seines Kommandeursranges am Kragen.
    Sofort war auch Cassie aufgeregt. Sie liebte es, wenn ihr Vater seine Soldatenkleidung anzog. Er sah dann so hübsch aus. Und manchmal nahm er sie zu Umzügen mit, bei denen sie Reihen junger Männer mit ihren geschwungenen Helmen und hübschen Uniformen sah und die großen Panzer, auf die ein kleines Mädchen manchmal – wenn es sehr geschickt war – klettern konnte. Und manchmal bekam sie sogar einen BattleMech zu sehen, der wie ein riesiger, furchterregender Metallmann in der heißen Sonne Larshas glühte.
    Aber an der Art, wie sich ihre Eltern benahmen, erkannte Cassie, daß es heute keine lustigen Ausflüge geben würde. Sie sahen so ernst aus, wie es Erwachsene immer taten, wenn sie über Dinge sprachen, die Kinder nicht hören sollten.
    »…nur ein Alarm«, sagte Commander Manoc Suthorn. Sein Mund wurde schmal. »Die Befehle untersagen eine Evakuierung. Es soll keine Panik verbreitet werden.«
    Cassies Mutter packte ihn am Arm. »Besteht die Chance, daß es auch hier Kämpfe geben wird?«
»Ich weiß nicht.« Ihr Vater schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, wir hätten unter dem Haus einen Schutzkeller angelegt.«
»Gib mir nicht die Schuld dafür!« Alexandra Suthorns Stimme war schrill und überschlug sich fast. »Mir kannst du nicht die Schuld geben! Andere Ausgaben waren wichtiger, und wir hatten nie genug…«
»Für die Abendkleider reichte es aber, weil ihr wieder die Stellung erreichen wolltet, die wir damals im Kombinat hatten.« Sanft löste er ihre Finger von seinen Armen. »Ja, ja, ich weiß… den Status, den ich verlor…«
Er küßte sie auf die Stirn. »Jetzt ist es zu spät für Schuldzuweisungen«, sagte er, »und wenn jemand Schuld hat, dann habe ich soviel wie du. Paß auf Cassie auf.«
Und dann drehte er sich um und sah Cassie. Das Kind machte gar nicht mehr den Versuch, sich zu verstecken. Den Teddybär hielt sie in einer kleinen Faust. Manoc Suthorn hob sie hoch, umarmte sie fest, nannte sie sein kleines Mädchen und sagte ihr, sie solle lieb sein. Dann war er draußen.
Zwei Stunden später begannen die Sirenen zu heulen wie Todesfeen, sie schwollen an und ab, an und ab… Und dann ein tosendes Brausen am Himmel, als zöge ein gewaltiger Sturmwind vorbei, und Cassies Mutter umklammerte ihren Arm wie ein Schraubstock, um zu verhindern, daß sie hinausging, während Tränenspuren auf ihrer Elfenbeinhaut glitzerten.
Noch ein Krachen. Ein roter Blitz erhellte die Straße, dem ein Donnern folgte. Der Geruch von Ozon, und dann rauschte mit brennenden Ästen der ausladende Sandusk-Olivenbaum im Vorgarten der Suthorns am Fenster vorbei. Alexandra ließ ihre Tochter los, zerkratzte sich mit den Nägeln die Wangen und schrie.
Männer kamen die Straße entlang, Männer waren im Aung-Hof gegenüber der Gasse des Schillernden Ruhmes. Männer in den unverkennbaren olivgrünen Uniformen und Helmen, die Cassie so vertraut waren.
»Daddy!« rief sie und wand sich mit doppelter Energie. »Es ist Daddy.«
»Nein, Liebes, nein«, sagte ihre Mutter und rang irgendwie die Panik nieder. »Das sind nur Soldaten, die wie Daddy gekleidet sind. Du kannst nicht sagen…«
Ein blauer Strahl traf vor dem Aung-Haus den Boden und schnitt ihr das Wort ab. Das blaue Feuer nahm Cassie vorübergehend die Sicht. Durch große unscharfe Wolken von Nachbildern sah sie das große Frontfenster schimmern und einfach zerschmelzen, spürte einen Hitzeschub im Gesicht wie den heißen Lufthauch, wenn sie zu nahe am Ofen hockte, während ihre Mutter Backwaren hineinschob oder herausholte.
Im Aung-Hof brannten Männer. Cassie stieß einen Schrei aus, der ihr die Kehle zu zerreißen schien. Sie ließ ihren Bären fallen, riß sich von der Mutter los und rannte durch die Vordertür hinaus.
Die brennenden Männer waren zu Boden
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