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Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Barbarendämmerung: Roman (German Edition)
Autoren: Tobias O. Meißner
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er ja nichts hören konnte, erschlug die Frau und zwei ihrer Aushändiger gleich mit. Daraufhin ergriffen die anderen die Flucht, und einige verließen sogar mit Hab und Gut den Ort, um niemals wiederzukehren.
    Die Sinne des Barbaren stellten sich nach einer guten Stunde wieder ein.
    Dann besah er sich, was er angerichtet hatte, war recht beeindruckt von seiner Zerstörungskraft und verließ den Ort auf einem anderen Pferd.
    Der Barbar verspürte Verunsicherung.
    Es gefiel ihm nicht, gejagt zu werden.
    Es war schon unangenehm genug, dass hässliche Menschen zu Pferd und mit Hunden oder zu Fuß und mit aufgeschraubten Mündern Tag und Nacht hinter ihm her waren – dass nun aber auch harmlos aussehende Frauen auf ihn losgingen, bereitete ihm Sorgen. Er wollte sich bewegen können, die Freiheit spüren. Nicht von jeder Person, der er begegnete, angefallen werden.
    Es musste mit diesen Bildern zu tun haben, die überall hingen.
    Also fing er an, diese Bilder zu entfernen oder dort, wo sie zu sorgfältig festgeklebt waren, sie immerhin zu zerstören und unkenntlich zu machen. Dies war ein eigentümlicher Vorgang. Er suchte, fand und zerstörte sein eigenes Bild. Überall. Als wären an allen erdenklichen Orten Teile von ihm verstreut, die er zerfetzen musste, damit sie ihn nicht weiterhin schwächen konnten.
    Dadurch fiel er natürlich auf.
    Es fiel sogar auf, dass der große Fremde, der ins Dorf kam, um die Bilder zu vernichten, den Bildern glich. Nur dadurch zog er die Aufmerksamkeit seiner nächsten Verfolger auf sich.
    Die Vierten, die es versuchten, waren eine heruntergekommene Familiensippe. Sie nannten sich »die Kerils«. Sie trugen alle diesen Nachnamen. Die Männer waren ausgezehrt, hohlwangig, bärtig und wie besessen. Die Frauen hatten buschige Augenbrauen, keifende Stimmen und ungeduldige Gebärden. Sie folgten dem Barbaren als struppiger Schwarm. Und eines Nachts, als er schlief, seine wachsamen Sinne von Erschöpfung betrogen, fielen sie über ihn her und droschen mit Knüppeln auf ihn ein. Er schlug um sich in die Nacht mit seiner Axt, aber er traf niemanden. Wie ein Traum waren die Kerils in das Dunkel zurückgehuscht und erwarteten leise miteinander hadernd ihre nächste Gelegenheit.
    So ging das zwei Wochen lang.
    Einige Kerils stürzten sich in einem Teich auf ihn, während er badete. Bevor er einen von ihnen richtig zu packen bekam und ertränken konnte, waren sie ihm nass entglitten.
    Mehrere ihrer Frauen folgten ihm in ein Gebäude, in dem er einige seiner Münzen in etwas brennendes Trinkbares verwandeln wollte. Zuerst dachte er, sie wollten etwas mit ihm haben. Doch plötzlich stachen sie mit flinken Messern auf ihn ein. Blutend erwehrte er sich. Alles wich vor ihm zurück und erkannte den Mann auf den Bildern. Die Kerilfrauen waren verschwunden.
    Der nächste Überfall fand auf einer Steppe statt. Die Kerils schwärmten aus einem stinkenden unterirdischen Gangsystem und bewarfen ihn mit Tierkot und Steinen. Dann tauchten sie wieder dorthin ab, bevor er ihrer habhaft werden konnte.
    In einem Geröllfeld kamen sie hinter Felsen hervorgekreischt, malträtierten ihn, bis er beinahe vom Pferd fiel, und zogen sich zurück, laut wie streitende Krähenvögel zwar, aber nichtsdestotrotz flink und sich so aufteilend, dass er nicht wusste, wem er folgen sollte. Sie schienen keinen klar erkennbaren Anführer zu besitzen. Sie waren wie Fische im Meer.
    Dann wurde es richtig lästig. Kerilkinder überfielen ihn, während er im Wald seine Notdurft verrichtete. Er sah sie nicht kommen und hörte sie nicht flüchten. Als wirkten noch immer die beiden heimtückischen Pülverchen der Kräuterkundigen in ihm.
    Schließlich gelang es ihm jedoch, damit anzufangen, die Kerils auszudünnen.
    Bei einem neuerlichen nächtlichen Überfall packte er eine ihrer Frauen am Fußknöchel und hielt sie eisern fest, während man ihn mit Zweigen und Schneidgras verdrosch. Zwei junge struppigbärtige Männer blieben zurück, um die Frau zu befreien. Diese drei fraß seine Axt.
    Beim nächsten Mal erwischte er nur einen ältlichen Mann, aber immerhin. Aus den Unberührbaren waren Sterbliche geworden. Die Kerils spürten das und zerstritten sich noch mehr untereinander als ohnehin schon. Ihre Frauen drohten den Männern damit, es mit dem Barbaren zu treiben und seine Kinder zur Welt zu bringen, wenn es den Männern nicht bald gelingen würde, ihn zur Strecke zu bringen.
    Die Männer verfielen in hohlwangige Raserei.
    Die meisten von
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