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Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Titel: Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung
Autoren: Michael Gerber
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selbstreinigenden Wok hin. Jetzt, wo sie Kinder hatten, konnte er noch nicht mal auf ein Strip-O-Gram hoffen.
    »Achtunddreißig hätte ich also geschafft, aber Hunderte von diesen elenden Misttagen stehen mir noch bevor«, sagte Barry und schaltete seinen Computer im Zauberallerleiministerium aus, wo er als stellvertretender Hilfsuntervizesekretär für Muddelbeziehungen arbeitete. Vorhin hatte er — wie üblich Zeit vertrödelnd — »achtunddreißig« in die Zauberersuchmaschine prest.org eingegeben: »Nostradamus zufolge symbolisiert diese Zahl den wenig bekannten Fünften Reiter der Apokalypse, die Langeweile.«
    Offenbar hatte seine Familie seinen Geburtstag komplett vergessen. Hermeline hatte, wie sie immer wieder betonte, ihr eigenes Leben. Momentan bedeutete das, eine in sämtlichen Regionalausgaben des Tagessalbader erscheinende Ratgeberkolumne zu schreiben: »Hermeline hilft«. In aufgekratztem Ton machte sie darin Vorschläge, wie sich Muddelutensilien zum Hexen verwenden ließen. »Braucht man für einen Zaubertrank einen Pferdehuf, kann man statt dessen auch auf Gelatine aus dem Supermarkt zurückgreifen!« Dienstags und donnerstags schwebte Hermeline die fünf Minuten nach Oxford hinein, um einem Gorilla namens Audrey das Zaubern beizubringen. Das Experiment war Bestandteil ihrer Doktorarbeit in Kryptozoologie. 1
    Und in ihrer spärlichen Freizeit, also an den meisten Wochenenden, den Abenden und in der Badewanne, übersetzte sie  Das Buch der bekanntesten Zaubersprüche  in 133+. Wenn man noch die ständige Beaufsichtigung und Erziehung ihrer Kinder Nigel (elf) und Fiona (drei) dazurechnete, hätte jeder normale Mensch ein Auge zugedrückt, wenn sie mal seinen Geburtstag vergessen hätte.
    Aber Barry war nicht normal. Jeder seiner Geburtstage war ein Minenfeld unausgesprochener Erwartungen — und Barry schreckte nicht davor zurück, in den Sexstreik zu treten, wenn man ihn nicht zufriedenstellte. An jedem 31. Juli versetzte sie Barrys morgendlichen Darjeeling mit Pu-Ber-Tee, um sein kindliches Gemüt zu besänftigen. Beim Gedanken daran, wie sich ein »ungedopter« Barry aufführen würde, schauderte Hermeline. Den Ehemann zu behexen war zwar verpönt (wegen der Willensfreiheit oder irgend so einer Lappalie), aber mit Barry Trotter verheiratet zu sein erforderte nun einmal drastische Maßnahmen. Außerdem konnte ein mächtiger Zauberer, wenn er die Beherrschung verlor, ein ganzes Ökosystem durcheinanderbringen. Jede Ehe hat ihre eigenen Regeln, und für Hermeline lautete eine davon, dass gelegentliche kleinere Sünden um ihres Seelenheils und des Allgemeinwohls willen erlaubt waren.
    Um kurz nach vier fiel Hermeline ein, dass ihr Mann Geburtstag hatte — nur anderthalb Stunden, bevor er nach Hause kam. Die Kinder wurden sofort angewiesen, Karten zu basteln (wenn nötig, würde Hermeline sie rasch mit einem Goldige-Ungeschicklichkeit-Zauber verhexen), und sie selbst schickte Eulen an sämtliche Freunde.

    Während sie auf Antwort wartete, gab Hermeline ihrer aktuellen Kolumne den letzten Schliff. Ihr fehlten noch zehn Wörter. »Eine alte, unverzauberte Strumpfhose kann sehr, sehr, sehr nützlich sein«, tippte sie und berührte mit ihrem Zauberstab den Monitor - sogleich wurde der Text an ihren Redakteur geschickt, einen mürrischen alten Hexenmeister namens Clagton, der nach Druckerschwärze und Pomade aus Fledermausblut roch.
    Die nächste Stunde verbrachte Hermeline damit, hektisch Dinge herbeizuzaubern — ein paar Geschenke, eine Torte, einige Hütchen und Dekorationsmaterial. Da alles irgendwo herkommen musste, verschwanden diese Dinge aus diversen Muddelgeschäften, dem Magiefactum-Versandlager, einer Muddelbäckerei 2  und von der Party eines unglückseligen Siebenjährigen in China.
    Nach und nach trudelten die Antworten ein, darunter auch eine Geburtstagskarte, die widerwillig von Saftsack, der boshaften alten Eule der Measlys, abgeliefert wurde. Offenbar angetrunken zockelte sie herein, wartete ab, ob Hermeline es wagen würde, ihr kein Leckerli zu geben, und hackte dann nach ihrer Halsschlagader, als sie es tat. Hermeline und Saftsack waren alte Feinde, und Hermeline hatte gerade einen Tennisschläger zur Hand. »Sag Ferd, er soll nächstes Mal Herpes schicken«, sagte Hermeline und beförderte Saftsack mit einem Überkopfball nach draußen. 3

    Um Punkt fünf Uhr hatte sich eine Handvoll hastig herbeizitierter Gäste in dem kleinen Häuschen der Trotters versammelt. Lon war da,
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