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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht
Autoren: Constance Banyon
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denn sonst dein Vormund sein, wenn nicht der älteste lebende Vertreter des Hauses Bradford?“
    Plötzlich wurde die Speisezimmertür heftig aufgerissen, und wie ein frischer Windstoß wehte Arabella Bradford ins Zimmer. Auch wenn sie der Trauer um den Bruder wegen Schwarz trug, war sie bildschön und atemberaubend elegant.
    „Ich kam so schnell es nur möglich war, mein Liebling“, rief sie und streckte ihrer Nichte die Arme entgegen. Royal warf sich ihrer Tante an den Hals, und die hielt das Mädchen herzlich an sich gedrückt. Dafür traf den Cousin ein überaus frostiger Blick. „Keine Sorge, Royal, du brauchst dir den Kopf nicht wegen einer Heirat zerbrechen. Ich bin gekommen, um dich mit mir nach Frankreich zu nehmen.“
    Royal schloß die Augen und lehnte den Kopf an die Schulter ihrer Tante. Nun würde endlich alles ins Lot kommen. Dafür würde Tante Arabella schon sorgen.
    Das Gesicht rot vor Zorn, sprang Victor Bradford auf. „Da habe ich wohl auch noch ein Wort mitzureden, bevor Sie Royal außer Landes bringen können, Arabella.“
    „Ich zweifle keine Sekunde daran, daß es nicht der Wille meines Bruders sein kann, Ihnen dieses Kind auszuliefern“, verkündete Arabella herablassend. „Vermutlich haben Sie gehofft, ich würde überhaupt nicht erscheinen. Aber seien Sie versichert, Cousin Victor, daß weder mein toter Bruder noch ich es jemals zugelassen hätten, daß Sie unsere kleine Royal mit Ihrem Sprößling verkuppeln.“
    „Sie haben sich ja schon immer für etwas Besseres gehalten“, sagte Victor Bradford giftig. „Aber wahrscheinlich haben Sie nun zu lange auf uns herabgeschaut, Cousine Arabella.“
    Arabella zog Royal mit sich zur Tür. „Zu Schlangen kann man eben nicht aufschauen, Victor“, sagte sie noch über die Schulter zurück und verließ den Raum.
    Erst in dem Empfangssalon hielt sie an, drückte Royal auf das Sofa und setzte sich an ihre Seite. Mit der behandschuhten Rechten hob Arabella den Kopf des Mädchens hoch und wischte ihr die Tränen von den Wangen.
    „Aber, aber“, tröstete sie. „Du zitterst ja an allen Gliedern, mein Liebling. Laß dich doch von diesem gräßlichen Kerl nicht ins Bockshorn jagen. Es tut mir ja so leid, daß ich dich so lange mit den ekligen Leuten allein lassen mußte.“ Ein heiteres Lachen umspielte die vollen Lippen. „Kümmere dich gar nicht um Victor. Kein Mensch hat ihn jemals ernst genommen.“
    Royal fühlte, wie aller Zorn und aller Schmerz langsam von ihr abfielen, als sie ihrer Tante in die Augen blickte, die mitleidsvoll auf sie gerichtet waren.
    „Ich bin so froh, daß du endlich da bist“, flüsterte Royal.
    „Aber du hast doch gewußt, daß ich kommen würde, liebes Kind.“
    „Ja, ich war ganz sicher, Tante Arabella.“
    Arabella umarmte und küßte ihre Nichte herzlich. „Es tut mir ja so leid, daß ich nicht bei dir sein konnte, als dein Vater heimging, Royal. Von jetzt an soll uns nichts mehr trennen. Würde es dir wohl gefallen, mit mir nach Frankreich zu gehen?“
    „O ja, Tante Arabella, das wäre wunderbar.“
     
    *
     
    Jeder in der Bibliothek wartete gespannt, nur Mr. Greenburg blätterte ungerührt in einigen Dokumenten. Schließlich warf er einen Blick über den Rand der Brille und sagte: „Es tut mir leid, wenn eine Verzögerung eingetreten ist, aber unsere Runde ist noch nicht vollzählig.“
    Royal saß neben ihrer Tante. Victor Bradfords Familie hatte es sich auf dem lederbezogenen Sofa bequem gemacht. Auch Tobias und Alba Beemish waren anwesend.
    „Wen kann denn überhaupt die Testamentseröffnung noch etwas angehen?“ erkundigte sich Victor Bradford ungehalten. „Wir haben keine weiteren lebenden Verwandten.“
    Der Anwalt lächelte unpersönlich. „Ich halte mich lediglich an die Wünsche meines verstorbenen Klienten.“ Nach einem kurzen Seitenblick aus dem Fenster setzte er hinzu: „Außerdem ist die fragliche Person soeben eingetroffen.“ Der Advokat ging hinaus, den Ankömmling zu begrüßen, und aller Augen waren auf die Tür gerichtet. Greenburg trat in einem gedämpften Gespräch mit Damon Routhland ein. Sosehr sich Victor Bradford, verärgert über die Verspätung, auch anstrengte, er war außerstande, etwas von den Worten zu verstehen.
    Royal fragte sich, was dieser Mann überhaupt mit dem Sterbefall zu tun haben könnte, neigte sich zu ihrer Tante und flüsterte: „Was bringt wohl Damon Routhland hierher?“
    Zunächst erkannte Arabella den feurigen jungen Heißsporn von damals
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