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BattleTech 15: Jade Phoenix-Trilogie III - Falkenwacht

BattleTech 15: Jade Phoenix-Trilogie III - Falkenwacht

Titel: BattleTech 15: Jade Phoenix-Trilogie III - Falkenwacht
Autoren: Robert Thurston
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noch hatte. Aber was bedeutete es schon, wieviel Zeit man hatte, wenn es auf jeden Fall alles war, was man noch an Zeit hatte?
    Sie entschloß sich, mit dem Bein des Höllenbote zu treten. In den meisten Gefechten ein hirnrissiges Manöver, aber wenn man lebendig begraben war, mochte es einen Sinn haben. Sie bearbeitete das Pedal und stellte mit freudiger Überraschung fest, daß sich das ganze Bein befreien konnte. Dann trat sie erneut aus. Das bloße Gefühl, das Bein frei bewegen zu können, versetzte sie in Hochstimmung. Bei diesem Tritt hatte Joanna das Gefühl, daß noch mehr Erde und Steine davongeschleudert wurden. Zumindest ein Anfang. Beim nächsten Tritt bemerkte sie eine leichte Bewegung des Hüftgelenks. Vielleicht war es die Konstruktion der Maschine, die ihren Befreiungsversuch unterstützte. Die breiten Schultern des Höllenbote verhinderten möglicherweise, daß neuer Schutt nachrutschte und das Bein erneut verschüttete, während das nach außen verlagerte Hüftgelenk dem Bein ausreichend Hebelwirkung verlieh, um sich aus der Falle zu befreien.
    Joanna drohte das Bewußtsein zu verlieren, die Augen fielen ihr immer wieder zu. Die Luft war stickig. Wenn es ihr nur gelang, die Filter wieder in Betrieb zu nehmen, konnte das den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten — eine Frage von Minuten. Sie schluckte schwer, hatte das Gefühl, es könnte das letztemal sein. Dann schluckte sie noch einmal, nur um sich das Gegenteil zu beweisen. Joanna war schon immer dickköpfig gewesen, in jeder Situation.
    Ihr wurde klar, daß sie keine Zeit mehr hatte, mit stetigen Bewegungen winzige Fortschritte zu machen. Auf diese Weise mußte sie ersticken, lange bevor sie frische Luft bekam.
    Joanna schob die Kontrollregler bis zum Anschlag hoch und versuchte, den BattleMech mit aller Kraft vorwärtszubewegen, die seine Systeme aufbringen konnten. Zunächst geschah nichts. Die rechte Seite der Maschine schien einzementiert, daher konzentrierte sie sich auf die linke. Sie drückte die linke Schulter des Mechs vor und bemerkte eine Reaktion — nicht mehr als ein leises Zucken. Aber als sie die Aktion wiederholte, war die Bewegung stärker. In ständiger Wiederholung fühlte sie die ruckende Bewegung der Schulter, wie bei einem Boxkampf. Die rechte Seite des Kolosses saß noch immer zu fest um eine vollständige Befreiung zu ermöglichen. Ihre einzige Hoffnung lag in den ruckenden Bewegungen der linken Seite. Panisch stieß sie die linke Mechschulter immer wieder vor, bis sich endlich ein Teil des Schutts vor der Sichtscheibe verschob. Es war nur eine leichte Verlagerung, aber genug, um ihr zu zeigen, daß es noch eine Chance gab.
    Das Cockpit war stickig. Die Luft enthielt kaum noch Sauerstoff, aber Joanna ließ nicht locker, bis am linken Rand der Sichtscheibe das Tageslicht in die Kanzel fiel. Damit standen die Chancen nicht schlecht, daß die Cockpitluke ins Freie führte.
    Sie wankte zur Luke und riß den Öffnungshebel herum, aber das Metall bewegte sich nicht. Die Hitze im Kanzelinnern war kaum noch zu ertragen. Sie zwang sich zur Ruhe und versuchte erneut, die Luke zu öffnen, wieder ohne Erfolg. Mit beiden Händen schob sie den Kontrollhebel einwärts, in der Hoffnung, den Druck zu verringern, dann riß sie ihn zurück. Sie wiederholte die Aktion mehrere Male, obwohl es ihre ganze Kraft kostete. Dann drang ein Geräusch an ihre Ohren, das ihr wie Musik erschien, ein Schnappen, möglicherweise das Öffnen des Verschlußmechanismus. Vorsichtig, sanft zog sie weiter, diesmal zur Seite, und öffnete allmählich einen Spalt, der breit genug war, ihren Körper hindurchzuzwängen, hinaus zwischen die Steine und Erdmassen. Ein paar Felsbrocken stürzten ins Kanzelinnere und prallten mit einem seltsamen Krachen auf den Metallboden des Mechcockpits.
    Sie fragte sich, ob sie vielleicht genug Bewegung in die Erdmassen gebracht hatte, um den Mech von der schwersten Last zu befreien und versuchte noch einmal, die Maschine in Bewegung zu setzen, aber sie rührte sich nicht. Joanna keuchte. Die atembare Luft war sozusagen aufgebraucht. Panisch grub sie sich in die Erdwand, die sich vor ihr auftürmte, löste Felsbrocken heraus, warf sie hinter sich, stieß Lehm und Dreck zur Seite.
    Es dauerte nicht lange, und der größte Teil ihres Leibes war außerhalb des Cockpits in dem Tunnel, den sie gegraben hatte. Statt über ihren Erfolg begeistert zu sein, wollte ihr Körper zusammenbrechen, die Augen schließen, ausruhen,
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