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Barry Trotter und die schamlose Parodie

Titel: Barry Trotter und die schamlose Parodie
Autoren: Michael Gerber
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entschieden. Er würde Hermeline nichts davon erzählen; wie auch immer sein Plan aussehen würde, er wäre in jedem Fall hochgradig gesetzwidrig, und sie spielte in solchen Fragen immer den Moralapostel. Hinter einem freundlichen Wiedersehenslächeln brütete er vor sich hin, und als er am nächsten Morgen ins Büro kam, hatte er bereits die Grundzüge eines Plans im Kopf.
    »Phyllis«, bat Barry, »könnten Sie mich mit Fidibus Snipe verbinden?«
    »Natürlich«, sagte Phyllis. Sie war die ehemalige Präsidentin von Barrys amerikanischem Fanclub und unentbehrlich für ihn geworden. Hermeline zog ihn immer mit seiner blutjungen Sekretärin auf, aber sie brauchte sich keine Sorgen zu machen; wenn man die Menschen in verschiedene Gemüsesorten einteilen würde, dann wäre Phyllis Stangensellerie — ganz nett, aber ziemlich fade im Geschmack. Kurz darauf flötete sie: »Mr. Snipe ist auf Leitung zwei, Mr. Trotter.«
    Barry nahm den Hörer ab. »Hallo, Fidibus. Ich hätte da mal eine Frage.«
    »Schieß los.« Snipe, Barrys ehemaliger Lehrer, arbeitete jetzt fürs Militär. Er entwickelte biomagische Waffen. Snipe war in den Büchern ziemlich schlechtweggekommen. Dass er als Schurke dargestellt wurde, hatte ausschließlich dramaturgische Gründe. Eigentlich war er ganz in Ordnung, solange es einem nichts ausmachte, dann und wann mit einer Ladung magischer Gonorrhö-Erreger eingenebelt zu werden.
    »Nehmen wir mal an, ich wollte etwas absolut einzigartig machen«, sagte Barry. »So dass es kein zweites davon auf der Welt gibt. Gibt es dafür einen Zauber?«
    »Aber sicher. Und er ist nicht besonders schwer, du wirst ihn also auch ohne Hermeline hinkriegen!«
    »Ha, ha«, lachte Barry. Bei näherer Betrachtung war Snipe irgendwie doch ein A-Loch. »Wo finde ich ihn?«
    »Er müsste in Eccles’ >Zaubersprüche für den Hausgebrauch< stehen. Wenn nicht, versuchs mal mit Bluebottles >Tränke, Flüche und Beschwörungen< Wenn du ihn nicht finden kannst, ruf mich wieder an.« Snipe zögerte, dann fragte er: »Wie war’s in Amerika?«
    »Jemand hat mir 5.000 Dollar für meinen Führerschein geboten.«
    Snipe lachte. »Na, ich hoffe, du hast angenommen.«
    Barry dankte seinem alten Lehrer für die Auskunft und legte auf. Er sah auf seine Uhr — er würde es gerade noch zur Hellseher-Tagung schaffen. Als er, die Rede und die Dias in seinen Aktenkoffer stopfend, durchs Vorzimmer ging, bat er Phyllis, den passenden Zauber für ihn ausfindig zu machen. »Wird erledigt«, sagte sie. Sie war geradezu beängstigend tüchtig.
    Ein Meer von Hellseher-Fezen vor sich, leierte er lustlos seinen Vortrag herunter, während er im Geiste die Details seines Plans ausarbeitete. Ein Hellseher brachte ihn mit einem dieser für diese Spezies typischen winzigen Autos zurück ins Büro. Phyllis war immer noch in einen Stapel Bücher vertieft, von denen manche offenkundig alt und magisch waren (sie fluoreszierten).
    »Was gefunden?« fragte Barry, während er seinen Mantel aufhängte.
    »Ich hab’s gleich«, sagte sie und zwirbelte ihre Haare um einen Finger, wie immer, wenn sie arbeitete. »Alpo Bumblemore hat wegen des Banketts angerufen.«
    Barry überlegte, den verwitterten alten Trottel anzurufen, schob es dann aber auf. Am Ende quetschte Bumblemore noch Barrys Plan aus ihm heraus und hielt ihm eine Standpauke über dessen Gesetzeswidrigkeit. Solche Predigten hatte er seit seinem elften Lebensjahr geflissentlich ignoriert. »Ich ruf ihn später zurück«, sagte er.
    »Da!« rief Phyllis aus. »Ist es das, was Sie meinten?« Sie reichte ihm ein aufgeschlagenes Buch. Es war aus Pergament, leuchtete grell und summte leise. »Ehrenpreis’ Einzigartigkeits-Elixier«, las Barry. Ein kurzer Blick überzeugte ihn davon, dass das genau der Zauber war, den er suchte. Er nahm das Buch mit in sein Büro und rief Phyllis zu: »Ich brauche das Video, das ich aus L. A. mitgebracht habe.«
    Sie holte es ihm. »Sie nehmen es doch nachher nicht mit nach Hause, oder? Ich wollte eigentlich den Hexenzirkel zum Videogucken einladen.« Als Hexenzirkel bezeichnete Phyllis eine Gruppe amerikanischer Trotter-Fans, die bei ihr in der Nachbarschaft wohnten. Gelegentlich holte einer von ihnen sie von der Arbeit ab, und Barry wurde genötigt, für ein oder gleich ein Dutzend Fotos zu posieren. Das machte ihm aber nichts aus, denn Phyllis’ Freundinnen waren ausnahmslos sehr attraktiv.
    Er nahm das Video entgegen. »Keine Angst, Sie werden ihn schon noch zu sehen
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