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Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Titel: Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung
Autoren: Michael Gerber
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sie sie zu Tode langweilten, aber der wahre Grund war wohl, dass es längst nicht soviel Spass macht, sich verrückt anzuziehen und aufzuführen, wenn alle das tun. Wenn ganz normale Leute Dinge verhexen, herbeizaubern und levitieren, mit Tieren sprechen, in die Zukunft schauen, sich von hier nach da teleportieren oder sogar Laserstrahlen aus ihren Augen schießen lassen konnten (nach ein paar sorgfältig gewählten lateinischen oder jiddischen Worten, versteht sich), so der Gedanke, dann waren Zauberer und Hexen ganz normale Leute.
    Die zwei Welten waren also zu einer geworden. Das alte Zauberallerleiministerium wurde nicht mehr gebraucht — nach dem Wirbel um Barry Trotter war der Versuch, die Welt der Magie vor den Muddeln geheimzuhalten, etwa so aussichtsreich wie der, den Atlantik mit einem Pappbecher leerzuschöpfen. Das Ministerium löste sich still und leise auf, und die wenigen Mitarbeiter, die blieben, wandten sich der Werbung zu, der Magie der Muddel. Integration lautete die Parole, und auch wenn nicht jeder Zauberer damit einverstanden war, konnte doch auch niemand mit einer Alternative aufwarten.
    Zu der Handvoll Menschen, die dafür bezahlt wurden, die Assimilation zu fördern, gehörte auch unser gemeinsamer Freund, der berühmteste Zauberer der Welt, Barry Trotter. Jeder, der den echten Barry — und nicht nur J. G. Rollins’ sehr viel sympathischere Schöpfung — kannte, wäre darüber entsetzt gewesen. Selbst mit achtunddreißig Jahren benahm sich Barry noch äußerst unreif. Die kurzen Phasen, in denen er sich vernünftig verhielt, waren die Ausnahme und nicht die Regel. Seine Neigung zu Habgier, Gefräßigkeit, Apathie und mangelnder Hygiene hatte sich zwar mit zunehmendem Alter etwas gelegt, doch das lag eher daran, dass ihm zunehmend die Energie fehlte, und nicht an einer charakterlichen Reifung. Nicht dass Barry ein schlechter Mensch war — er war stets bereit, einem eine erfundene Geschichte zu erzählen, einen schlechten Rat zu erteilen oder in etwas hineinzupfuschen. Er war wie eine Kanone, die sehr leicht losging. Eine sehr, sehr große Kanone mit Nuklearsprengköpfen, die auf dichtbesiedelte Gebiete feuerte. Zur Abendbrotzeit. Mit anderen Worten: ein Typ, den man auf keinen Fall mit den heiklen Beziehungen zwischen Muddeln und Zauberern betrauen möchte.
    Denn trotz des guten Willens, der bei Muddeln und Zauberern durchaus vorhanden war — sie waren einfach zu verschieden. Ein Dickicht unausgesprochener Ängste stand zwischen ihnen: Die Mächtigen unter den Muddeln fürchteten die Macht der Zauberer, und die Zauberer lebten in Angst vor dem Pöbel. Leute wie Barry und Henratty taten alles, was in ihrer Macht stand, um dieses empfindliche System in der Balance zu halten, denn die Alternative war — nun ja, daran wollte lieber niemand denken.

    Am Morgen ihres Ausflugs zur SOKO Magie war Nigel so aufgeregt, wie Barry ihn noch nie erlebt hatte. Er beschwerte sich nicht mal, als Fiona ihn wie üblich von oben bis unten mit Haferbrei bespritzte (sein Schulranzen starrte buchstäblich von dem Zeug).
    Nigel war sogar bereit, mit dem Magischen Bus zu fahren. Dabei benutzte er nur höchst ungern magische Verkehrsmittel. Sie machten ihn nervös.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Barry auf der Fahrt ins Londoner Stadtzentrum. »Ein Ford Ganglia ist doch viel gefährlicher.«
    »Klar, wenn du fährst, schon«, sagte Nigel, ohne von seinem Comic-Heft aufzusehen.
    »Früher oder später musst du deine Phobien ja doch überwinden«, sagte Barry während der Fahrt.
    »Ich weiß.« Nigel kratzte mit dem Daumennagel an einem Spritzer getrockneten Haferbreis.
    »Das spielt sich alles bloß in deinem Kopf ab«, sagte Barry. Neben ihm spuckte der Geist von Keith Moon Champagner auf vorbeifahrende Autos.
    »Und was ist mit diesen wissenschaftlichen Studien, denen zufolge Zaubern unfruchtbar macht?« fragte Nigel.
    »Sehe ich so aus, als wäre ich unfruchtbar?« konterte Barry.
    »Weiß nicht, ich hab’ nie so genau hingeschaut«, sagte Nigel.
    »Ich traue den sogenannten Wissenschaften der Muddel nicht. Wenn mir allerdings ein renommierter Zauberer sagen würde: >Pass auf, dass du deinen Zauberstab nicht zu dicht an dem Zauberstab in deiner Hose verstaust<, dann würde ich mal drüber nachdenken.«
    »Dann eben verrückt. Du kannst nicht leugnen, dass Magie einen verrückt macht«, sagte Nigel. »Guck dir Alpo an.« 9
    »Ein schlechtes Beispiel beweist noch gar nichts«, erwiderte Barry.
    »Du, Mum,
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